Hannes Treichl hat sich vor einigen Tagen in seinem Blog Anders denken mit den österreichischen Business Blogs beschäftigt. Unter anderem konstatiert er, dass in der aktuellen Ausgabe der Top100Business Blogs nur drei Blogs aus Österreich stammen.
Ich habe mir diese Hitparade der Blogs, die unter anderem vom PR-Blogger Klaus Eck mitherausgegeben wird, mal genauer angeschaut und festgestellt, dass der Kunst- und Kulturbereich dort überhaupt nicht vorkommt.
Nun bin ich nicht der Meinung, dass jede Kunst- und Kultureinrichtung bloggen sollte, aber nachdem dieser Bereich immer wieder darüber klagt, dass er nicht wahrgenommen wird, frage ich mich schon, warum diese Möglichkeit der Kommunikation mit den diversen Zielgruppen nicht wahrgenommen wird?
Immer wieder höre ich Klagen, dass es vor allem kleinen Kulturbetrieben nicht mehr gelingt, in den Printmedien aufzuscheinen, obwohl man doch brav eine Presseaussendung nach der anderen verschickt. Warum aber nützt niemand die Möglichkeit, über ein Blog in direkten Kontakt mit seinen (potenziellen) BesucherInnen zu treten?
Ich will jetzt nicht behaupten, dass es überhaupt keine Versuche gibt. Da ist zum Beispiel das Blog unkultur oder a painter’s storyboard von Armin Rohr, der auf diesem Weg seine Bilder präsentiert. Hendrik Müller beschäftigt sich auf Act and artist .de mit dem Thema Artist Development und hat unter anderem einen sehr lesenswerten Beitrag zum Thema virales Marketing für Musiker geschrieben. Die Initiative Erhalt Thüringer Kultur versucht über ein Blog auf ihren Kampf gegen die Kürzungen des Kulturhaushalts aufmerksam zu machen. Das eCulture Blog wiederum ist an der Schnittstelle von Kunst und neuen Medien angesiedelt.
Aber das sind alles Einzelbeispiele, die isoliert für sich stehen. Im angelsächsischen Raum schaut die Lage ganz anders aus. Dort gibt es Weblogs, die sich beispielsweise auf Kulturmanagement, Kulturmarketing oder Fundraising spezialisiert haben und auch blogübergreifend Diskussionen führen. Nina Simon führt ein Weblog zum Thema Museum und Web2.0. Museum 2.0 nennt es sich, während wir über Museum 0.2 noch nicht hinausgekommen sind.
Zurück zu den Top100 Business Blogs. Dort findet sich zwar ein Feuerwehr oder ein Feng Shui Blog. Weblogs, die sich mit Kunst und Kultur beschäftigen, sind dort nicht anzutreffen, auch jenseits der Top100 nicht.
So kommt in der deutschsprachigen Blogosphere auch niemand auf die Idee, Blogs, die aus dem Kunst- und Kulturbereich kommen, als Business Blogs anzusehen. Ich verstehe mein Blog selbstverständlich als Corporate Blog, schließlich arbeite ich als Kulturmanager bzw.-berater. Nach außen hin werde ich aber anscheinend nicht so wahrgenommen.
Das spielt zwar für mich persönlich keine Rolle, stellt aber in meinen Augen trotzdem ein Manko dar, denn das heißt: Im Web2.0 existieren Kunst und Kultur eigentlich nicht, beziehungsweise werden nicht als “Business” wahrgenommen. Für mich ist das nachvollziehbar, wollen doch viele aus diesem Bereich nichts mit “Business” zu tun haben. Liegt es daran, dass wir deshalb nicht bei den Business-Blogs auftauchen? An den fehlenden Inhalten kann es ja nicht liegen. Schließlich gibt es nur wenig Bereiche, in denen Geschichten eine noch größere Rolle spielen. Blogs sind ein ideales Instrument, um diese Geschichten zu verbreiten, um über sie mit Interessierten ins Gespräch zu kommen.
Warum diese Sprachlosigkeit? Ich habe das Gefühl, dass viele Angst davor haben, zuviel zu “verraten”. Von ihren Ideen, Plänen oder Projekten. Wahrscheinlich gibt es wenig Bereiche, in denen das Einzelkämpfertum so verbreitet ist wie hier. Und das, obwohl in vielen Projekte Netzwerke und Plattformen geschaffen werden sollen. Von denen dann die wenigsten funktionieren.
Mein – wahrscheinlich langfristiges – Ziel ist es, dass in der Branchenübersicht der Top100 Business Blogs auch der Kunst- und Kulturbereich aufscheint. Den Sprung in die Top100 schafft man nur, wenn man entsprechend gut verlinkt ist. Das heißt, das Ziel, als “Branche” präsent zu sein, ist ein vordergründiges. Denn will man das schaffen, muss es zahllose Blogs geben, die sich mit kunst- und kulturrelevanten Themen beschäftigen. Darum geht es.
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