Geld ist Mangelware, zur sozialen Lage der Künstlerinnen und Künstler in Österreich

Eine Studie beschreibt die soziale Lage der österreichischen KünstlerInnen

Beschämend, so habe ich in einem früheren Blogpost die Situation der KünstlerInnen in Österreich genannt. Damals waren ja erst ein paar Details bekannt. Nun habe ich im Blog von Andrea Mayer-Edoloeyi gelesen, dass die Studie zur sozialen Lage der Künstlerinnen und Künstler in Österreich endlich offiziell veröffentlicht worden ist.

Hier finden Sie den vollständigen Endbericht als PDF zum Download. Falls Sie die gut 200 Seiten nicht lesen wollen, es gibt auch eine Kurzfassung.

„Für die Kunst- und Kulturpolitik lässt sich aus dieser Studie Handlungsbedarf ableiten“,

wird Kulturministerin Claudia Schmied in der Pressemeldung zitiert. Ja, stimmt!

Bild: stevepb (Pixabay)


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Kommentare

19 Antworten zu „Eine Studie beschreibt die soziale Lage der österreichischen KünstlerInnen“

  1. Schmied sagt auch, es brauche mehr Nachwuchsförderung. Frage mich, ob es die richtige Antwort auf die Studie ist, junge Leute zu ermutigen, sich ebenfalls in solche Situation zu begeben?!?

  2. Ihre Aussage kann man so oder so verstehen.

    Variante 1: es muss mehr getan werden, damit die Zahl der NachwuchskünstlerInnen größer wird.

    Variante 2: es muss mehr für die NachwuchskünstlerInnen getan werden.

    Variante 2 macht Sinn, Variante 1, die Du ansprichst, wäre verheerend. Da gebe ich Dir Recht. Ich hoffe ja, dass es ihr eher um zweiteres geht.

  3. Das ist halt ein etwas zweischneidiges Schwert mit der Förderung von Nachwuchskünstlern. Dieses Thema beschäftigte mich bereits 1985 intensiv. Damals redete alles (in der Schweiz) von „Jungkünstler-Förderung“ und die entsprechenden Förderungen wurden auch so ausgerichtet – mit einem Alterslimit. Ich hatte dann Einblick in das „Künstlerleben“ verschiedener älterer KünstlerInnen, die aus allen Traktanden fielen und ein recht kümmerliches Leben fristeten. Ich befürchte, dass es heute nicht viel anders aussieht. Deshalb bin ich nach wie vor für ein bedingungsloses Grundeinkommen“, das solche Probleme auf einen Wisch lösen könnte.

  4. Ja, eben. Auch Variante 2 hat so ihre Tücken, auch wenn sie nicht ganz so verheerend ist. Wenn, dann sollte man etwas für alle Künstler tun, nicht nur für bestimmte Gruppen. Systemisch denken ist da angesagt, sonst passiert genau das, was BodenständiX schildert. Um es sarkastisch zu formulieren: Es geht ja allen schlecht genug! ;-)

  5. Ich glaube ja nicht, dass schon jemand so weit in seinen Gedanken ist und konkrete Vorstellungen hat, was zu tun sei. Deshalb auch erst einmal die Konferenz. ;-)

  6. Wobei ich mir die Frage stelle, wer entscheidet wer ein Künstler ist?

  7. Gleich noch als Ergänzung: die frische Stellungnahme des Kulturrats Österreich dazu – http://kulturrat.at/agenda/brennpunkte/20081120.

    In der Frage der Förderung junger KünstlerInnen bin ich ganz bei euch. Es ist absurd angesichts dieser Situation Kunst als Zukunftsberuf für junge Leute zu verkaufen, sondern es muss vorrangig darum gehen, die Rahmenbedingungen für diejenigen zu verbessern, die das sowieso schon tun.
    Aber es darf halt auch nicht übersehen werden, dass an den Kunstuniversitäten jedes Jahr hunderte junge Leute mit einem Kunststudium starten und damit Zukunftshoffnungen verbinden.

  8. bin schwer entsetzt über die missliche Lage der KünstlerInnen – davon kann man offensichtlich nicht leben in diesem Land. Nicht, dass mir das nicht bewusst gewesen wäre, aber das Ausmaß war mir nicht klar.

    Wie ist das jetzt mit dem Selbstverständnis der Kulturnation?

    Oh, ich vergaß, da gings ja eh immer nur um tote Künstler!…

  9. exit 100 ausweg kultur

    Ich weiß – nicht schon wieder – aber ich würde die Förderpolitik neu ordnen und endlich in allen Bundesländern einheitliche Richtlinien einführen. Kulturförderung ist eine reine Willküraktion einzelner Politiker. Um die Sache gehts nie. Denkt an die Diskussionen über Kultur und Wirtschaft! Die Wirtschaft sollte endlich die Kreativpotenziale erkennen und auch nutzen. Wenn Wirtschaft und Kultur enger zusammenarbeiten würden, würde es auch vielen Künstlern nicht so schlecht gehen. Leider gewinnt bei solchen Kooperationen immer die Wirtschaft! Schade eigentlich…..

  10. @Michael: Deine Frage ist nicht so ganz einfach zu beantworten. In einem früheren Beitrag habe ich das Thema im Hinblick auf die Künstlersozialversicherung angeschnitten. Interessant ist in dieser Hinsicht ein Arbeitsbericht von Juliane Alton, die darin die Modelle verschiedener europäischer Länder vergleicht.

    @Andrea: Ich stelle mir die Frage, warum es so viele Menschen in diesen Bereich zieht? Da werden Wünsche und Vorstellungen reinprojiziert, die mit der Realität nichts zu tun haben.

    Vielleicht muss man das denen, die sich für den Kunst- und Kulturbereich interessieren, noch eindringlicher aufzeigen. Zahlen und Fakten gibt es ja nun schon, vielleicht ist eine andere Darstellungsform notwendig?

    Z.B. eine Ausstellung, in der neben den Kunstwerken noch ein Foto aus der Küche der KünstlerIn hängt und als Ergänzung ein Factsheet mit Lebenslauf, monatliche Einnahmen, etc. Kann man ja auch anonym machen, wenn gewünscht.

    @michaela: für das Selbstverständnis als Kulturnation sind die toten Künstler angenehmer, die kosten in der Regel nichts mehr. :-)

    @exit100: wenn es das von Hanspeter Gautschin vorgeschlagene Grundeinkommen geben würde, könnten wir das Thema Förderung wesentlich entspannter angehen. Aber ich würde gar nicht sagen „nicht schon wieder“, sondern eher „immer noch“.

  11. Immerhin findet sich im aktuellen Regierungsprogramm eine Passage, die auf die Studie eingeht:

    „3. Verbesserung der Arbeitsbedingungen im Kulturbereich
    Nach Vorliegen der Ergebnisse der Studie zur sozialen Lage der Künstlerinnen und Künstler in Österreich soll eine interministerielle Arbeitsgruppe ein Maßnahmenpaket zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen der Künstlerinnen und Künstler entwickeln.

    Zur Verbesserung der Planbarkeit im Kunst- und Kulturbereich sollen mehrjährige Förderverträge verstärkt zum Einsatz kommen.“

  12. Die Arbeitsgruppe erinnert mich an die großen Pläne, die man mit den Museen hatte. Arbeitsgruppen, offene Diskussionen, sogar online und dann die Ergebnisse umsetzen, so hieß es vor etwa einem Jahr mal.

    Dann wurde es immer ruhiger und heute redet kein Mensch mehr davon. Hoffentlich geht es dieser angekündigten Arbeitsgruppe und den Ergebnissen dann nicht ähnlich. :-(

  13. Ich habe das auch gelesen im Regierungsprogramm. Die Einrichtung einer Arbeitsgruppe hätte unserer Frau Kunstministerin nun wirklich früher einfallen können, weil die Interessensvertretungen der Kulturschaffenden doch schon seit Jahren auf die miese Lage hinweisen. Nun ist es mit der Studie halt amtlich. Ich bin höchst skeptisch, weil es ja auch bei der KünstlerInnensozialversicherung (die diesen Namen in Österreich ja nicht wirklich verdient) auch zu keiner wirklich befriedigenden Lösung gekommen ist – das wäre aber genau eine der Konsequenzen aus der Studie.

  14. Eine Arbeitsgruppe ist halt nicht wirklich etwas, wo man das Gefühl hat, da will jetzt jemand das Problem wirklich lösen. Und dann auch noch auf ministerieller Ebene, da kann ich mir schon recht lebhaft vorstellen, was da am Ende dabei rauskommt…

  15. […] es mit Michael Söndermann, mit der gegenwärtigen Situation, wie sie in den aktuellen Studien in Österreich und in Deutschland beschrieben wird, lässt sich der Gesellschaft bereits anschaulich darstellen, […]

  16. […] es ist zwar schön, dass alle gegen die Ökonomisierung der Kunst sind. Tatsache ist aber, dass die finanzielle Situation für die meisten KünstlerInnen mehr als trostlos ist. Wäre es nicht an der Zeit, bei geförderten Projekten darauf zu achten, […]

  17. […] der KünstlerInnen nicht von ihrer künstlerischen Tätigkeit leben können (siehe dazu diese beiden Beiträge), dann sollten irgendwo die Alarmglocken […]

  18. […] ins Leben gerufen. KünstlerInnen können von ihrer originär künstlerischen Arbeit kaum leben, hat eine 2008 veröffentlichte Studie gezeigt, dagegen gilt es etwas zu unternehmen. Aber der Ansatz der Kampagne “Kunst hat Recht” […]

  19. […] in Österreich ist beschämend (Kurzfassung und Endbericht finden Sie in meinem Blogbeitrag Eine Studie beschreibt die soziale Lage der österreichischen KünstlerInnen). Zehn Jahre später ist ein Update erschienen, um die Frage zu beantworten, wie die […]

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