Twittern: darf es auch persönlich sein?


© Kurt Michel; Pixelio

Als ich vor längerer Zeit per Twitter ein „lockeres“ Gespräch führte, erhielt ich eine Nachricht, in der stand, dass das unprofessionell sei. Diese Situation fiel mir heute wieder ein, als ich sah, dass mir Johannes Reiss, der Geschäftsführer des Österreichischen Jüdischen Museums in Eisenstadt per Twitter folgt. Nicht als Museum, sondern als Johannes Reiss. Wir schickten ein paar Tweets hin und her, in denen es um die Frage ging, wie persönlich man eigentlich twittern darf? Es gebe auch ein Leben abseits des Museums, antwortete mir Johannes Reiss auf die Frage nach dem Grund für seinen persönlichen Account.

Wie ist das nun? Was darf man twittern und was eher nicht? Ein Blick in den von Stefan Berns und Dirk Henningsen verfassten Ratgeber Der Twitter Faktorbeschreibt die zehn wichtigsten Twitter-Charaktere (S.91ff), aber unsere Frage ist eine andere. Wie persönlich dürfen die Tweets sein? Johannes Reiss und ich waren uns zwar nicht ganz sicher, aber vermutlich hängt die Antwort auf diese Frage davon ab, um was für einen Account es sich handelt. Ist es der eines Unternehmens (oder einer Kulturinstitution) oder ein persönlicher Account?

Ist es ein reiner Unternehmensaccount, bei dem die Follower unter Umständen gar nicht wissen, wer da twittert, dann sind die Tweets in der Regel sehr unpersönlich. Ein Beispiel hierfür ist der Twitter-Account des Mercedes-Benz Museums. Dort findet kein persönliches Gespräch statt und wenn über das Museum berichtet wird, dann geschieht das in der dritten Person. Ähnlich das Museum Villa Stuck in München. Dort werden auch ein paar Statements eingebaut, direkt angesprochen werden die Follower aber nicht. Persönliche Anmerkungen habe ich aber in beiden Fällen nicht gefunden.

Schaut man sich nun z.B. meinen Twitter-Account an, dann tauchen dort regelmäßig Dialoge auf, die an andere UserInnen gerichtet sind. Damit bin ich nicht alleine, wie zwei andere Beispiele zeigen. In der Tendenz dürfte sich die von Johannes Reiss und mir geäußerte Vermutung, dass die Art des Twitterns von der Art des Accounts (Unternehmen/Individuum) abhängt, bestätigen. Nicht geklärt ist aber die Frage, welcher Ansatz erfolgreicher ist?

Vermutlich hängt die Antwort auf diese Frage (unter anderem) von den Inhalten der Tweets ab. Je informationslastiger die Inhalte, desto unpersönlicher die Kommunikation. ARTig oder die NZZ fallen mir als Beispiele ein. Ein Gegenbeispiel ist der Account der Abendzeitung, in dem es sehr lebendig zugeht. Sie sehen schon, verallgemeinern lassen sich solche Aussagen nur schwer bzw. überhaupt nicht.

Womit wir dann bei Faktor Nummer drei wären, nämlich der Person, die da jeweils twittert. Wenn jemand gerne kommuniziert, dann wird er auch in den Acount einer Tageszeitung Leben bringen. Auf der anderen Seite gerät der Account einer Kultureinrichtung zu einer „staubtrockenen“ Angelegenheit, wenn dem Twitterer die Fähigkeit abgeht, Dialoge zu initiieren.

Das heißt, wir haben es mit den drei Faktoren

  • Art des Accounts (Unternehmen/Individuum)
  • Art der Inhalte (Information/Kommunikation)
  • Typ des Twitterers

zu tun. Was wir jetzt aber noch nicht wissen: was kommt denn überhaupt besser an? Wirkt es unprofessionell, wenn da jemand plötzlich über ganz banale Dinge spricht (bzw. schreibt)? Oder ist Ihnen der persönliche Stil lieber?


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Kommentare

16 Antworten zu „Twittern: darf es auch persönlich sein?“

  1. Hallo Christian,

    vielen Dank für den morgendlichen Denkanstoß. Deine drei Faktoren möchte ich bestätigen, jedoch die Frage nach dem „erfolgreicheren“ Ansatz möchte ich gerne anders formulieren:
    Was mögen die Follower lesen?
    Was wirkt/ist authentischer?

    Twitter-Accounts von Unternehmen und Organisationen, in denen jeder Tweet einen Link Selbstmarketing enthält, die sich von Diskussionen und Dialogen fernhalten oder gar nicht zurückfolgen (geht nicht um 0% oder 100% sondern ein gesundes Maß) – möchte man so einem Account folgen?

    Sicherlich – und da kommen wir wieder zum Faktor ‚Art des Accounts‘ – macht es einen Unterschied, ob eine Privatperson, „öffentliche“ Person, ein Unternehmen oder eine soziale Einrichtung twittert. Ein „Erfolg“ kann sich aber nur einstellen, wenn dort interessante Tweets von einer interessierten Community aufgenommen werden.

    Grüße, Jörg

  2. Vorab bedanke ich mich gleich einmal für den Stups, ein wenig schneller über diese Dinge nachzudenken … Meine Entscheidung, die Accounts zu trennen, war damals primär eine Entscheidung aus dem Bauch, sukzessive stelle ich mir allerdings zunehmend all diese Fragen, die du im Blogpost ansprichst!

    Nicht selten ertappe ich mich dabei kurz zu überlegen, wo ich nun einen Tweet einstelle, Museum oder privat, manchmal möcht ich ihn in beide Accounts stellen. Mach das dann nicht, weil doch eine nicht unerhebliche Zahl an Followern auf beiden Accounts folgt und das dann so etwas Spamartiges hätte (empfinde ich zumindest so). Dass „mir“ (es so zu formulieren, ist natürlich schon aussagekräftig, hmm) manche Follower auf beiden Accounts folgen, entstand im Laufe der Zeit völlig unbeabsichtigt und mehr oder minder zufällig.

    Klar, ich hätte strikter trennen können, sprich, am Museumsblog kein privates Wort und am privaten Account keinen Ton über museumsnahe (sprich „jüdische) Themen.
    Nur, genau das wolle ich nicht, und zwar aus guten Gründen: Denn da ist nichts zu verschleiern oder zu verheimlichen, das Web 2.0 ist offen (und das ist gut so), social media sowieso und wer gewollt hätte, es wäre nicht schwer zu finden gewesen. Und ehrlich gesagt, es ist mir lieber, dass die Follower, die mir privat folgen, die Möglichkeit haben, in der „Bio“ nachzusehen, was der „typhaeus“ so macht und sich dann entscheiden können, ob sie folgen wollen oder nicht …

    Ein für mich doch relativ schwer wiegendes Argument für die Trennung war aber doch auch die Tatsache, dass ich immer wieder in der Öffentlichkeit, teils im Kreise von ganz gut Bekannten, fast Freunden, sozusagen als „Herr Museum“ wahrgenommen werde und – ich formulier es mal so pointiert – weniger als Mensch. Daran bin ich sicher zu einem guten Teil selber Schuld, ich weiß.
    Natürlich lege ich das Museum nach Dienstschluss nicht ab und natürlich fließen private Interessen etc. in die Museumsarbeit ein, selbstverständlich bin ich nicht 8 Std. im Museum und dann nur mehr privat, sowas ginge auch gar nicht.

    Trotzdem bin ich halt auch gelegentlich ganz privat ;)
    Und dieses privae Account ist auch wirklich ganz privat (im weitesten Sinn, weil ja eben auch nicht privat, da öffentlich), da kommt halt alles rein, was mich so täglich interessiert und mir passiert. Und das sind nunmal auch viele Dinge, die wenig oder nichts mit Kultur, Museum oder gar Judentum, und vor allem, nichts mit meinem Beruf, zu tun haben.

    Die von dir gestellten Fragen haben wie du ja schreibst, damit zu tun, wie ein Twitteraccount gesehen wird, was in jüngster Zeit doch wieder verstärkt kontroversiell diskutiert wird: denn da gibt es viele, die Twitter ausschließlich als Newsportal sehen möchten und Privates kategorisch ablehnen (A. Wolf als Paradebeispiel) … dazu gehöre ich aber ganz sicher nicht, auch nicht auf dem Museumsaccount, wo ich mir noch viel mehr „persönlichen“ Kontakt wünsche.
    Ich selbst nehme Menschen primär gerne als Menschen wahr und nicht als Leistungsproduzenten (News, Infos etc.) und die Möglichkeit möchte ich auch anderen geben, was mich betrifft!
    So haben wir uns etwa auch im Museumsblog dazu entschieden, durchaus v.a. auch aus persönlicher Perspektive zu bloggen, damit der Blick hinter die Museumsarbeit eben persönlicher, weniger steril und weniger anonym, möglich wird.

    Ich bin ziemlich sicher, dass es keinen meiner Follower beider Accounts stören würde, alles über das Museumsaccount zu zwitschern, aber da sind halt noch die anderen Follower … und jene, die vielleicht per RSS mitlesen … und da bin ich mir nicht sicher, ob das als unprofessionell rüberkäme?

    Das waren jetzt wieder nur Gedankenfetzen, wie ich sehe, brauche ich doch noch Zeit, um sie zu ordnen …

    liebe Grüße Johannes, der sich auch bei dir für unseren gestrigen Twitteraustausch bedankt!

  3. Hallo Christian,
    erst mal danke für die Erwähnung. Ich denke eine gesunde Mischung macht’s – auch bei Kultureinrichtungen. Mit dem Öster. Jüdischen Museum bin ich gestern zum ersten Mal in Kontakt gekommen. Und das Schöne daran ist, dass es nicht nur beim gegenseitigen Verfolgen blieb, sondern sich ein Gespräch ergeben hat. Damit steht das Museum noch alleine da in der deutschsprachigen Twitter-Welt. Andere Museen reagieren höchstens, wenn sie selbst erwähnt werden. Dass ein Museum zuhört und das Gespräch sucht ist neu und macht es für mich erst interessant. Und da darf es auch mal banaler sein, für mich wird das Musem dann persönlicher – jetzt weiß ich auch, dass Eisenstadt im Burgenland liegt …

  4. Als Twitterkonsument mache ich einen Unterschied zwischen Twitter (Kommunikationsplattform) und Ticker (das sind die Leute, die NUR wie ein alter Ticker Links absetzen, z.B. Zeitungen, und nur der eigenen Firma folgen – die bräuchten Twitter eigentlich nicht).

    Tickern folge ich nur in seltensten Fällen, weil ich kein Twitter brauche, um ihre Webseite oder ihren Blog regelmäßig zu lesen. Da reichen Feeds… Und eine Beobachtung: Habe ich einen Ticker von Zeitungen abonniert, lese ich diese gezielter und damit noch weniger! Vor allem lese ich das, was die NICHT tickern, gar nicht mehr.
    Überhaupt beobachte ich an mir eine Müdigkeit an reinen „Lies das“ – „Guck-Dahin“-Formaten.

    Eindruck machen mir Institutionen, die auch mal über den eigenen Tellerrand schauen, Tipps haben, die nicht nur für eigene Klicks sorgen, und die vor allem ansprechbar sind. Das muss nicht privat sein, aber wenigstens zum Themengebiet. Was sich immer gut macht: auch mal über ein eigenes Thema reden, Fragen stellen. Ich habe den Eindruck, solche werden auch eher empfohlen.

    Was das „Private“ betrifft, habe ich bei mir selbst einen einzigen Grundsatz: Schreib nur, was du morgen auch bereit wärst, über dich in der Zeitung zu lesen. Das Dumme ist ja, dass jeder noch so schauderhafte Tweet auf ziemlich immer in den Suchmaschinen konserviert wird. Man kann durchaus privat sein und trotzdem nicht viel von sich als Privatmensch preisgeben.

  5. Ernst karosser

    Der rechtliche Aspekt ist evtl. auch auschlaggebend bzw. zumindest in die Überlegungen mit einzubeziehen. Bin kein Rechtsanwalt deshalb der kleine Hinweis …Rechtsanwälte haben auch nicht immer recht, aber doch der kleine Verweis auf die nachstehenden Seiten http://www.advisign.de/twitter/2009-09/leitfaden-rechtsfragen-beim-twittern

  6. Es kommt auf jeden Fall auf den persönlichen Kommunikationsstil an – egal ob persönliches oder Unternehmenskonto. Nichts schlimmer, als Privattwitterer, die pausenlos nur Links posten oder ebenso pausenlos nur jeden Gedankenpups mit der Welt zu teilen meinen zu müssen. Nichts schlimmer als Unternehmen, die nur ständig ihre Angebote unters Volk bringen wollen. Eine Verbindung aus Akquise, Service und persönlicher, menschlicher Kommunikation dient Unternehmen am besten. Zwei, die das gut machen, sind z.B. WWF Schweiz oder auch der Railservice der SBB.

    1. „Eine Verbindung aus Akquise, Service und persönlicher, menschlicher Kommunikation dient Unternehmen am besten.“

      Auf den Punkt gebracht, danke! Eigentlich klingt das ja ganz einfach, aber in der Praxis ist das anscheinend gar nicht so einfach. Die beiden Beispiele @WWF_Schweiz und @RailService gefallen mir gut…

  7. @Joerg Reschke: danke für die Anmerkungen. Der „Erfolg“ umfasst in der Tat viele Bausteine, die sich zu einem Ganzen zusammenfügen. Du sprichst den Content und die Art und Weise, wie man twittert an. Ich denke, damit hast Du die beiden wichtigsten Aspekte benannt.

    @Johannes: danke für Deinen Kommentar und die vielen Einblicke, die Du gewährst. Ich denke, so wie Dir geht es vielen und da ist Dein Standpunkt eine willkommene Hilfe.

    Ich denke, eine objektiv „richtige“ Entscheidung kann es nicht geben, zu unterschiedlich sind die jeweiligen Rahmenbedingungen. Vor diesem Hintergrund ist vielleicht die Frage, ob etwas unprofessionell sei, gar nicht die richtige? Wenn es zu Dir als Typ passt, dann kannst Du sehr viele persönliche Dinge einfließen lassen, ohne dass Dir jemand unprofessionelles Verhalten vorwirft. Während das dann bei Dir gut ankommt, passt es bei anderen so gar nicht, dort wäre der Vorwurf dann berechtigt.

    Vielleicht muss man seine Follower einfach von Zeit zu Zeit fragen, was ihnen gut bzw. weniger gut gefällt? Es muss ja keine Umfrage sein. ;-)

    @Ulrike Schmid: die Möglichkeit, mit jemandem schnell und unkompliziert ins Gespräch zu kommen, ist in der Tat eine der Stärken von Twitter bzw. eigentlich von allen Social Media-Kanälen. Allerdings muss man auch die Bereitschaft dazu aufbringen, was häufig nicht der Fall ist. Aber das sind dann meist diejenigen, die nach kurzer Zeit zu dem Ergebnis kommen, Twitter bringe nichts.

    @Petra: So ähnlich funktioniere ich auch als Twitterkonsument. :-) Interessant finde ich aber die Beobachtung, dass der Twitter-News-Ticker eher das Gegenteil dessen bewirkt, was (wahrscheinlich) beabsichtigt ist, nämlich der Klick auf das jeweilige Newsportsal. Da werde ich mich in nächster Zeit mal selbst beobachten, ob ich ähnlich funktioniere.

    Wenn das ein allgemein feststellbares Verhalten ist, wären die ganzen Ticker ja eigentlich kontraproduktiv, was nicht nur für Newsportale, sondern auch für viele twitternde Kultureinrichtungen eine interessante Erkenntnis sein könnte. Und sie, wenn schon nicht zum Umdenken, zumindest zum Nachdenken bringen sollte.

    @Ernst Karosser: Super, vielen Dank für den Link!! Das ist ja der perfekte Leitfaden für Rechtsfragen im Twitter-Kontext.

    1. „Interessant finde ich aber die Beobachtung, dass der Twitter-News-Ticker eher das Gegenteil dessen bewirkt, was (wahrscheinlich) beabsichtigt ist, nämlich der Klick auf das jeweilige Newsportal.“

      Bei mir selbst – ich bin ja nicht repräsentativ – erkläre ich mir das so: Ich habe wenig Zeit, dagegen steht ein schier unendliches Medienangebot. Also muss ich scharf auswählen. Je schneller das auf mich eindrischt, je mundfertiger es kommt, desto gezielter greife ich zu.
      Durchaus vergleichbar mit dem Journalisten, in dessen Büro alle Agenturmeldungen zur Politik einlaufen und der nur noch 45 Zeilen Platz hat. Man bekommt eine Art Auswahlroutine und denkt nicht mehr so viel nach über Verqueres. Irgendwann lese ich nur noch „Passendes“ (übrigens auch bei Portalseiten, die ich mir selbst zusammenstellen kann).

      Der Witz ist aber der, dass ich viel interessantere Dinge lese und viel mehr nachdenke, wenn ich auch mit Unpassendem, Unbequemen konfrontiert werde. Mit Dingen, die mich scheinbar (!) nicht interessieren. Der Horizont erweitert sich. Das ist der Effekt, wenn man z.B. eine ganze Zeitung am Frühstückstisch in die Hände bekommt und sich plötzlich „festliest“. Oder wenn ich im Internet durch die Suche nach einem Begriff auf einen Artikel komme, den ich sonst vielleicht nie angeschaut hätte.

      Ich glaube – gerade in Kultur und Kunst – brauchen wir solche Zufälle, Provokationen und Herausforderungen. Ich beobachte aber gerade bei vielen Feuilletons bei Twitter, dass sie ihre Timelines regelrecht glattbügeln und manchmal auch einfach nur noch einen auf „Masse“ machen.

      Machen Sie doch mal einen Test: Followen Sie einem der gängigen Feuilletons. Und daneben bookmarken Sie dessen Eingangsseite in der Online-Ausgabe. Und dann testen Sie:
      1.Bekommen Sie bei Twitter die gleichen Artikel vorgelegt? Oder featured die Zeitung bestimmte Dinge besonders?
      2. Auf welche Artikel würden Sie per Twitter klicken und auf welche direkt in der Onlineausgabe?

      Man kann das auch umkehren: Twitter dazu benutzen, das weniger Beachtete herauszustellen, auf die schwierigeren Dinge neugierig zu machen. Oder vielleicht Diskussionen zu beleben. Aber das passiert bei den „Tickern“ so gut wie nie.

    2. @Petra: Ich denke, jetzt sind wir am Knackpunkt von Social Media. Je mehr „Auswahlroutinen“ wir einbauen, desto homogener wird das, was am Ende rauskommt und desto langweiliger, weil vorhersehbar, wird die ganze Sache. Für mich sind genau aus diesem Grund die Twitter-Listen eine zweischneidige Sache. Einerseits sind sie sehr nützlich, wenn es um einen bestimmten Themenbereich und vor allem interessante Twitteraccounts geht. Andererseits nehme ich mir dadurch den Blick über den Tellerrand, denn in meiner Liste sind dann halt z.B. nur Museen enthalten.

      Aus diesem Grund bin ich auch ein Anhänger des „digitalen Kurators“, dem ich folge (und vertraue), weil er mir immer wieder Überraschendes vorsetzt. Im Unterschied zu einem Tool, das mir die verscchiedenen Kanäle aggegiert.

      Ein Beispiel: ich bin gestern via Twitter auf ein Blog gestoßen und habe dort ein ganz nettes Rezept entdeckt. Wenn ich nicht irgendwo einen Rezepte-Feed abonniert habe, habe ich keine Chance, auf so ein Rezept zu stoßen. Das heißt, es geht darum, sich diese Offenheit zu bewahren oder vielleicht sollte man besser von Neugierde sprechen. Interessanterweise ist das ein Kapital, das die Tageszeitungen besitzen und so gar nicht pflegen. Für mich ist das mit ein Grund, warum sie immer überflüssiger werden. Agenturmeldungen kann ich auch online lesen.

  8. In diesem Zusammenhang schon von „dürfen“ zu sprechen, zeigt eigentlich nur das man Twitter nicht verstanden hat.

    1. „Man“ darf in welchem Zusammenhang nicht von „dürfen“ sprechen?

      1. Ich finde nicht. Aber „sollte“ ist für mich auch okay ;)

  9. Ich glaub auch, dass das von Petra Beschriebene der Knackpunkt, oder zumindest ein ganz wichtiger Punkt ist. Wie gewichtig der ist, ist weitgehend auch in den wissenschaftlichen Disziplinen „typabhängig“, da gibt es sicher auf der einen Seite die Fachleute, die praktisch immer – wenn auch unglaublich präzise und effizient – um ihr Fachgebiet kreisen und diese Radien so gut wie nie verlassen und auf der anderen Seite jene, die sie ständig verlassen, querlesen, eben, wie Christian schreibt, über den Tellerrand blicken, sich gleichzeitig aber der Gefahr aussetzen, sich (worst case) zu verzetteln usw. Gern vergleich ich es – in meiner Branche – etwa mit den Konkordanzen: Als wir früher noch manuell die Stellen gesucht haben, brauchten wir oft sehr lange, begneten aber sehr vielen Dingen, die wir nicht erwartet und die uns aber dann doch interessiert haben, für die eigentliche Suche sogar vielleicht sogar von großer Wichtigkeit waren. Etwas, das uns heute durch die elektronischen Möglichkeiten weitgehend verschlossen bleibt. Wir sind blitzschnell, lesen aber unterwegs kaum etwas auf …
    Wenn wir abonnierte Feeds in verschiedenen RSS-Readern ansehen würden, Twitterlisten etc. sehen wir dieses Phänomen ja auch ganz gut.
    Natürlich hat Petra Recht, wenn sie schreibt, dass wir gerade in Kultur und Kunst solche Zufälle, Provokationen usw. brauchen, gleiten wir mehr in den Wissenschaftsbetrieb ab, lässt sich über die jeweiligen Vor- und Nachteile trefflicher streiten ;)
    Für Twitter und die eingangs gestellte Frage wird dies wohl auch weitgehend gelten.
    Wünsche schon ein schönes Wochenende, Johannes

  10. @Johannes: ich denke, wir brauchen dieses überraschende Moment überall, in unserer Gesellschaft, in Wirtschaft und Wissenschaft. Heterogenität ist die Voraussetzung für Innovation, während wir in Europa eher auf Homogenität aus sind.

  11. […] Wie persönlich darf man als Unternehmen oder Insitution twittern? Mit dieser Frage beschäftigt sich Christian Henner-Fehr im Kulturmanagement-Blog. […]

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