Wahrscheinlich geht es Ihnen so wie mir. Sie kennen Menschen, die eine tolle Idee, vielleicht sogar ein fertiges Konzept haben. Sie sind beeindruckt und warten darauf, wann der oder die damit groß rauskommt. Und was passiert? Nichts. Das Vorhaben verläuft im Sand, obwohl eigentlich die Qualität gestimmt hätte.
Ein andere Situation: Sie haben eine Projektidee, von der Sie selbst völlig überzeugt sind. Auch andere, denen Sie davon erzählen, sind begeistert. Von der fördergebenden Stelle erhalten Sie aber eine Absage.
Ich habe mal versucht, solche Situationen zu analysieren und sie mit Vorhaben zu vergleichen, die erfolgreich umgesetzt worden sind. Gefunden habe ich dabei drei Punkte, die ich als Grundvoraussetzungen für den Erfolg betrachte:
- Qualität
- Netzwerke
- Reputation
Die beiden eingangs erwähnten Beispiele haben sich durch eine hohe künstlerische Qualität ausgezeichnet. Im ersten Fall hat es aber an der Umsetzungskompetenz gefehlt, d.h. die künstlerische Idee war da, aber in Sachen Projektmanagement gab es Defizite. Die beste Idee hilft mir nichts, wenn ich es nicht schaffe, sie auf den Boden zu bringen. Das heißt, Qualität ist nicht nur in künstlerischer Hinsicht notwendig, sondern eben auch in Sachen (Kultur)-Management mit allen seinen Facetten.
Im zweiten Beispiel war diese Management-Kompetenz durchaus gegeben. Und trotzdem hat es nicht geklappt, das Projekt wurde nicht gefördert. Gefehlt haben die anderen beiden oben genannten Punkte, das Netzwerk und die Reputation.
Was meine ich damit? Den Netzwerkaspekt sehe ich ganz pragmatisch. Es geht darum, Kontakte zu haben, die einen mit wichtigen Informationen versorgen können. Das können sehr konkrete Informationen sein, etwa der Hinweis, dass das Förderbudget bereits ausgeschöpft ist, das können aber auch Hinweise auf Entwicklungen im Kunst- und Kulturbereich bzw. in einer einzelnen Sparte sein.
Wir alle wissen, wie zersplittert die Förderlandschaft ist. Da gibt es die öffentlichen Förderstellen, die von der lokalen bis hinauf zur internationalen Ebene bestehen. Es gibt Stiftungen, die sich auf verschiedene Bereiche konzentrieren und unterschiedliche Ziele verfolgen. Auch hier ist der Überblick schwierig. Ich denke, Sie wissen, wie wichtig es ist, wenn man Teil eines Netzwerks ist, in dem andere einen darauf aufmerksam machen, dass es irgendwo gerade eine Ausschreibung gibt.
Netzwerke erleichtern natürlich auch die Zusammenarbeit in künstlerischer Hinsicht. Woher nehme ich eine Handvoll MusikerInnen, wenn ich über keinerlei Kontakte verfüge? Wer hilft mir, meine Idee des Bühnenbilds in die Tat umzusetzen? Wie schaffe ich es, mit meinen künstlerischen Arbeiten zu Festivals eingeladen zu werden? In der Regel gelingt Ihnen das als NewcomerIn nur selten. Und wenn, dann deshalb, weil Sie eben schon über einen oder mehrere gute Kontakte verfügen. Kontakte, die im Idealfall über Sie sprechen und zwar positiv. Von anderen gelobt zu werden, ist viel hilfreicher als sich selbst loben zu müssen.
Womit wir beim dritten Punkt, der Reputation wären. Ihr Fehlen macht es so schwer, Fuß zu fassen und zum Beispiel Förderungen zu erhalten. Man kennt Sie einfach noch nicht und ist Ihnen gegenüber deshalb zurückhaltend. Das Ergebnis ist dann eine Absage oder eine geringere Fördersumme. So ein Verhalten ist nachvollziehbar, denn wenn wir ehrlich sind, werden wir feststellen, dass wir sehr oft auch danach urteilen.
Nun werden Sie unter Umständen einwenden, dass es natürlich Vorhaben gibt, die nicht die drei Voraussetzungen erfüllen. Das stimmt, aber schauen Sie sich ein solches Projekt mal genauer an. Sie werden feststellen, dass es stattfindet. Aber das ist dann schon alles.
Deshalb ist es in meinen Augen wichtig, sich nicht nur um die künstlerische Qualität eines Vorhabens zu kümmern, sondern alle Faktoren zu berücksichtigen. Betrachten Sie das Networking und Ihre Reputation als notwendige Voraussetzungen für Ihren Erfolg und geben Sie diesen beiden Themen genügend Zeit.
Wenn Sie und Ihr Kulturbetrieb qualitativ hochwertige Arbeit leisten, über ein gutes Netzwerk und eine glänzende Reputation verfügen, dann sollten sich die beiden eingangs beschriebenen Situationen eigentlich vermeiden lassen.
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