Kultureinrichtungen sollten sich als Unternehmen verstehen

Diesen Standpunkt vertritt die Kulturmanagerin Julia von Weymarn in einem Gespräch, das Prof. Faltin im Rahmen des Labor für Entrepreneurship mit ihr geführt hat. Sie hat sich, nachdem sie davor in verschiedenen Kultureinrichtungen gearbeitet hat, selbständig gemacht und zusammen mit ihrer Kollegin Angela Meyenburg das Beratungsunternehmen Personallotsen gegründet.

In dem knapp 30-minütigen Gespräch liefert sie ganz interessante Einblicke in die Struktur von Kulturbetrieben. Bemerkenswert ist ihre Feststellung, dass in Kultureinrichtungen die Innovation meistens von den MitarbeiterInnen ausgehe. Viele dieser Ideen würden, so meint sie, aber gar nicht oben ankommen, weil sich die Führungsetage oft vor dem dann unter Umständen größer werdenden Einfluss der MitarbeiterInnen fürchte.

Das Konzept von cultural entrepreneurship sieht sie erst ganz am Anfang. Ob und wenn ja wie sie cultural entrepreneurship von social entrepreneurship unterscheidet, hat sie in diesem Gespräch leider nicht erklärt.

Spannend fand ich den Hinweis von Prof. Faltin, im Hinblick auf die Innovationstätigkeit sei die Renaissance eine der erfolgreichsten Epochen gewesen. Dabei bezog er sich auf das Buch „The Medici Effect: What You Can Learn from Elephants and Epidemics“ von Frans Johansson. Der Autor zeigt darin, dass Heterogenität Kreativität und Innovation begünstigt bzw. fördert. Warum Medici-Effekt?

„Der Name ‚Medici Effekt‘ leitet sich im Übrigen von der Familie der Medici ab, welche damals in Florenz für eben dieses Zusammentreffen von ‚Experten‘ aus verschiedenen Bereichen der Kunst und Wissenschaft gesorgt haben“,

heißt es auf „Trends der Zukunft„, einem Blog, dem ich auch den Hinweis zu verdanken habe, dass das oben genannte Buch als kostenloses eBook zur Verfügung steht.

Aber bevor ich jetzt das ganze Gespräch wiedergebe, schauen Sie es sich doch selbst an.


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8 Antworten zu „Kultureinrichtungen sollten sich als Unternehmen verstehen“

  1. Eigentlich müsste ich als Betriebswirt den Artikel jetzt ganz wunderbar finden. Aber der Gedanke des Unternehmerischen kann auch an seine Grenzen kommen. Nämlich da, wo es auch nicht annähernd möglich ist, über die erzielten Umsätze in die Gewinnzone zu kommen.

    Und gerade der Anreiz, Gewinne zu machen, sollte eigentlich sicherstellen, dass marktwirtschaftlich orientierte Betriebe innovativ sind und ihre Mitarbeiter „unternehmerisch“ denken. Lustigerweise ist das nicht zwangsläufig so!

    Folglich können wir heute also Privatunternehmen haben, die weder innovativ sind noch wirklich unternehmerisch (konsequent) handeln, dafür aber Kulturbetriebe, die genau dies praktizieren – obwohl sie dadurch auch nicht annähernd in die Lage kommen, ihren Betrieb mit finanziellem Gewinn zu führen. Paradox, oder?

  2. Heißt das dann nicht, dass nicht nur die Aussicht auf finanziellen Gewinn die Menschen dazu motiviert, innovativ zu sein, sondern es eben auch andere Gründe gibt?

  3. Als Partnerin und Mitbegründerin der Personallotsen finde ich diesen Austausch sehr interessant und anregend.

    Ich bin der Meinung, dass auch in paradoxen Fällen, wie Sie ganz recht haben, den Menschen gerade aber in kulturellen Unternehmen, das Überleben der Institutionen sehr am Herzen liegt und somit wir nicht nur von finaziellen Gewinnen ausgehen sollten, die natürlich auch dort Thema sind, sondern auch von inhaltlichen, emotionalen („ich bin stolz da und da zu arbeiten und will, dass es gut läuft…“, .

    Prestige spielt eine große Rolle, wie auch das Gesehen werden der Arbeit des Einzelnen innerhalb der Institution.

    Alles Gründe die dazu führen, dass Menschen zusätzlich zum finanziellen Aspekt, innovativ sein wollen, wenn man ihnen dafür Raum gibt.

    Es wurden übrigens Test durchgeführt (Quelle: “The Medici Effect: What You Can Learn from Elephants and Epidemics), die offenkundig vorführen, dass Menschen, die kreative Tätigkeiten ausführen, sich nicht durch finanzielle Motivation, in ihrer Aufgabe beeinflussen lassen. Sie werden weder schneller, noch besser, noch kreativer… . Hier muss es andere Gründe geben, oder?

  4. Ja, da gebe ich Ihnen Recht. Mich würde es natürlich auch interessieren, welche Gründe es sind, die jemanden in den kreativen Bereich treiben.

    Nur müssen wir jetzt aufpassen und uns darauf verständigen, was wir unter einer kreativen Tätigkeit verstehen. Denn Kreativität finden wir im Endeffekt in jedem Beruf, in jeder Branche, um z.B. ein Problem zu lösen. Heißt das dann, dass es verschiedene „Arten“ von Kreativität gibt?

  5. Ich denke, dass wir da einer Meinung sind und dass als Beispiel im kulturellen Bereich tatsächlich u.a. eine andere „Art“ von Kreativität gibt.
    Für mich geht hier einher, nicht nur der Gedanke des kreativen Schaffens, also die Entwicklung neuer Ideen, sondern auch die Bereitschaft zusätzlich Zeit in etwas zu investieren, was häufig nicht den allgemeinen monitären Bedingungen der Arbeitswelt oder einen sicheren, „soliden“ Anerkennungs- bzw. Entlohnungsraum unterliegt.

    Die Gründe sich in einen kreativen Bereich zu begegben sind denke ich sehr vielfältig und dennoch unterliegen sie mindestens einer Gemeinsamkeit: das Bedürfnis etwas neues zu schaffen. Ob im vertrauten oder in einem neuen Bereich – das spielt erstmal keine Rolle.

  6. Da habe ich jetzt so meine Probleme mit. Klar ist, es geht beim Thema Kreativität darum, Neues zu schaffen. Da sind wir uns einig. Nun schreiben Sie aber, dass die Kreativität im kulturellen Bereich einhergeht mit der Bereitschaft, auf den monetären Erfolg zu verzichten, um es jetzt verkürzt zu formulieren. Das heißt, Geld ist kein Anreiz, um im künstlerischen Bereich kreativ zu sein.

    Das sehe ich nicht so, denn das würde heißen, dass in allen anderen Fällen monetäre Aspekte im Vordergrund stehen. Nehmen wir z.B. GrundlagenforscherInnen. Auch die forschen sicher nicht, um damit reich zu werden.

    Und selbst viele UnternehmerInnen, die im Profitbereich tätig sind, schauen nicht primär aufs Geld, sondern wollen ihre Ideen realisieren.

    Das heißt nicht, dass sie dann nicht Geld verdienen, ganz im Gegenteil. Aber sie reinvestieren das dann wieder. Ähnlich ist es übrigens auch im NPO-Bereich. Amnesty International, etc. sind jeden Tag 24 Stunden damit beschäftigt, Geld aufzutreiben, aber es dient als Mittel zum Zweck, wird reinvestiert und nicht als Gewinn ausgeschüttet.

    Von daher geht es immer ums Geld, nur zahlen die einen Gewinne an sich aus, während die anderen das erwirtschaftete Geld (so sie etwas erwirtschaftet haben) reinvestieren.

    Ich bin mir nicht sicher, aber ich kann mir vorstellen, dass dieser Grundgedanke, demzufolge diejenigen, die im Kunst- und Kulturbereich tätig sind, nicht darauf aus sind, Geld zu verdienen, dazu beiträgt, dass viele wirklich nichts verdienen. Das ist dann so etwas wie eine selbsterfüllende Prophezeiung.

    Die Unterscheidung auf der Motivationsebene macht daher für mich wenig Sinn, klar ist, dass das Produkt eindeutig ein anderes ist.

  7. Ich glaube, dass es wichtig wäre sich erstmal auf einen kreativen Bereich zu einigen. Ich spreche hier in dieser Diskussionsrunde ausschließlich vom kulturellen Bereich.

    Die Beispiele die Sie aufzählen machen alle Sinn.
    Dennoch denke ich, dass man auch hier auf der Motivationsebene durchaus unterscheiden kann.

    Ein anderes Beispiel: Ein Künstler – nehmen wir einen Bildhauer- verkauft kein Kunstwerk. Würde sich natürlich darüber sehr freuen, wenn er doch mal was verkaufen würde. Hört er deshalb auf mit seiner Arbeit? Wahrscheinlich nicht. Viele Künstler wollen nichts anderes machen. Er nimmt es hin, dass er nichts oder nicht viel mit seiner eigentlichen Arbeit verdient. Natürlich ist er nicht darauf „aus“. Aber er nimmt es nun mal hin.
    Das viele Geld was er erhofft zu verdienen aber es nicht tut ist hier nicht die Motivation. Kann man in diesen Bereichen die Arbeitszeit auch bei unterdurchschnittlicher Entlohnung nicht als Investition in die Zukunft sehen?
    Funktioniert übrigens auch bei den Beispielen die Sie genannt haben.
    Und kann man für den kulturellen Bereich u. a. nicht auch den Begriff Leidenschaft für etwas mit einbringen? Und Leidenschaft prägt auch die Beispiele von Ihnen.

    Es wäre kurz gedacht zu meinen, dass ein Künstler mit seiner Kunst, ein Kulturbetreibender mit seinen Projekten, einE UnternehmerIn mit ihrem Unternehmen kein Geld mit ihren Ideen verdienen möchte. Ich bin mir jedoch sicher, dass es dafür auf jeden Fall Bereiche gibt die es leichter machen.

    Um an den Diskussionsanfang anzuknüpfen: als Mitbegründerin ist es für mich relevant, dass die Kultur -und Kunstschaffenden Menschen natürlich entsprechend entlohnt werden – aber vor allem ist es mir wichtig, dass sie an ihrem Arbeitsplatz ein motivierendes, wertschätzendes und förderndes Bewusstsein für ihre Arbeit finden und auch einen Raum innovativ sein zu dürfen. Und das ist leider sehr häufig nicht der Fall.

  8. „…aber vor allem ist es mir wichtig, dass sie an ihrem Arbeitsplatz ein motivierendes, wertschätzendes und förderndes Bewusstsein für ihre Arbeit finden und auch einen Raum innovativ sein zu dürfen.“

    Volle Zustimmung, aber nachdem das, wie Sie ja auch schreiben, häufig nicht der Fall ist, frage ich mich, an welchen Rädchen man drehen muss, um hier Veränderungen zu bewirken? Es ist ja auch, wie es im Video heißt, im Sinne der „Chefs“, auf innovative Veränderungen hinzuarbeiten, denn davon profitiert letzten Endes nicht nur die Kultureinrichtung, sondern auch alle Stakeholder.

    Ist es eine Frage des Alters, wenn immer noch in vielen Betrieben Management hauptsächlich mit den Begriffen Kontrollieren und Verwalten in Verbindung gebracht wird? Oder ist es eine Frage der Unternehmenskultur, die interessanterweise in vielen Kulturbetrieben wesentlich konservativer als in Unternehmen?

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