Projekte: Die Gründe für Erfolg und Misserfolg

Eigentlich ist es ja eine komische Situation. Wer mit der Projektarbeit vertraut ist, kennt die Faktoren, die über Erfolg oder Misserfolg des Vorhabens entscheiden. Stefan Hagen hat sich verschiedene Studien dazu angeschaut und in einer Präsentation zusammengefasst. Mehr dazu in seinem Blogbeitrag “Warum Projekte scheitern – oder eben auch nicht“.

Wie gesagt, es ist ja nicht überraschend, dass fehlende Ziele und eine mangelnde Kommunikation zu den Hauptursachen des Misserfolgs zählen. Aber wenn es alle wissen, warum ist es dann trotzdem so? Was ist mit der ganzen Fachliteratur und den zahllosen Seminaren? Was läuft da falsch bzw. was kommt da nicht an? Liegt es an der “Einzigartigkeit” eines jeden Projektes oder sind wir einfach zu faul? Ich würde es gerne verstehen.


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4 Antworten zu „Projekte: Die Gründe für Erfolg und Misserfolg“

  1. Ich glaube, es hat mit der “Einzigartigkeit” zu tun. Aus diesem Grund fehlt Routine, was wiederum heißt, dass man relativ ineffezient arbeitet, was wiederum heißt, dass einem die Zeit knapp wird. Ein gewisses Handwerkszeug (Fachliteratur, Seminare) ist sicher nützlich, aber löst diese grundlegende Problematik nicht auf.

    Mangelnde Kommunikation als Grund finde ich zu allgemein. Mangelnde Kommunikation ist Schuld daran, dass Beziehungen scheitern, dass Kriege geführt werden und dass Projekte nicht erfolgreich sind. Also dieser Grund gilt fast immer, wo etwas schief geht.

  2. Aber wiederholen sich trotz der Einzigartigkeit von Projekten nicht doch gewisse Abläufe? Mir fällt z.B. auf, dass in der Regel die Planung des Vorhabens ziemlich vernachlässigt wird. Mit den entsprechenden Konsequenzen.

    Zur Kommunikation: Klar ist das allgemein formuliert, aber in Studien, die sich nicht dezidiert mit diesem Thema befassen, fehlen in der Regel die Details.

    Mir fehlt z.B. in den meisten Fällen zu Projektbeginn die Verständigung darüber, wer mit dem Projekt welche Ziele verfolgt. So ist es hilfreich, wenn ich weiß, dass ich im Rahmen des Projektes mit einer Organisation zusammenarbeite, die sich vor allem aus finanziellen Gründen am Projekt beteiligt. Natürlich ist es gar nicht so einfach, das herauszufinden. Insofern klingt es sehr banal, wenn in diesem Zusammenhang nur von fehlender Kommunikation die Rede ist.

  3. Es gibt doch diesen schönen Satz von Bertolt Brecht der aus dem Gedächtnis zitiert etwa lautet “Ja, mach nur einen Plan, sei nur ein großes Licht und mach dann noch nen zweiten Plan, gehn tun sie beide nicht.” In meinen Augen bringt das ein Problem gerade von Projektarbeit gut auf den Punkt. Denn sobald ein Projekt eine kritische Komplexitätsgrenze überschreitet (die übrigens sehr niedrig liegt), kommt es auf jeden Fall anders, als man sich das vorgestellt hat. Und je sorgfältiger und differenzierter der Plan, umso weniger wird sich die Realität daran halten. Das heißt nicht, dass man grundsätzlich gar nicht erst planen sollte, aber vielleicht ist es eher die mangelnde Fähigkeit, spontan vom Plan abzuweichen bzw. ihn kurzfristig und unter Druck zu revidieren, die dann das Scheitern verursacht? Das ist eher mein Eindruck, dass oft die Flexibilität und die Motivation fehlt, mit solchen Planabweichungen (d.h. auch mit der Einzigartikeit einer Projektsituation) umzugehen.

    Wenn nicht klar ist, wer mit einem Projekt welche Ziele verfolgt, ist das sicher fatal. Allerdings habe ich das so krass noch nicht erlebt. Wenn ein Partner das nicht von sich aus sagt, dann würde ich doch immer fragen, allein schon, weil ich nicht auf der ganzen Arbeit sitzen bleiben möchte, wenn die Motivation beim Partner nicht stimmt. :-)

  4. Christian, Du hast völlig Recht, Projekte wollen sich einfach nicht an die Pläne halten, die wir erstellt haben (so wir sie erstellt haben!). Ein Plan ist für mich auch nicht etwas, woran ich mich sklavisch zu halten habe, sondern dient mir der Orientierung. Erst ein Plan erlaubt es mir, die ganzen “was wäre wenn-” Szenarien durchzuspielen. Ohne solche Pläne nennt man das dann Orientierungslosigkeit.

    Aber irgendwo ist es natürlich ein Problem, wenn man sehr viel Zeit in die Planung eines Projektes investiert und dann kommt alles ganz anders. Klar kommt da beim nächsten Projekt die Frage auf, ob man sich das alles noch einmal antun soll. Deshalb finde ich ja den Ansatz, den das agile Projektmanagement verfolgt, so interessant.

    Dabei sehe ich allerdings das Problem, dass z.B. Fördergeber natürlich wissen wollen, welche Ziele ein Vorhaben verfolgt und wie sie erreicht werden. Ich muss das Projekt also doch wieder bis zum Ende durchdenken und -planen.

    Aber ich sehe das wie Du, dass es häufig an der Flexibilität fehlt, um auf Änderungen reagieren zu können. Flexibel wird aber nur reagieren können, wer auch über die entsprechenden Instrumente verfügt und damit sind wir wieder beim Thema.

    Was die Projektziele angeht: Ich behaupte, dass in einem Projekt die beteiligten Personen bzw. Organisationen durchwegs unterschiedliche Ziele verfolgen. Das ist aber auch ganz in Ordnung, denn wichtig ist ja nur das Wissen, dass die erfolgreiche Zusammenarbeit im Projekt mich meinen Zielen näher bringt.

    Daher besteht gleich zu Projektbeginn die Herausforderung, eine Atmosphäre der Offenheit zu schaffen, damit alle wirklich ihre Karten auf den Tisch legen. Sonst kann man als ProjektleiterIn ziemlich blöd ausschauen bzw. so wie Du es beschreibst, auf der ganzen Arbeit sitzen bleiben.

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