Hier kommt nun endlich der zweite Teil meiner Zusammenfassung der von Manuela Kohl und Tasos Zembylas verfassten Studie “Junge KulturmanagerInnen – Berufsfeld, Berufseinstieg, Berufsbedingungen”. Am Ende des ersten Teils hatte ich beschrieben, auf welche Weise die AbsolventInnen des IKM zu ihren Jobs gekommen sind.
Fortfahren möchte ich mit den Ergebnissen auf die Frage, wo sie denn gelandet sind?
Die Grafik zeigt, dass mit 42 Prozent fast die Hälfte der Befragten in Kunst- und Kultureinrichtungen gelandet sind. Danach folgt mit 17 Prozent bereits die Gruppe der Selbständigen. Hier sollten wir aber bedenken, dass selbständig nicht gleich selbständig ist. Auch ich bin selbständig, aber zumindest geworden bin ich es, weil ich anfangs keinen geeigneten Job gefunden habe. Dass ich dann mit dem Thema EU-Förderungen einen Nischenmarkt gefunden habe und heute “freiwillig” selbständig bin, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass viele diese Nische nicht gefunden haben oder finden beziehungsweise zwar durchaus für Kultureinrichtungen arbeiten, aber kein festes Anstellungsverhältnis angeboten bekommen.
16 Prozent der IKM-AbsolventInnen sind in der Privatwirtschaft gelandet. Das ist eine bemerkenswert hohe Zahl, denn Kohl/Zemylas betonen, dass damit Organisationen gemeint seien, die nicht primär dem Kulturbereich zugeordnet werden könnten. Das wäre zum Beispiel die Abteilung Kunstsponsoring in einer Bank oder Versicherung. Das bedeutet, dass es sehr viele “branchenfremde” Unternehmen gibt, die sich aber in irgendeiner Form mit Kunst und Kultur beschäftigen und für entsprechende Arbeitsplätze sorgen. Gefühlsmäßig würde ich sagen, dass es sich dabei vor allem um große Unternehmen handelt. Leider geht aus der Studie nicht hervor, wo diese Unternehmen geografisch angesiedelt sind. Ob sie also größtenteils ihren Sitz in Österreich haben oder europa- beziehungsweise weltweit verstreut sind. Bedeutsam ist dieses Ergebnis für diejenigen, die sich zukünftig auf Jobsuche machen. Unternehmen, die auf den ersten Blick mit Kunst und Kultur nicht sehr viel zu tun haben, sollten bei der Arbeitsplatzsuche dementsprechend berücksichtigt werden.
Und der Vollständigkeit halber: 14 Prozent der Befragten haben im öffentlichen Dienst eine Stelle gefunden, 11 Prozent an Universitäten, wobei es sich hier nicht nur um Kunstuniversitäten handeln muss.
Welche Kompetenzen benötigen KulturmanagerInnen?
Die StudienautorInnen fanden heraus, dass von KulturmanagerInnen vor allem kunst- und kulturspezifisches Fachwissen verlangt wird. 47 Prozent der Befragten gaben das als wichtigstes Kriterium an (Mehrfachnennungen waren möglich). Kurz dahinter rangieren mit Fähigkeiten in den Bereichen Planung und Organisation (43 Prozent) und den “soft skills” (41 Prozent) Anforderungskriterien, die sich von anderen Berufen wahrscheinlich nur geringfügig unterscheiden.
Gefordert werden von KulturmanagerInnen außerdem Kenntnisse in den Bereichen Wirtschaft und/oder Recht. Für 35 Prozent der befragten IKM-AbsolventInnen war das Wissen in diesen Bereichen von Bedeutung. Dahinter rangieren dann zeitliche Flexibilität und eine abgeschlossene Ausbildung oder ein Studium mit jeweils 16 Prozent, Sprachen und EDV-Kenntnisse mit 11 Prozent und selbständiges Arbeiten mit 3 Prozent.
Das die Fähigkeit, selbständig zu arbeiten, mit 3 Prozent weit abgeschlagen an letzter Stelle liegt, interpretiere ich dabei so, dass sie mittlerweile als selbstverständlich angesehen wird und deshalb nur noch wenig Aufmerksamkeit findet. Wobei man andererseits auch oft feststellen kann, dass selbständiges Arbeiten mittlerweile zwar in jeder Stellenauschreibung als Einstellungskriterium zu finden ist, viele Unternehmen und Organisationen selbständiges Arbeiten in der Praxis gar nicht so häufig zulassen. Wahrscheinlich müsste man den Begriff wesentlich schärfer eingrenzen, um sinnvolle Aussagen machen zu können.
Sprachen und EDV-Wissen besitzen anscheinend ebenfalls eine nur geringe Relevanz. Bei den Sprachkenntnissen kann ich nur vermuten, dass die meisten mehrere Sprachen sprechen und das deshalb kein Thema ist. Die geringe Relevanz der EDV-Kenntnisse finde ich bedenklich, denn in der von mir erlebten Praxis besteht da ein erhebliches Verbesserungspotenzial.
Was verdienen KulturmanagerInnen?
Sicher eine der entscheidenden und wichtigen Fragen, denn der Vergleich erlaubt es mir, mich selbst einzuschätzen und entsprechende Lohn-, Gehalts- oder Honorarforderungen stellen zu können.
Kohl/Zemylas fragten nach dem monatlichen Nettoeinkommen. Die Antworten fasst die folgende Grafik zusammen:
Um es kurz zu machen: Das sind meiner Meinung nach akzeptable Zahlen für KulturmanagerInnen mit akademischer Ausbildung. Im Vergleich zum gesamten Kunst- und Kulturbereich haben wir es hier sicher mit einer Gruppe von Besserverdienenden zu tun. Und ein weiterer Aspekt spielt hier mit hinein, den man dabei nicht unerwähnt lassen sollte. Das IKM hat einen sehr guten Ruf und die renommierten DozentInnen stellen natürlich wertvolle Kontakte für den Einstieg in das Berufsleben dar. Interessant wäre es natürlich, wenn man die Gruppe der Befragten nicht auf AbsolventInnen des IKM beschränken würde. Die Ergebnisse würden, vermute ich, wahrscheinlich eher schlechter aussehen. Vielleicht macht sich ja demnächst wer an die Arbeit.
Sind KulturmanagerInnen mit ihrer Arbeit zufrieden?
Hier ist eine kurze Antwort möglich: Ja. Kohl/Zembylas begründen die hohen Zufriedenheitswerte mit der intrinsischen Motivation, die die Befragten dazu bewegt, sich für das relativ neue und daher noch “kaum institutionalisierte Berufsfeld” zu entscheiden. Einen weiteren Grund sehen die StudienautorInnen in der sozialen Herkunft der Befragten:
“Kulturelle Aktivitäten (Musizieren, Theater- oder Konzertbesuch, Literaturrezeption) waren ein zentraler Bestandteil der individuellen Sozialisation. In gewissem Sinne haben viele das Gefühl, einer »Berufung« nachzugehen und nicht bloß einen Job zu haben.”
Bemerkenswert ist es dann aber, dass der Zufriedenheitsgrad bezüglich den Möglichkeiten, sich selbst zu verwirklichen, im Unterschied zu den anderen abgefragten Aspekten, eher niedrig ausfällt. Die Befragten konnten hier Noten von eins (sehr gut) bis fünf (gar nicht) vergeben. 47 Prozent gaben die Note eins, 9 Prozent die Note zwei und 33 Prozent die Note drei. Auf die Frage, ob das Qualifikationsniveau im Job ihrer Ausbildung entspreche, vergaben 67 Prozent die Noten eins und zwei. Der Zusammenhang zwischen Tätigkeit und Ausbildung scheint auch sehr groß zu sein, 73 Prozent gaben hier die Note eins oder zwei. Kreativ gefordert werden die meisten der Befragten in ihrem Job. 82 Prozent entschieden sich hier für die Noten eins und zwei. Noch höher ist die Zufriedenheit bezüglich der Möglichkeit des selbständigen Arbeitens. Hier vergaben 84 Prozent die Noten eins und zwei. Diese Zahl bestärkt mich in meiner Vermutung, dass selbständiges Arbeiten heute selbstverständlich ist und deshalb so wenig Relevanz besitzt, wenn es um die Besetzung einer Stelle geht. Auffällig, wie gesagt, ist dann aber, dass selbständiges Arbeit trotzdem so häufig in Stellenausschreibungen als Kriterium auftaucht.
Für mich ergibt sich durch die Arbeit von Manuela Kohl und Tasos Zembylas ein recht differenziertes Bild über KulturmanagerInnen. Die Ergebnisse können gerade für diejenigen, die sich überlegen, eine Ausbildung im Bereich Kulturmanagement zu beginnen, sehr hilfreich sein und liefern hoffentlich der/dem einen oder anderen eine Entscheidungshilfe.
Hier geht es zu Teil I des Beitrags Berufsfeld Kulturmanagement
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