Von Sponsoren und Mäzenaten

Gestern ist mir eine Presseaussendung des Condenast-Verlags in die Hände gefallen, die auf einen Bericht in der aktuellen Ausgabe (4/07) der Zeitschrift VOGUE hinweist. In diesem kritisiert Francesca von Habsburg das “kommerzielle” Kunstsponsoring, wie es dort heißt. Der Geldadel sponsore Kunst oft, weil sie Prestige bringe, so von Habsburg. “Es ist eine Schande, dass das Sponsorship das Mäzenatentum fast völlig verdrängt hat. Heute erkaufen sich die Leute mit Hilfe von Kunst ein neues Image.”

Ihr selbst geht es um Dialog, neue Wege und Bewusstseinserweiterung, um “eine  radikal neue, eine inspirierte Weltordnung”.  Daher sieht sich von Habsburg nicht nur als Mäzenatin, sondern “aktiv grenzüberschreitend und in höchstem Maß politisch (…)”.

Am Ende des Textes habe ich mir dann die Frage gestellt, was mir eigentlich lieber ist, eine Sponsorin oder eine Mäzenatin? Worin ist der Unterschied zu sehen? Sowohl Sponsoren als auch Mäzene fördern Kunst, Sponsoren bekommen dafür eine klar definierte Gegenleistung, Mäzene (eher) nicht. Das heißt aber nicht, dass sie nichts bekommen. Mäzene benutzen die Unterstützung von Künstlerinnen und Künstlern häufig dafür, um sich ein bestimmtes Image zu verschaffen, was beim Sponsoring ja auch oft angestrebt wird. Unter Umständen geht es Mäzenen nicht um die Außenwirkung, sondern nur um das eigene Glücksgefühl. Der Namensgeber Maecenas scheiterte zwar als Dichter, als Unterstützer machte er sich dann aber einen Namen. Rein altruistische Motive waren es auch hier wohl nicht.

Hat die Unterscheidung zwischen Sponsor und Mäzen eine Bedeutung für die Künstlerseite? Ich denke schon. Für Künstlerinnen und Künstler ist es sicher angenehmer, wenn es eine klare Vereinbarung gibt, wer welche Leistungen zu erbringen hat. Wichtig dabei: beide Seiten erbringen eine Leistung, d.h. Künstlerin oder Künstler bewegen sich auf einer gleichberechtigten Ebene und sind nicht in der Rolle des Bittstellers, mein Gegenüber nimmt keine Gönnerrolle ein. Insofern ist die Rolle des Sonsoringnehmers für Künstlerinnen und Künstler wahrscheinlich angenehmer, weil klarer.

Und ich muss auf jeden Fall für mich als Künstler entscheiden, ob ich hinter dem stehen kann, was mein Sponsorgeber an Zielen verfolgt. Ob das politische Ziele sind, oder Imageziele, das spielt keine Rolle. Die Ziele müssen mit meinen Werten vereinbar sein, das ist der Punkt.


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Kommentare

13 Antworten zu „Von Sponsoren und Mäzenaten“

  1. Danke für diesen Beitrag.

    Ich selbst fühle mich als “gesponserter” Künstler sehr wohl, weil ich mir die Unternehmen für konkrete Projekte aussuche und diese teilweise sogar künstlerisch “verarbeite”.

    Wie man sich durch Mäzene unterstützt fühlt, kann ich bis dato nicht aus Erfahrung sagen. So etwas muss meiner Meinung nach immer auf einem beiderseitigen Vertrauensverhältnis aufgebaut werden, um kein Gefühl des Schuldigseins zu erzeugen. Ein wenig würde ich mich wohl auch immer in das “Erkenntlichzeigenmüssen” gedrängt sehen. Nicht jedoch, wenn der Gönner seine Intentionen und Ziele im Zusammenhang mit dem Mäzen-sein glaubhaft machen kann und diese mit meiner Person und auch künstlerischen Arbeit vereinbar wären.

  2. Wahrscheinlich hängt es auch davon ab, wie sich ein Mäzen verhält. Kehrt er seinen Reichtum hervor und kommuniziert seine Unterstützung subkutan als “gute Tat”, dann mag zwar Geld fließen, aber ansonsten stelle ich mir das ziemlich fürchterlich vor. Ob ich mich auf so etwas einlasse, hängt von meinen Werten, aber auch von der Geldsumme ab, um die es geht.

    In der Realität habe ich so ein Verhalten noch nicht erlebt, möchte ich anfügen. Diejenigen, mit denen ich zu tun hatte, hatten ein echtes Interesse an der Kunst, haben nie Ansätze von “Mitleid” gezeigt und sich auch nie in die künstlerischen Belange eingemischt.

    Übrigens freue ich mich sehr über diesen Kommentar, denn er zeigt, dass auch die älteren Beiträge immer wieder gelesen werden. Daher sage auch ich danke!

  3. Claudia Hinze (ENZA)

    Guten Tag !

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    Liebe Grüsse

    Claudia Hinze
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  4. Hallo Christian …

    hab den Artikel erst jetzt gesehen … ich weiß nicht, ob es Kunstmäzene wirklich noch gibt – und wenn, dann ist es verdammt schwierig einen entsprechenden Förderer zu finden… wenn ein gewisses Maß an Bekanntheit und Erfolg erreicht ist gibt es sicher eher Leute, die dann auf den fahrenden Zug aufspringen …. aber gerade dann, wenn zu Anfang die Unterstützung und der Zuspruch besonders wichtig sind, dann ist die Schwierigkeit, entsprechende Kontakte zu finden, leider ziemlich groß. Und so muß man – so wie ich – sich mit einem Brotberuf die (Über-)lebensgrundlage schaffen, hat dadurch zwar ein gewisses Maß an materieller Sicherheit ( aber auch an künstlerischer Freiheit ) – verliert jedoch dabei viel Zeit und Energie, die man lieber in seine künstlerische Arbeit stecken wollte … und sollte … Aber ich denke, es ist eh ein riesiger Glücksfall wenn man tatsächlich mal einen Gönner und Förderer finden sollte …. man wird sehen …

    Liebe Grüsse
    Armin

  5. @Armin: ich glaube schon, dass es noch Mäzene gibt. Ich würde sogar soweit gehen und behaupten, dass eine Unterstützung, die als Sponsoring ettiketiert wird, eigentlich eher eine mäzenatische Unterstützung darstellt, Gerade wenn die Gegenleistung nur darin besteht, das Logo irgendwo anzudrucken, stellt sich mir schon die Frage, was das eigentlich ist?

    Gerade wenn mich anfangs noch niemand kennt, ist es aber vielleicht gar nicht so ungeschickt, sich erst mal um Mäzene zu kümmern. Es muss ja nicht sofort ein Großmäzen sein, warum nicht UnterstützerInnen suchen, die erst einmal mit kleinen Beträgen einsteigen und dann später ihr Engagement erhöhen? Eigentlich ist es doch klar, dass jemand einem unbekannten Künstler nicht sofort einen großen Betrag zur Verfügung stellen wird. Warum handeln wir nicht dementsprechend und versuchen anfangs, erst einmal an kleinere Beträge heranzukommen, Stichwort Fundraisingpyramide.

  6. Hi Christian – ich muß mich wohl wirklich damit mal auseinandersetzen – natürlich beschäftige ich mich lieber mit meiner Kunst als mit der Vermarkterei … aber das geht sicher nicht nur mir so … und selbstverständlich gehe ich nicht davon aus, daß eine Unterstützung sich sofort monatlich in 4stelligen Beträgen darstellt ( auch wenn´s schön wäre) – wenn du also konkrete Tips hättest wo ich versuchen könnte, erste “zarte” Kontakte zu knüpfen wär ich dir sehr dankbar – kannst mir auch gern per mail schreiben. Vielleicht eröffnen sich ja wirklich entsprechende Möglichkeiten – und bis dahin tröste ich mich angesichts des leidigen, aber momentan noch notwendigen Brot-Job´s damit, daß auch Leonardo sich zeitweise u.a. als Unterhaltungskünstler am Hofe vom Mailand -quasi wie ich im Öffentlichen Dienst – verdingt hat .. ;o))

    LG
    Armin

  7. @Armin: Das mit den Tipps ist so eine Sache. Mein einziger Tipp ist, Dir die Kontakte aufzubauen, bevor Du mit dem Sponsoring beginnst. Wenn Dich gleich bei der ersten Begegnung jemand um Geld anhauen würde, täte Dir das vermutlich nicht wirklich gefallen. Anderen geht es vermutlich ähnlich. ;-)

  8. na ja Christian… so plump wird ja nun wirklich niemand vorgehen … es hätte ja sein können, daß es irgendwo im web ne Möglichkeit gibt wo sich Kontakte zwischen Künstlern und potentiellen Förderen anbahnen lassen – Kontakte lassen sich erst aufbauen wenn du “Berührung” mit entsprechenden Personen hast – mit ner Such-/Kontaktanzeige “bin Künstler – suche Mäzen” wird es wohl eher nicht funktionieren ….

    ….. aber ich bin dann mal weg – Kontakte aufbauen .. ;o))

  9. @Armin: Du lachst, aber das Problem ist doch, dass man meist erst dann mit der Suche nach Sponsoren beginnt, wenn das nächste Projekt unmittelbar bevorsteht. dann ist der Druck da und muss man schauen, dass man das Thema möglichst rasch (und unverfänglich) darauf lenkt. Du fragst nach einer Möglichkeit, wo sich Kontakte zwischen Künstlern und potenziellen Förderern anbahnen lassen. Ähm, jeder ist ein potenzieller Förderer. Wahrscheinlich geht es anfangs nicht sofort um große Beträge, aber genau dafür braucht man Zeit. Lerne Leute kennen und lerne sie nicht deshalb kennen, weil Du ihnen im nächsten Schritt einen Sponsoringangebot schicken willst. Das meinte ich damit. Insofern ist es gut, wenn Du weg bist, Kontakte aufzubauen. ;-)

  10. nee Christian … ich lache net – worüber auch ?? … aber das mit dem Kennenlernen von potentiellen Förderern ist so eine Sache – meine Kontakte zum Geldadel sind ….. sagen wir mal … praktisch nicht vorhanden … und die Leute, die ich so kenne oder kennen lerne und die mir auch lieb sind können zwar mit Anerkennung dienen (die ja auch wichtig ist und gut tut ) – aber die sind soweit froh, wenn sie selbst über die Runden kommen – Fördern können setzt ja voraus, daß auch Geld dafür bei jemandem übrig ist …. der gute Wille alleine reicht da nicht ganz. Aber ich glaub, ich wär viel zu stolz um jemanden initiativ diesbezüglich anzusprechen – da müsste schon jemand auf mich zukommen und ich würde mich ganz sicher auch künstlerisch kein bischen verbiegen falls dieser Jemand davon seine Förderung abhängig machen würde …. du siehst – die Voraussetzungen sind nicht gerade erfolgversprechend – und genau deshalb wird es sicher irgendwie und irgendwann klappen … ;o))

  11. Du sollst ja nicht betteln gehen, sondern Leute kennen lernen, denen Du etwas anzubieten hast, das für sie einen Wert hat. Um den Geldadel geht es nicht, eher um die kleinen Einzelunternehmen, mit denen Du gemeinsam etwas voranbringen kannst. Die anzusprechen macht Sinn und hat in meinen Augen nichts mit Stolz zu tun. Und keine Sorge, so schnell verbiegt Dich keiner. ;-)

    1. Tanja

      Hallo, jetzt habe ich auch mal eine Frage. Was ist wenn ich als bildende Künstlerin einen Mäzen gefunden habe. Wie muss ich diese Einnahme dann versteuern?

  12. @Tanja: Wenn es nur um kleine Summen geht und keine Gegenleistung erfolgt, dann muss dieser Betrag unter Umständen gar nicht versteuert werden. Ansonsten ist es eine Einnahme, die wie alle anderen Einnahmen auch versteuert werden muss. Bitte in konkreten Fällen den Steuerberater oder auch das Finanzamt fragen, ich weiß ja noch nicht mal, auf welches Land sich diese Frage bezieht. ;-)

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