Wenn wir über Kulturförderung reden, dann ist klar, was wir damit meinen: Kunst- und Kulturprojekte erhalten von der öffentlichen Hand Fördergelder, um ihre Projekte realisieren zu können. Idealerweise sollen die so geförderten Kulturbetriebe ein möglichst großes Publikum ansprechen, so die Vorstellung der KulturpolitikerInnen und in der Regel auch die des Kulturbetriebes selbst.
Irgendwo hat das was mit Angebot und Nachfrage und damit mit Marketing zu tun. Wenn Kunst- und Kultureinrichtungen Marketing betreiben, dann versuchen sie meist, ihr Angebot zu bewerben, sprich, sie setzen bei ihrem Produkt an. Sehr viel seltener wird versucht, bei den Marketingaktivitäten von den (potenziellen) BesucherInnen auszugehen, Stichwort Audience Development.
Bei Armin Klein habe ich dazu eine ganz interessante Anmerkung gefunden. Er stellt in seinem Buch „Der exzellente Kulturbetrieb“ fest, dass die vorrangige Angebotsorientierung der Kulturbetriebe sich auch in einer verfehlten Förderpraxis niederschlage. Konkret: es wird nur das Produkt gefördert, also die Ausstellung, das Konzert oder die Lesung.
Natürlich werden bei solchen Projekten auch Marketing- und PR-Aktivitäten mit eingeplant, keine Frage. Nachdem es aber von den Fördergebern häufig weniger Geld als geplant, müssen sich die Kulturbetriebe vorrangig um die Ausfinanzierung ihres Projektvorhabens kümmern. Darin fließt die Kreativität und nicht in Marketing oder Kommunikation, wo sie eigentlich dringend gebraucht würde. So betreibt man Marketing, PR und Kommunikation halt so, wie man es immer macht oder orientiert sich an den anderen, die mit den gleichen Problemen zu kämpfen haben und daher auch nicht wirklich innovativer sind.
Warum werden also eigentlich nur die „klassischen“ Kunst- und Kulturprojekte gefördert, an deren Ende das Konzert, die Theateraufführung, etc. steht? Warum gibt es keine eigenen Calls oder Programme, in denen es um die Entwicklung von Konzepten geht, die auf der Nachfrageseite ansetzen und damit im Marketing-, PR- oder Kommunikationsbereich angesiedelt sind? Wäre es nicht sinnvoll, wenn die Kulturpolitik von den Kulturbetrieben Professionalisierung verlangt, auch die entsprechenden Anreize zu setzen?
Wenn ich beispielsweise einen Blick auf die österreichische Wirtschaftsförderung werfe, dann gibt es dort nicht nur für die Entwicklung eines Produktes Programme, sondern eben auch für den Markteintritt. Ich würde mir von der Kulturpolitik wünschen, dass sie auch in diese Richtung Förderprogramme entwickelt und so entsprechende Anreize schafft. Das soll aber keine Ausrede für das teilweise geringe Engagement von Kulturbetrieben sein, nein, nur eine kleine Anregung in Richtung Kulturpolitik. ;-)
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