Gerade habe ich den Bericht von Chad Bauman über seinen Besuch der Jahrestagung der Theatre Communications Group (dort finden sich interessante Informationen über das amerikanische Theater, z.B. hier) gelesen. In seinem Beitrag im Artsblog befasst sich Bauman, der bei American for the Arts (auch hier lohnt sich der Klick) für Marketing und Kommunikation zuständig ist, auch mit dem Thema Publikumsentwicklung.
In der Diskussion ist ihm aufgefallen, dass die Theater zwei völlig unterschiedliche Zugänge zu ihrem Publikum haben. Während einer der Redner die Vorgehensweise der Theater mit der seiner Mutter beim Kochen vergleicht,
“He said that his mother loves to cook, and that what she creates in the kitchen is what excites her, it is what moves her. She doesn’t ask her dinner guests what they like and don’t like before preparing a meal, she just serves it”,
vertritt der zweite Redner den entgegengesetzten Standpunkt:
“He made his point–if we want people to support and take care of our institutions, then we have to make them feel part of the institution. They need to feel like they own it.”
Bauman stellt sich die Frage, warum wir das Publikum nicht in den Schaffensprozess einbinden? Unsere Theater kennen zwar Diskussionen mit dem Publikum, die finden allerdings erst nach der Premiere statt. Bauman erzählt von der Virginia Stage Company, die Videos von den Proben in ein Weblog stellte und die LeserInnen zum Feedback aufforderte.
Ein mutiger Schritt wie ich finde. Aber ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass so etwas an unseren Theatern möglich ist. Dabei passt dieser Ansatz zu dem, was derzeit im Internet geschieht. Die UserInnen geben sich nicht mehr damit zufrieden, dass man ihnen etwas vorsetzt, sondern sie wollen mitreden und mitentscheiden. Partizipation heißt das Zauberwort.
Und das kennen wir ja bereits aus dem Internet. Stichwort Web2.0. Die UserInnen üben eine aktive Rolle aus und entreißen ihrem Gegenüber die Kontrolle. Und so wie sich viele Unternehmen, PR-Agenturen und Medienbetriebe gegen den Kontrollverlust wehren, tun das wahrscheinlich auch die Theater. Aber so wie es im Netz Vorreiter gibt, kann es die ja durchaus auch im Theater geben. Theater 2.0 wäre einen Versuch wert.
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