Neue Entwicklungen im Projektmanagement?

Patrick Fritz hat vor einiger Zeit in seinem Blog die Frage gestellt, ob Projektmanagement 2.0 der nächste Marketing-Hype sei? Bezug nimmt er dabei auf ein Blog, das den provokanten Titel Projektmanagement 2.0 trägt und von Frank Wolf und Christoph Rauhut betrieben wird. Ein interessantes Blog, um das gleich vorwegzunehmen.

Um Patricks Frage beanworten zu können, muss man sich erst einmal anschauen, was wir unter Projektmanagement 2.0 verstehen können bzw. wollen? Frank Wolf liefert dafür die Ansätze für eine Definition und verweist in seinem Blogpost auf drei Punkte, die Projektmanagement 2.0 auszeichnen.

  1. die „ausgeprägte Selbstorganisation der (Teil)-Projektteams“;
  2. die „Transparenz der Zwischenergebnisse“ und
  3. eine dezentralisierte „inhaltliche Abstimmung“.

Wenn es einen Unterschied zwischen dem klassischen und dem Projektmanagement 2.0 geben soll, dann müssen wir von den folgenden Gegensatzpaaren ausgehen:

  • Hierarchie vs. Selbstorganisation
  • Intransparenz vs. Transparenz
  • Zentralität vs. Dezentralität

Kann man den Unterschied mit HIlfe dieser sechs Begriffe benennen? Ja und Nein. Auf der einen Seite ist die Projektleitung im klassischen Projektmanagement in der Regel ganz oben in der Hierarchie. Aber den oder die autoritäre ProjektleiterIn erleben wir wenn überhaupt, nur noch sehr selten. Frank Wolf definiert die Rolle des Projektleiters im Projektmanagement 2.0 so:

  • „PM-Leiter hat koordinierende Funktion auf High-Level Ebene;
  • greift bei Konflikten ein;
  • stellt sicher, dass die Teams in der Lage sind zu arbeiten.“

So weit ist das von dem, was wir im klassischen Projektmanagement erleben, nicht entfernt. Zumindest sind das meine Erfahrungen. Andere mögen andere Erfahrungen gemacht haben.

Ähnlich verhält es sich auch mit den beiden folgenden Punkten, der Transparenz und der Dezentralität. Wir finden sie immer häufiger in immer mehr Projekten. Insofern glaube ich nicht, dass es sich bei Projektmanagement 2.0 um einen Marketing-Hype handelt, um Patricks Frage zu beantworten. Nein, ich glaube, hier handelt es sich um eine Entwicklung, die vor einiger Zeit begonnen hat und noch lange nicht beendet ist.

Vielleicht sollten wir nicht von entweder oder sprechen, sondern die aus den Gegensätzen eine Skala machen, auf der wir uns in unserer Projekttätigkeit einordnen. Wie funktioniert Ihr Projektteam? Eher hierarchisch oder selbstorganisiert? Und was würde es Ihnen bringen, wenn Sie den Schieber weiter in Richtung Selbstorganisation oder vielleicht auch in die andere Richtung bewegen würden? Denn Frank Wolf hält am Ende seines Blogposts richtigerweise fest, dass nicht jedes Projekt für Projektmanagement 2.0 geeignet sei.

Wie sieht es bei Ihnen in Sachen Transparenz und Dezentralität aus? Ich denke, sich über diese drei Punkte Gedanken zu machen, kann sich sehr positiv auf die Arbeit im Projektteam auswirken. Ob das Kind nun Projektmanagement 2.0 heißt oder anders, spielt da gar keine so große Rolle. Obwohl der Begriff ja schon was hat. ;-)


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Kommentare

2 Antworten zu „Neue Entwicklungen im Projektmanagement?“

  1. „Ob das Kind nun Projektmanagement 2.0 heißt oder anders, spielt da gar keine so große Rolle“… solange sich Projektmanagement als Disziplin weiterentwickelt… und das tut sie nicht oder nur schwer wenn die Grundlegenden Begriffe nicht klar sind. Solange also Projektmanagement 2.0 als das verstanden wird was es ist, nämlich einen Umschreibung dafür das was vorwärts geht, ist das völlig in Ordnung. Wenn es aber zu einem neuen, besseren, anderen PM hochstillisiert wird, bin ich strikt dagegen!

  2. naja, ob Web2.0, PR2.0 oder jetzt Projektmanagement2.0, die Begriffe drücken für mich aus, dass in den jeweiligen Bereichen Veränderungen stattfinden.

    Für mich ist eigentlich das 2.0 wichtig, das für Kommunikation und Partizipation steht. Das heißt, in den jeweiligen Bereichen, denen das 2.0 vorangestellt ist, erhalten Kommunikation und Partizipation einen höheren Stellenwert.

    Projektmanagement2.0 ist für mich aber kein Begriff, der etwas grundlegend definiert. Er zeigt einen Trend auf, obwohl sich auch hier, ähnlich wie beim Web2.0, natürlich auch schnell feststellen lässt, dass das so neu gar nicht ist.

    Nehmen wir Peter Stein und die Berliner Schaubühne als Beispiel. Jede Inszenierung war ein Projekt und Kommunikation und Partizipation standen schon damals im Vordergrund. Kein Mensch wäre auf die Idee gekommen, hier von Inszenierung2.0 oder Projektmanagement2.0 zu sprechen.

    Aber mir gefällt das 2.0, weil es provoziert und zur Beschäftigung mit dem Thema anregt. Das ist gut, denn das Projektmanagement verträgt frischen Wind.

    Das Ergebnis wird aber, da bin ich mir sicher, nicht Projektmanagement2.0 heißen.

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