Immer wieder erreichen mich Anfragen, ob es auch EU-Mittel für Projekte in Ländern gibt, die nicht zur EU gehören. Ja, die gibt es durchaus, nur ist es häufig nicht ganz einfach, Informationen darüber zu finden.
Planen Sie ein Kunst- oder Kulturprojekt im europäischen Raum, dann ist die Sache leicht. Sie gehen auf die Startseite der schon in früheren Beiträgen erwähnten EACEA (Education, Audiovisual & Culture Executive Agency) und finden dort jederzeit die aktuellesten Ausschreibungen in den Bereichen:
- Aus- und Fortbildung
- Jugend
- Zivilgesellschaft
- Medien
- Kunst und Kultur
Was aber tun Sie, wenn Sie Geld für ein Projekt in z.B. Tansania suchen? Ich beginne in diesem Fall meine Recherche immer auf der Website der Delegationen oder Büros, die die EU im jeweiligen Land vertreten. Praktischerweise bietet die Europäische Kommission eine Seite an, auf der alle Websites aufgelistet sind, in denen die EU durch eine Delegation oder ein Büro vertreten ist.
Gut, gehen wir mal auf die Seite der Delegation der Europäischen Kommission in Tansania. Leider haben die Länderseiten keine einheitliche Struktur, daher müssen wir schauen, ob und wie wir zu unseren Informationen kommen. Auf den ersten Blick findet sich dort nichts Brauchbares zum Thema Förderungen. Auf der Tansania-Website gibt es nun mehrere Wege, um an mögliche Infos heranzukommen. Unter dem Menüpunkt <Delegation Publications> ist unter anderem das “Tanzania Country Strategy Paper” angeführt. Hier könnten wir erfahren, ob Kunst und Kultur in irgendeiner Form überhaupt ein Thema sind.
Wenn man das Strategiepapier anklickt, passiert erst einmal gar nichts. Wenn dann die erste Seite sichtbar wird, kann man erkennen, dass es sich um ein Papier für die Jahre 2001 bis 2007 handelt. Damit ist es für uns uninteressant und es lohnt sich nicht, das 3MB große PDF downzuladen.
Nächster Versuch: Unter dem Menüpunkt <Cooperation> taucht das Untermenü <Sectors> auf. Dahinter verbergen sich jede Menge Sektoren, Kunst und Kultur tauchen leider auch hier nicht auf. In Tansania schaut es also schlecht aus, was die Förderung von Kunst- und Kulturprojekten durch die EU angeht. Man könnte jetzt noch überlegen, ob das eigene Projekt einem der aufgelisteten Bereiche zuzuordnen ist, z.B. dem Bildungsbereich. Liest man sich das dazugehörige Dokument durch, kommt man auch nicht weiter.
Und nachdem auch der Bereich Tourismus keine zielführenden Informationen bereithält und mein Eindruck ist, dass die Dokumente veraltet sind, bleibt einem im Fall der EU-Delegation in Tansania nur eines übrig: man kontaktiert das Büro in Dar es Salaam.
Das war aber noch nicht alles: Es gibt noch eine andere Möglichkeit, um Förderungen zu recherchieren. In den Tiefen des EU-Portals versteckt sich die Seite EuropeAid. Hier unternehmen wir einen weiteren Versuch, Förderungen für ein Projekt in Tansania zu finden. Wir entscheiden uns unter “please select search type” für “by country” und wählen dann darunter Tansania aus. Bei den Ausschreibungen interessieren uns die offenen Calls bzw. die “Forecasts” und unter “Type” geht es für uns um die “Grants”. Das Ergebnis: Fehlanzeige.
Wenn Sie jetzt die anderen drei Ausschreibungs-“Typen” auch noch anklicken, können Sie sehen, dass es durchaus Ausschreibungen gibt. Nur leider halt in anderen Bereichen.
Ich habe das Beispiel Tansania zufällig ausgewählt, leider ohne positives Ergebnis. Um Ihnen zu zeigen, dass man aber sehr wohl fündig werden kann, wählen wir als nächstes Beispiel Israel. Sie können jetzt wieder auf die Seite der EU-Delegation in Israel gehen und werden dort unter den “Calls for Proposals” den Hinweis auf eine Ausschreibung finden, in der nach kulturellen Projekten auf lokaler und regionaler Ebene für das Jahr 2008 gesucht wird (Ich setze hier keinen Link, da die Einreichfrist am 31.01.08 endet und der Link dann verschwindet).
Auch auf der EuropeAid-Seite werden Sie diese Ausschreibung finden, wenn Sie unter Israel nach einem offenen Call (“Grants”) suchen.
Ich denke, als Ausgangspunkt für die Recherche nach Fördergeldern sind diese beiden Seiten sehr gut geeignet. Aber wie Sie gesehen haben, ist der Erfolg dabei nicht garantiert. Aber die EU ist ja nicht der einzige potenzielle Geldgeber.
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