Online-Fundraising: „Build your network before you need it“

Sparschwein
© Rainer Sturm; Pixelio

Der Wunsch, mit Hilfe des Social Web zusätzliche Einnahmen zu generieren ist naheliegend. Man erreicht dank des Multiplikatoreffekts eine Vielzahl von Menschen, die sich dann hoffentlich für einen interessieren und entweder die angebotenen Produkte erwerben, die Veranstaltungen besuchen oder einem auf Spendenbasis Geld zukommen lassen.

Während der einfache Hinweis auf ein Produkt oder eine Veranstaltung häufig genügt, um jemanden zum Kauf oder Besuch zu bewegen, ist die Herausforderung, jemanden zum Spender werden zu lassen, eine ungleich größere.

Und noch größer ist die Herausforderung, wenn es darum geht, Online-Fundraising zu betreiben. Während es in verschiedenen NPO-Bereichen durchaus schon Beispiele gab, die zeigen, dass Online-Fundraising funktionieren kann, vor allem im angelsächsischen Raum, schaut es bei uns im Kunst- und Kulturbereich noch eher traurig aus.

Die Gründe dafür sind nicht neu. Einerseits ist die Finanzierung von Kunst und Kultur dem allgemeinen Verständnis nach Sache des Staates. Andererseits beginnt sich die Akzeptanz, Geld online zu überweisen, erst so allmählich herauszubilden und drittens sind die Transaktionskosten vor allem wenn es um kleine und kleinste Beträge geht, einfach noch zu hoch.

Nun kann man daraus verschiedene Schlüsse ziehen. Wer die genannten Hürden – und vielleicht noch weitere – in den Vordergrund stellt, wird wahrscheinlich zu dem Ergebnis kommen, dass sich Online-Fundraising nicht lohnt und wird in dieser Hinsicht nicht aktiv. Oder man geht davon aus, dass der Zug irgendwann einmal ins Rollen kommt und versucht möglichst bald Position zu beziehen, um dann gerüstet zu sein.

Eigentlich ist die Ausgangssituation für den letzteren Ansatz ideal, denn der Weg von einem Facebookprofil zum ersten eingenommenen Fundraising-Euro ist ein weiter. Wenn es heute auf dieser Basis noch nichts zu verdienen gibt, dann lohnt es sich trotzdem, eine entsprechende Community aufzubauen. Schließlich steht nirgendwo geschrieben, dass es einem erst jemand vormachen muss. Warum sollen nicht Sie die oder der erste sein, der/dem es gelingt, im Social Web erfolgreiches Fundraising zu betreiben?

Sehr hilfreich in dieser Hinsicht ist das Blogpost „The Right Way to use Social Media for Fundraising: Wildlife Direct“ von Beth Kanter. In ihm listet sie einige Punkte auf, die ihrer Meinung nach für Fundraising-Aktivitäten im Social Web wichtig sind. Zwei Punkte möchte ich dabei herausgreifen:

  • „Build your network before you need it.  Don’t have your first interaction be a request for money.
  • Focus on engagement and relationship building all the time.  You don’t have to be doing it at hyper level at the time, but remember relationship building doesn’t have an on and off switch.“

Ihre Anmerkungen erinnern mich an Chris Brogans Beitrag „Audience or Community„, in dem er die Unterschiede zwischen  Publikum und Community sehr schön herausarbeitet.

„Community happens when people feel they’re among like-minded others and when they feel their contributions matter“,

schreibt Chris Brogan. Wie so etwas dann in der Praxis aussieht, erfährt man in Beth Kanters Beitrag am Beispiel von WildLifeDirect. Aus der Community heraus entstand innerhalb kurzer Zeit eine Vielzahl von Weblogs, über die Spenden lukriert werden konnten. Das heißt, nicht die Tierschutzorganisation alleine sammelt Geld, sondern es ist die Community, die sich engagiert und zum Spenden animiert.

Aber so etwas braucht Zeit. „Community happens“ schreibt Brogan, d.h. Sie können nur für die geeigneten Rahmenbedingungen sorgen, der Rest geschieht dann „von alleine“.


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Kommentare

9 Antworten zu „Online-Fundraising: „Build your network before you need it““

  1. Interessant: http://www.betterplace.com/

    Dort ist auch Project Human Aid gelistet – ein kleines Projekt für das ich mich engagiere – aber die meisten Spendengelder akquirieren wir immer noch auf herkömmlichem Wege.

    Ich finde auch, dass erschreickend wenige NGOs einen Blog haben.

  2. @Hagen Krohn: was sind Deiner Meinung nach die Gründe, dass so wenige NPO bloggen?

  3. […] miteinander kommuniziert werden. Beth Kanter hat das gut ausgedrückt und der Kulturmanagement-Blog von Christian Henner-Fehr hat mir ihren Satz heute morgen wieder in Erinnerung gerufen: Build your network before you need […]

  4. @Christian: Gute Frage. Project Human Aid bloggt ja auch (noch) nicht, obwohl ein schöner WordPress-Blog sinnvoller wäre als die bestehende Website. In unserem Fall hat es einfach mit Zeitmangel zu tun, da wir alle ehrenamtlich arbeiten. Aber natürlich macht Social Media gerade im humanitären Bereich absolut Sinn (Twitter!).

  5. @Hagen Kohn: aber kostet eine statische Seite nicht auch Zeit? Ist nicht z.B. der Aufwand, den man dort für neue Inhalte betreiben muss, höher als in einem Blog?

  6. […] Ist es der fehlende Glaube an den Erfolg beim WEB2.0-Einsatz (Ch. Henner-Fehr blogt: „…Gelingt mir das (mit den verschiedenen Interessensgruppen einen Dialog zu führen), kann man eigentlich schon von einem erfolgreichen Social Media-Einsatz sprechen…“)? Oder die mangelnde Fähigkeit, transparente Organisationen und Prozesse zu schaffen und zu unterstützen? Henner-Fehr blogt dazu weiter: „… Ich denke, die Behauptung, eine Organisation muss die Werte Transparenz, Vertrauen, etc. leben, damit sie auch über die Social Media-Kanäle authentisch rüberkommt, ist nicht ganz von der Hand zu weisen..“). Und man kann ihm nur zustimmen, wenn er sagt:“Build your network before you need it!“ […]

  7. @Christian Du hast absolut recht. Wir werden auch in absehbarer Zeit auf WordPress umsteigen.

  8. @Hagen: ich habe mir die Seite gerade angesehen: die wichtigsten Infos als statische Seiten, der Rest kommt ins Blog. By the way: gutes Projekt!

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