Matthias Schwenk habe ich über sein Weblog „bwl zwei null“ kennen gelernt. Er ist in Baden Württemberg, genauer gesagt in Bad Saulgau zu Hause und arbeitet dort als Unternehmensberater.
Obwohl auch kleinere Kunst- und Kultureinrichtungen durchaus von deren Know-How profitieren würden, finden sie doch eher selten den Weg dorthin. Matthias Schwenk berät vor allem mittelständische Unternehmen und hat daher auch ein Gespür für kleinere Unternehmensstrukturen. Für mich war das ein Grund, ihm per Email ein paar Fragen zu stellen:
Kulturmanagement Blog: Herr Schwenk, viele Kunst- und Kultureinrichtungen kennen einen Unternehmensberater nur vom Hörensagen oder als Verfasser von Studien. Die Idee, zu einem Unternehmensberater zu gehen, haben wohl nur die ganz großen Kulturbetriebe. Deshalb die blöde Frage: kann ich eigentlich auch als kleine Kultureinrichtung zu Ihnen kommen und wenn ja, in welcher Weise können Sie mich in meiner Arbeit unterstützen?
Matthias Schwenk: Jede Einrichtung kann einen Berater engagieren, ganz unabhängig davon, wie groß sie ist. Eine kleine Kultureinrichtung könnte sich von mir in Bezug auf ihr Marketing, insbesondere im Internet, beraten lassen. Denn heute herrscht ja eine sehr große Konkurrenz um die Aufmerksamkeit der Konsumenten und da müssen auch Kultureinrichtungen schauen, dass sie in der Flut an Werbung und Events nicht untergehen und zur Randerscheinung verkümmern.
Kulturmanagement Blog: Kultureinrichtungen sind ja auch Unternehmen, die ganz bestimmte Ziele verfolgen. Oft ist aber nicht klar, wie sich diese Ziele erreichen lassen. Wie komme ich eigentlich zu einer Strategie, die mich dabei unterstützt?
Matthias Schwenk: Hier liegt manches im Argen. Gerade Kulturbetriebe halten sich oft aufgrund ihrer bloßen Existenz und eines vielleicht historischen Erbes für „legitimiert“. Damit ist aber noch nicht die Frage nach den Zielen einer Einrichtung beantwortet, denn ohne klare Ziele kann man keine Strategie und kein (Zukunfts-) Konzept erarbeiten. Zudem ändern sich diese Dinge auch mit dem gesellschaftlichen Wandel über die Jahrzehnte.
Daher ist es sehr lohnenswert, sich einmal bewusst vom Alltagsgeschäft zu lösen und über die grundsätzlichen Ziele einer Einrichtung Gedanken zu machen. Dabei kommt dann etwa darauf, dass man ja ganz unterschiedliche Zielgruppen bedienen kann. Und daraus lassen sich dann Konzepte bis hin zu neuen Einnahmequellen entwickeln!
Also erst wenn Klarheit über die Ziele herrscht und diese ggf. mit dem Träger der Einrichtung abgestimmt sind, lässt sich darauf aufbauend eine Strategie entwickeln.
Kulturmanagement Blog: Gehört eigentlich Controlling auch zu den Instrumenten, die mich dabei unterstützen, meine Ziele zu erreichen?
Matthias Schwenk: Auf alle Fälle! Ein gutes Controlling arbeitet dabei auf mehreren Ebenen: Einmal natürlich auf der finanziellen Ebene (Budget-Controlling), dann aber auch hinsichtlich der Besucher oder Teilnehmer (Frequenzen, Altersgruppen, Bildungsgrade…) und schließlich muss es auch ein Controlling hinsichtlich der Resonanz in den Medien und der Wahrnehmung in der Öffentlichkeit geben (Umfang und Häufigkeit der Berichterstattung, in welchen Medien wird berichtet, Bekanntheitsgrad, Sympathiewerte….).
Im weitesten Sinne könnte ein Controlling für Kultureinrichtungen auch die Beobachtung der „Konkurrenz“, also ähnlicher Einrichtungen, beinhalten. Hier sollte man regelmäßig über die wichtigsten Parameter informiert sein, also etwa die Besucherfrequenz und das Echo in den Medien. Auch eine gewisse Kenntnis über das Budget bei ähnlichen Einrichtungen kann sehr wichtig sein, da es hier große Unterschiede geben kann. Aus alldem kann dann eine Art Benchmarking, also ein Leistungsvergleich angestellt werden, aus dem man Impulse für die eigene Arbeit ziehen kann.
Kulturmanagement Blog: Früher verbanden wir mit dem Begriff Controlling vor allem Kontrolle. Heute spricht man wohl eher von Steuern. Welche Instrumente verbergen sich eigentlich dahinter und lassen sie sich auch für den Kunst- und Kulturbereich nutzen?
Matthias Schwenk: Controlling darf natürlich nicht zu einer reinen Ansammlung von „Datenfriedhöfen“ oder toten Statistiken verkommen. Lieber erhebt man weniger Zahlen, wertet diese aber regelmäßig aus und zieht daraus auch Schlussfolgerungen. Wichtig ist, dass darüber gesprochen und diskutiert wird, und zwar sowohl über quantitative als auch qualitative Aspekte.
Das dürfte in kleineren Kultureinrichtungen eher zu kurz kommen, denn in den Diskussionen landet man wohl meist schnell bei den künstlerischen Fragen auf der einen Seite und auf der anderen Seite haben diese Einrichtungen auch in Gremien oder Beiräten oft wenig bis keine Experten mit kaufmännischem Sachverstand an Bord. Die Folge ist, dass man dann immer über das spricht, wo sich alle auskennen und darüber die wirtschaftlichen Belange wenn schon nicht vergisst, sie aber eher als lästige Begleiterscheinung an den Rand schiebt.
Ein Beispiel wäre der Bereich des Sponsoring. Viele kulturelle Einrichtungen sind knapp bei Kasse, weil ihre kommunalen Träger nicht beliebig viel leisten können (oder wollen). Die Initiative, hier über lokale Freundeskreise hinaus hin zu einem professionellen Sponsoring zu gelangen, erfordert schon Einiges an Know-How und Einsatz in kaufmännischen Fragen. Hier könnte ein Berater helfen, aber auch ein Experte im Beirat (was deutlich billiger wäre).
Deshalb meine Empfehlung an Kulturbetriebe: Holen Sie sich betriebswirtschaftliches Know-How in ihren Aufsichtsrat, Beirat oder sonst einen Ausschuss! Es wird sich lohnen.
Kulturmanagement Blog: Ihr Weblog möchte ich jetzt aber doch nicht ganz unerwähnt lassen, Herr Schwenk. So viele bloggende Unternehmensberater gibt es ja noch nicht. Mich würde interessieren, woran Sie den Erfolg Ihres Blogs messen? Ist es nur die Freude am Kommunizieren oder am Schreiben? Oder gibt es auch noch andere, „geschäftliche“ Kriterien, die für Sie ausschlaggebend sind, Ihr Blog zu betreiben?
Matthias Schwenk: Ein Blog kann man nur führen, wenn man auch Freude am Schreiben und Kommunizieren hat. Aber das ist es nicht allein, was mich antreibt. Über mein Blog lassen sich interessante Kontakte knüpfen und das eigene Beziehungsnetzwerk gezielt erweitern.
Zudem erhalte ich über die Kommentare ein Feedback zu dem was ich schreibe und gewinne daraus häufig neue Argumente oder Einblick in andere Sichtweisen. Ein Blog ist also keine „Einbahnstraße“ sondern eine interessante Plattform für den Dialog.
Freilich wünsche ich mir, dass das Medium Blog generell noch stärker wahrgenommen wird und dass auch die mittelständische Wirtschaft stärker als bisher einen Zugang dazu findet. Im Übrigen könnte auch der einen oder anderen Kultureinrichtung ein Blog recht nützlich sein…
Kulturmanagement Blog: Herr Schwenk, vielen Dank für Ihre Antworten.
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