Logbuch Accessibility: was wir davon lernen können

Am letzten Donnerstag war ich dabei, als in den Räumen von MAIN_web das “logbuch accessibility” der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Mit diesem Lesezeichen zur Barrierefreiheit im Internet”, manche würden es auch einfach als Buch bezeichnen, fand eine Kampagne ihren vorläufigen Höhepunkt, die darauf aufmerksam machen will, wie wichtig barrierefreies Internet ist.

Das Buch basiert auf der Accessibility Blog Parade, die im letzten Herbst Blogeinträge zum Thema barrierefreies Web sammelte. Wer die Beiträge noch einmal lesen möchte, kann das hier tun. Nun liegt es mir fern, hier die ganzen Inhalte noch einmal zu referieren, nein, das wäre langweilig. Außerdem kann man das Buch ja selbst lesen. Nur soviel: wer wissen will, worauf man achten muss, wenn man seine Website barrierefrei gestalten will, bekommt hier jede Menge Anregungen, Tipps und Informationen.

Da das Buch, wie ich finde, nicht nur interessante Beiträge enthält, sondern es darüber hinaus gelungen ist, den Bezug zum Web auch grafisch darzustellen, empfehle ich allen Interessierten, sich das haptische Vergnügen zu gönnen und das Buch in die Hände zu nehmen. Eine Mail an MAIN_web genügt und man bekommt das Buch zugeschickt, kostenlos!

Alternativ dazu steht das Buch auch als barrierefreies PDF zum Download zur Verfügung. Aber Vorsicht, das gute Stück beansprucht 8,5MB.

Wer also das Buch durchblättert, ob real oder virtuell, wird einiges zum Thema barrierefreies Web lernen können. Lernen lässt sich aber noch etwas ganz anderes, nämlich wie man mit Hilfe des Social Web eine Kampagne realisiert. Man kann ja nun nicht behaupten, dass das Thema barrierefreies Web ein Selbstläufer ist und die Massen so ohne weiteres in ihren Bann zieht.

Interessant ist aber, wie der Verein Main_Medienarbeit Integrativ die verschiedenen Instrumente des Web 2.0 genutzt hat, um eine möglichst große Zahl von Menschen anzusprechen.

  • Die Website: Der Verein hat wie viele andere Vereine seine eigene Website, auf der er über seine Vereinstätigkeit berichtet und Informationen zum Thema barrierefreies Web anbietet.
  • Das Weblog: Seit fast zwei Jahren, nämlich seit Mai 2006, existiert das MAIN_Blog. Es dient dazu, den Dialog mit allen interessierten Zielgruppen zu führen.
  • Die Blogparade: Während beim Blog selbst die Klammer eine inhaltliche ist, erreiche ich mit der Blogparade andere BlogbetreiberInnen, die aus ihrem Bereich kommend sich mit dem Thema Barrierefreiheit beschäftigen und ihrerseits die eigene Zielgruppe, nämlich ihre LeserInnen erreichen. Damit kann ich mit dem Thema in die Breite gehen und erreiche Menschen, die ich vorher nicht erreicht habe.
  • Verlinkung: ein Resultat der Blogparade ist unter anderem, dass das Blog gut verlinkt ist. All diejenigen, die einen Beitrag verfasst haben, verlinken ihre Beiträge. Das Ergebnis: das MAIN_blog erreicht z.B. bei Technorati mit Authority 86 einen sehr guten Wert und schafft damit einen guten Platz im weltweiten Ranking. Bei Google taucht MAIN unter dem Stichwort “Barrierefreiheit” in den Top10, also auf der ersten Seite auf.
  • Das Buch: Mit der Printversion, in der die Beiträge der Blogparade zusammen gefasst sind, lassen sich auch Menschen erreichen, die keine Blogs lesen.
  • Das Social Web: Blogparade und Buch bzw. die Veranstaltungen dazu werden über verschiedene Kanäle wie z.B. Twitter oder Facebook beworben. Über die Veranstaltungen wird außer in Blogeinträgen auch per Bild und Ton berichtet.
  • Nachberichterstattung: Über Buch bzw. Veranstaltung wird dann in diversen Blogs und den Printmedien (ich weiß nicht, ob das hier der Fall ist) berichtet.

Mit diesem Ansatz lassen sich die verschiedensten Projekte in die Öffentlichkeit tragen, auch im Kunst- und Kulturbereich. Wichtig dabei ist allerdings, dass wir nicht vergessen: so ein Vorhaben lässt sich nicht mal schnell in zwei Wochen organisieren, sondern braucht seine Zeit, in diesem Fall rund zwei Jahre.

Ob Sie nun das Buch durch eine Fundraisingkampagne oder eine Ausstellung ersetzen, das oben beschriebene Prozedere lässt sich auf viele Vorhaben übertragen. Was wichtig ist: haben Sie einmal die ersten Schritte geschafft, alos z.B. Website und ein gut eingeführtes Weblog, dann benötigen Sie für Folgeprojekte natürlich weniger Zeit. Es lohnt sich also, langfristig zu denken und zu handeln.

Wer dafür die nötige Ausdauer aufbringt und außerdem kreative Einfälle hat, um immer wieder Aufmerksamkeit zu erregen, der hat gute Chancen, ebenso erfolgreich zu sein wie das Team von MAIN und alle daran Beteiligten, z.B. Robert Lender.


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Kommentare

4 Antworten zu „Logbuch Accessibility: was wir davon lernen können“

  1. […] guter Anfang ist immerhin gemacht, wie Christian Henner-Fehr zusammenfasst. Warum also nicht mutig weiter denken? Abgelegt unter: Blogosphäre, […]

  2. Ich hatte zwar auch versprochen einen etwaige Beitrag von dir zu kommentieren. Aber jetzt fällt es nicht mehr unter müssen sondern wollen.
    Mir selbst wäre dieser Aufbau nicht direkt aufgefallen. Wir (das MAIN_blog und Nur ein Blog) haben einfach versucht auch andere Wege zu finden um Menschen zu erreichen, die sich ansonsten nicht mit Barrierefreiheit auseinandersetzen. Daher auch ein Twitterfeed (obwohl nicht ganz barrierefrei), eine Gruppe in Facebook, etc. Sicherlich geholfen hat, dass hier zwei Blogs mit unterschiedlichen LeserInnengruppen unterwegs waren.
    Das aus der Blog Parade dann ein Live Event und danach ein Buch entstanden ist, war gar nicht so beabsichtigt. Es ergab sich “nur irgendwie” logisch.
    Wichtig war uns eben, Inhalte und Ideen auf unterschiedliche Medien zu verteilen und somit breitere Gruppen anzusprechen. Ich würde es trotzdem erst als kleine Schritte in der großen Webwelt sehen – ein hochspannendes Experiment von dem ich viel gelernt habe. Daher wird es wohl – auch angeregt durch deinen Beitrag – noch eine längere Reflexion in meinem Blog zum gesamten Prozess geben.
    Noch zur Medienbeteiligung: Die klassischen Printmedien haben eher ausgelassen. Vielleicht war das Thema zu “abstrakt” (bzw. dessen Aufbereitung) oder oder… Auch darüber können wir sicherlich noch nachdenken.

    Wie du schon ausführst. So ein Projekt braucht eine gute Basis, viel Hirnschmalz und natürlich engagierte Menschen. Man glaubt es vielleicht heutzutage nicht, aber auch diese lassen sich im Web noch relativ zahlreich “finden”.

  3. logbuch accessibility – kontrre Gedanken

    Weil es spät ist nur allein der Hinweis auf zwei interessante Beiträge zum logbuch accessibility:

    Christian Henner-Fehr präsentiert den Weg von der Accessibility Blog Parade, über den Live Event bis hin zum logbuch accessibility als Beispiel für eine g

  4. Ich weiß auch gar nicht, ob man das alles bis ins Detail planen kann. Da passiert ja auch viel zwischendurch, man gewinnt neue Erkenntnisse und kommt auf neue Ideen. Übrigens ist das so ein Beispiel, wo man schön mit agilen Methoden arbeiten könnte.

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