Weblogs: je mehr Blogposts, desto besser?

Immer wieder werde ich gefragt, welcher Voraussetzungen es denn bedarf, um ein erfolgreiches Weblog zu betreiben. Wir könnten jetzt darüber diskutieren, was Erfolg in diesem Zusammenhang bedeutet, aber Fakt ist, dass viele es am liebsten sehen, wenn sie den Erfolg an Hand der Zugriffszahlen messen. Und so ganz falsch ist das ja auch nicht.

In meinem Beitrag „Wer bloggt, braucht einen langen Atem“ habe ich geschrieben, dass die Höhe der Zugriffszahlen auch von der Anzahl der Blogposts abhängt. Jetzt habe ich auf dem Non-Profit Tech Blog von Allan Benamer einen Beitrag gefunden, der diese Behauptung unterstützt. In seinem Beitrag“ Why Your Nonprofit’s Volunteer Base Should Blog for Your Nonprofit“ zeigt er die Entwicklung der Zahlen an Hand eines konkreten Beispiels.

Bloggrafik

Auffällig sind die jeweiligen Sprünge von Januar auf Februar und von April auf Mai. Im Vergleich zum Monat Januar stieg die Zahl der Beiträge um mehr als das Dreifache an. Analog dazu erhöhte sich auch die Zahl der Visits entsprechend. Dass die Zugriffe via Google da nicht entsprechend mithalten konnten, liegt, so vermute ich, daran, dass hier ein gewisser Verzögerungseffekt eintritt. Das heißt, die steigende Zahl an Blogposts wirkt sich erst im Nachhinein aus. Erkennbar ist das an der Steigerung der Zugriffszahlen von Februar auf März. Berücksichtigen muss man allerdings meiner Meinung nach auch saisonale Schwankungen.

Schaue ich mir meine eigene Statistik an, dann ist der Februar nicht nur wegen der 28 Tage immer ein schwächerer Monat, während der März immer zu den „besseren“ Monaten gehört.

Allan Benamer schlussfolgert daraus, dass NPO eine ähnliche Wachstumskurve erreichen können, wenn es ihnen gelingt, zwei bis drei Blogposts pro Tag zu veröffentlichen. Aber, so Benamer:

„most nonprofits don’t have the resources to post two or three times a day to their website“:

Hier kommen für ihn nun die Unterstützer ins Spiel, die sich zu einer Community zusammentun und durch ihre Blogbeiträge nicht nur die NPO unterstützen, sondern auch zum weiteren Wachstum des Weblogs beitragen. Benamer ist sich darüber im Klaren, dass das keine leichte Aufgabe ist:

„Of course, the harried nonprofit manager will probably say that you’ll end up with new headaches as your try to fit your new bloggers into your existing communications strategy. Agreed, but first things first. Which problem would you rather have? The problem of managing of thriving a blogger community for your nonprofit or the silence that accompanies your nonprofit’s web initiatives? I opt for the noise.“

Ich sehe das wie er. Mir ist es lieber, eine Bloggercommunity zu erhalten als ohne Resonanz vor mich hinzubloggen. Die Frage, die ich mir als jemand, der im Kunst- und Kulturbereich arbeitet,stelle, lautet: sind die Kulturbetriebe dazu bereit? Wenn ja, dann braucht es das Fragezeichen in der Überschrift nicht. Klar ist aber auch, dass vor diesem Hintergrund immer häufiger Blogs begonnen werden, die mehr als einen Autor haben.


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9 Antworten zu „Weblogs: je mehr Blogposts, desto besser?“

  1. Mehr Blogposts = mehr Besucher? Hoffentlich bleibt dabei das Gleichgewicht zwischen Quantität und Qualität erhalten.

  2. Johannes

    Ich möchte auch sehr gerne das Fragezeichen stehen lassen und melde gerade für den Kunst- und Kulturbereich Bedenken an, wenn es vor allem um Zugriffszahlen und immer nur um mehr und noch mehr geht. So viel anders als im real life ist es nämlich diesbezüglich auch im Web nicht und wir sehen tagtäglich die absurden, letztlich kulturfeindlichen und kontraproduktiven Auswüchse der „immer mehr BesucherInnen“ des nur mehr „Füßezählens“ … und bald sind Zugriffszahlen entscheidende Parameter für die Subventions- oder Sponsorengeldervergabe.
    Nein, ich habe nicht den Blick auf die Realität verloren und ich finde auch, dass die Bloggercommunity eine ganz hervorragende Idee sein KANN (aber nicht mehr). Ich sehe nur das Paar „Bloggercommunity um mehr Blogposts zu erreichen“ und auf der anderen Seite das „ohne Resonanz vor mich hinbloggen“ in einer Schieflage. Denn für die Qualität bleibt da ganz schnell wirklich nur mehr sehr wenig Platz?
    liebe Grüße Johannes

  3. @Maxim: eine entsprechende Qualität setze ich voraus, sonst brauchen wir über Zugriffszahlen nicht zu sprechen.

    @Johannes: ich habe mittlerweile in einigen Blogbeiträgen (unter anderem hier ) darauf hingewiesen, dass es eben nicht die Klickzahlen alleine sind, auf die es – auch im Kunst- und Kulturbereich – ankommt. Aber die Wechselbeziehung zwischen Blogposts und Visits ist doch offensichtlich. Sollen wir die einfach ignorieren?

    1. Johannes

      ja, ich kenne diese deine Beiträge bzw. deine Meinung dazu und wollte sie tatsächlich kurz ansprechen in meiner Antwort, um Missverständnisse zu vermeiden.
      Natürlich darf die angesprochene Wechselbeziehung nicht ignoriert werden, sie kann gar nicht ignoriert werden, weil es sie eben gibt.
      Mir gings eher um die Prioritätensetzung. Mag manche geben, die sonst wirklich glauben, es geht nur um posten posten posten und die Inhalt der Qualität ist nachrangig (sind natürlich jene, die sich auch sonst nicht Qualität auf die Fahnen schreiben können). Denn was heute gelegentlich im real life-Kulturbereich veranstaltet wird, nur um BesucherInnenzahlen zu erhöhen, ist einfach eine Schande. Und das würd natürlich im Web ganz genauso funktionieren.
      Nein, wir sehen die Sache gar nicht so verschieden, – bloß das Fragezeichen würd ich gerne lassen. ;-)
      Und wie sollt ich sonst meine „Forderung“ nach mindestens 20 Jahren Pulikationsstopp durchbringen, wenn wir im Web nur um der Zugriffszahlen publizieren? (bitte denkt euch dazu viele Smilies)…
      liebe grüße Johannes

  4. Mehr als ein Beitrag pro Tag schreckt viele Leser sogar ab! Die Leute haben ja auch noch ein offline-Leben. Man überfordert da schnell oder produziert „Füllmüll“ – Artikel, die gar nicht mehr ganz gelesen werden. (Ich gehe vom einfachen Blog ohne Zeitschriften-Intention aus)

    Aus eigenen Erfahrungen glaube ich zwar, dass man Leser verliert, wenn man ein Blog zu lange schlafen lässt, ohne etwa Urlaub anzukündigen. Aber diese Zugriffszahlen sind doch oft nur Google-Zufallsbesucher, die mit der Anzahl der Posts = Stichwortsteigerung mehr kommen (bei Blogspot-Blogs übrigens sofort ablesbar, weil’s zu Google gehört). Aber wie viele von denen will man wirklich und kann man halten?

    Irgendwann werden diese ganzen PR-Statistiker aufwachen und bemerken, dass Relevanz und treues Stammpublikum sehr viel mehr bringen als Menschen, die nach „Schweißfuß“ suchen und in einem Gärtnerblog landen. Und ein Stammpublikum kann man sich erziehen, sogar auf nur einen Beitrag die Woche…

    1. Simon

      Sehe ich auch so. Ich bin sogar so weit gegangen und habe Google von meinem Blog ausgesperrt, da Besucher über Suchmaschinen fast nie im Interesse des Blogs handeln. Oft sind es dann Leute, die sich von den Artikeln auf den Schlips getreten fühlen, Firmen, die sich selber gegoogelt haben und mit meiner Meinung nicht einverstanden sind etc. Daher halte ich das für so schädlich, dass ich letztendlich zum Mittel des Ausschlusses greifen musste. Interessante Artikel verlinke ich bei Twitter und hoffe, dass dort ein paar Leser mehr hängenbleiben, die sich für die Inhalte interessieren, und nicht für Möglichkeiten, dem Webmaster an den Karren zu fahren.

    2. @Simon: ich weiß jetzt zwar nicht, in welchem Bereich Du schreibst, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sämtliche Google-Besucher die Inhalte dann negativ bewerten und Dir daraus einen Schaden entsteht.

      Entscheidend ist, ob ich das Blog privat oder geschäftlich nutze. Wer privat schreibt, kann es sich wahrscheinlich leisten, Google auszusperren. Beruflich würde ich persönlich allerdings nicht darauf verzichten.

  5. Was ich nicht verstehe: warum geht denn eine Erhöhung der Zahl der Beiträge automatisch einher mit einem Qualitätsverlust? Vielleicht sitze ich da jetzt auf der Leitung, aber warum das so sein soll, erschließt sich mir jetzt nicht ganz.

    Nehmen wir doch mal hier dieses Blog als Beispiel: Kulturmanagement ist ein unendlich weites Feld, das ich alleine gar nicht abzudecken imstande bin. Das heißt, bestimmte Themengebiete kommen hier zu kurz, was aber auch bedeutet: diejenigen, die sich für genau diese Themen interessieren, werden das Blog uninteressant finden.

    So, nun finde ich jemanden, der genau diesen Themenbereich abdeckt. Wäre das kein Gewinn? Und zwar für beide Seiten?

    Was ich verstehen würde, wenn jemand sagt, ok, ich mag die Art, wie jemand schreibt und deshalb lese ich (fast) alles von ihm. Bin ich eine Einzelperson, dann passt das. Damit wären wir wieder beim „digital curator“ gelandet.

    Als Kultureinrichtung ist dieses auf eine Person fixiert sein aber vielleicht gar nicht so gut, weil es natürlich auch Leute geben wird, die mich gar nicht lesen mögen. Wie gesagt, ich als Einzelperson kann damit leben. Als Organisation habe ich aber natürlich ein Interesse daran, dass mich möglichst viele lesen. Da ist per se nichts schlechtes, denke ich.

    Also noch einmal: mir geht es nicht darum, einfach die Postfrequenz zu erhöhen, um Zugriffe zu generieren, sondern darum, das Angebot auszuweiten und dadurch ein Blog für (noch) mehr LeserInnen interessant zu machen. Worunter die Qualität nicht leiden dürfte.

    Das richtet sich auch nicht gegen ein Stammpublikum, denke ich. Eigentlich gibt es, was das Lesen angeht, keine wirkliche Grenze nach oben. Eine erfolgreiche SchriftstellerIn hat ja unter Umständen auch ein paar hundertausend StammleserInnen, ohne dass ihre Qualität darunter leidet.

    Interessant wird diese Frage bei einem Dienstleister. Wenn der dann so viele Reaktionen bzw. Anfragen mit seinen Blogposts hervorruft, ohne sie bewältigen zu können, dann wäre das unsinnig. Da spielt das dann sehr wohl eine Rolle.

  6. […] eines Blogs hat, habe ich schon im letzten Jahr festgestellt, allerdings hat Johannes Reiss an anderer Stelle zu Recht eingeworfen, dass es gerade im Kunst- und Kulturbereich nicht nur um die Quantität, […]

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