Die Frage der Bezahlung digitaler Güter, also zum Beispiel von Texten, beschäftigt ja nicht nur die deutschen Verleger. Deren Idee, ihre Inhalte hinter einer sinnbildlichen Mauer zu verstecken und Eintritt zu verlangen, halte ich für wenig zukunftsträchtig. Aber sollen sie tun, dann haben sie es schwarz auf weiß und wir könnten dieses Thema endlich ad acta legen.
Was aber sind die Alternativen? Grundsätzlich gibt es, wenn wir vom Thema Bezahlung sprechen, zwei Herangehensweisen: entweder gibt es auf Seiten der UserInnen eine Zahlungsbereitschaft, die bis jetzt kaum vorhanden ist. Oder die Produzenten der Inhalte entwickeln Modelle, die auf so viel Akzeptanz stoßen, dass sich ausreichende Einnahmen generieren lassen.
Public Enemy scheinen in dieser Hinsicht sehr erfolgreich zu sein. Unter dem Stichwort Crowdfunding versuchen sie derzeit, auf SellaBand 250.000 USD für ihre nächste CD-Produktion einzusammeln. Knapp ein Drittel dieser Summe haben sie bereits geschafft. Die Initiative geht in diesem Fall vom Produzenten aus. Er bestimmt die Höhe der Beträge und legt gleichzeitig die Gegenleistung fest.
Vielleicht sind Sie auch schon mal an dem Punkt gewesen, wo Sie überlegt haben, ob Sie in ein solches Produkt investieren sollen? Yves Huin, der beim gestrigen Webmontag das Unternehmen Kachingle vorstellte, sprach von sogenannten “mental transaction costs”, also einer Hürde, die in uns liegt und uns häufig davon abhält, für etwas zu zahlen, was für uns einen gewissen Wert darstellt. Und das jedes Mal, wenn wir auf ein für uns digitales Produkt stoßen.
Einen möglichen Ausweg bietet das gerade erwähnte Start-up Kachingle. Das Unternehmen mit Sitz in Kalifornien hat eine Lösung entwickelt, die ich zwischen der freiwilligen Spende und dem oben beschriebenen Crowdfunding-Ansatz ansiedeln würde. Gedacht ist sie vor allem für online zur Verfügung gestellte Texte, egal ob Blogbeitrag oder Newstext.
Ich als UserIn zahle freiwillig pro Monat 5 USD. Vier dieser fünf Dollar werden nun auf die Webseiten verteilt (ein Dollar geht an Kachingle und PayPal), die ich in diesem Monat besuche. Je häufiger ich die Seite anklicke, desto höher der Anteil an den vier Dollar. Voraussetzung dafür ist die Kooperation des Content-Produzenten mit Kachingle. Habe ich als Content-Produzent den Kachingle-Button auf meiner Website, kann sich jede UserIn, die bei Kachingle mitmacht, durch den Klick auf diesen Button entscheiden, ob ich auch von ihren 4 Dollar profitiere oder nicht.
Interessant ist auch die Einbindung in die diversen Social Networks. Ich kann als UserIn in meine Netzwerke kommunizieren, welche Seiten ich mit Hilfe von Kachingle unterstütze. Das könnte eine Sogwirkung erzeugen, die die Akzeptanz dieses Ansatzes erhöht.
Natürlich ist Kachingle generell für alle, die digitale Inhalte produzieren, interessant. Potenzial im Kunst- und Kulturbereich sehe ich vor allem im Hinblick auf das digitale Feuilleton. Das sind die Seiten im Netz, die über Kunst und Kultur berichten und so mehr und mehr die Aufgaben der Kulturredaktionen in den Printmedien übernehmen. Mittlerweile gibt es jede Menge solcher Seiten, die hochwertige Inhalte anbieten, aber dafür nicht bezahlt werden.
Aber wahrscheinlich gibt es noch viele andere Bereiche, in denen Kachingle einsetzbar ist. Wie das Modell genau funktioniert, zeigen die folgenden Folien, die Yves Huin gestern beim Webmontag gezeigt hat (alternativ können Sie sich die Aufzeichnung des gestrigen Webmontags ansehen, dort haben Sie dann neben den Folien auch noch seine Erklärungen):
Ausprobieren lässt sich Kachingle derzeit leider noch nicht, lange soll es aber nicht mehr dauern, so Yves Huin, der als Europa-Chef von Kachingle gestern live aus Paris zugeschaltet war.
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