Wenn das Museum eine Person wäre…

Haben Sie eine Ahnung, was für ein Bild die BesucherInnen von Ihrer Kultureinrichtung haben? Natürlich gibt es mittlerweile etliche Häuser, die Befragungen durchführen und sich davon wertvolle Aufschlüsse erhoffen. Aber das sind dann oft nur Details, die nicht immer ein aussagekräftiges Bild ergeben.

Da gefällt mir die Idee von Lynda Kelly sehr gut, die im Rahmen einer Arbeitsgruppe 12 und 13-jährige Jungen auf gefordert hat, sich das Museum als Person vorzustellen. Die Antworten, die sie auf ihrem Weblog Audience Research veröffentlicht hat, lesen sich teilweise sehr witzig. Sie sind aber, denke ich, sehr aussagekräftig und wahrscheinlich auch bezeichnend. Ein Beispiel gefällig?

„If the Museum were a person, it would have been around 200 years old. Also it would have huge brain containing all of the evidence about dinosaurs and animals. This person would have a huge heart because it also helps people discover or learn something they haven’t seen or heard before. It is a female, because not everything smart can be a man. It tells us about things we didn’t know existed.“

Ein weitere Antwort:

„I think if the museum was a person he/she would be old and full of knowledge. I think this, because of all the exhibits in the museum are full of the knowledge and the museum looks very old.“

Das sind jetzt nur zwei von mehreren Antworten (die restlichen finden Sie hier), in denen das Museum mit einer Person assoziiert wird, die sehr alt und weise ist.

Wie ist das nun, wenn man Erwachsenen die gleiche Frage stellt? Ich muss gestehen, meine Antwort fällt nicht wirklich anders aus als die der Jugendlichen. Ich habe ganz konkret an die Albertina gedacht und mir dazu einen alten weisen Mann mit langem Bart vorgestellt, der mir die Kunstgeschichte erklärt. Nein, eher erzählt.

Nun stellt sich die Frage, ob Museen heute wirklich so wahrgenommen werden wollen? Für mich sind diese Assoziationen sehr passend, ich betrachte Museen zu einem Großteil als Wissensspeicher. Deshalb habe ich früher auch die Ausstellungskataloge so geschätzt, denn das dort enthaltene Wissen gab es sonst nicht in dieser Komprimiertheit. Ist es nicht das Bild, das wir uns als BesucherInnen  von einem Museum machen sollen, dann liegt es an den Museen, was dafür zu tun, dass sich dieses Bild ändert.

Aber was mich interessieren würde: welche Person assoziieren Sie mit welchem Museum?


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7 Antworten zu „Wenn das Museum eine Person wäre…“

  1. Mit meinem Lieblingsmuseum assoziere ich eine junge, offene, unkonventionelle, leidenschaftliche, begeisterungsfähige Person, die sich dem Mainstream widersetzt und ihren eigenen Weg geht. Außerdem schätzt und sucht sie den Kontakt zu „ihren Freunden“ und ist äußerst inspirierend. Ihren Wissensspeicher kriegt man dann so richtig zu spüren, wenn Direktoren und Kuratoren ihre Führungen machen.
    Von Umfragen hält sie übrigens sehr wenig: das MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main

  2. Dankeschön für diese schöne Beschreibung. Sie hat mich gleich dazu inspiriert, die Website des Museums zu besuchen. Was mich interessieren würde: wie sucht diese Person den Kontakt zu ihren Freunden?

  3. Wenn das Museum eine Person wäre…
    …meine Assoziationen dazu: lebhaft, interessiert. Eine Person, die gerne mehr dazulernt und individuell herauspickt, was sie interessiert. Mein Museum wäre eine Frau gekleidet in Vintage-Mode.

    Welche Personen assoziiere ich mit welchem Museum?
    Freilichtmuseen – Familien, Reisegruppen
    Kunstmuseen, Fotoausstellungen: moderne, junge Akademiker
    Stadtmuseen: Schulklassen mit ihren Lehrern, Kinder mit Eltern.

    Herzliche Grüsse, Annette Strauch
    (Europäische Ethnologin aus Göttingen, die momentan in Wales lebt)

  4. Danke, Frau Strauch, für Ihren Kommentar. Sie erwähnen einen ganz interessanten Aspekt, der meiner Meinung nach in vielen Museen zu kurz kommt: Bereitschaft und Wille, dazuzulernen.

    Bei den MuseumsmitarbeiterInnen ist das kein Thema, da ist diese Bereitschaft sogar ziemlich ausgeprägt. Aber die Museen selbst strahlen das nur selten aus. Was schade ist, denn das Signal, gerne dazuzulernen ist ja fast schon so etwas wie eine Einladung zum Gespräch.

    Ihre assoziative Zuordnung gefällt mir gut. Und wie ist das mit den technischen bzw. naturwissenschaftlichen Museen?

  5. Sorry, hatte erst jetzt gesehen, dass ich nochmal antworten sollte :-)
    Einerseits mit Mund-zu-Mund-Propaganda, dann gibt es zur Zeit einen „Freundes-Tisch“ im Museum, an dem auch bestehende Freunde neue werben (darf ich gleich machen).
    Ich habe ihnen auch vorgeschlagen, sich auf Facebook zu präsentieren – das hat nur noch nicht gefruchtet.

  6. @ Ulrike Schmid: Die Idee des Freundes-Tisch gefällt mir. Das klingt schon anziehend. Vielleicht teilen Sie die „Aufgaben“ einfach auf? Die einen konzentrieren sich auf den Freundes-Tisch, die anderen auf Facebook und richten dort einen virtuellen Freundes-Tisch ein. Da wäre auch schon klar, was im Logo sein muss. :-)

  7. Alle Aktivitäten liegen in einer Hand. Falls bei Facebook was passiert, erfahr ich das ziemlich schnell, denke ich. Mir gefällt die Idee des „virtuellen Freundes-Tisches“

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