Google Wave: erste Erfahrungen

Angekündigt wurde Google Wave als Revolution in der Online-Kommunikation. Als ich dann vor ein paar Monaten eine Einladung erhielt, war ich natürlich neugierig, ob das Tool hält, was es verspricht. Die ersten Wochen waren ziemlich enttäuschend, was daran lag, dass die Zahl der mir bekannten UserInnen anfangs sehr niedrig war. Wenn man dann noch nicht so recht weiß, wie das Tool funktioniert und was man damit machen kann, dann bedeutet das: man nutzt es einfach nicht.

Nachdem Google aber großzügig Einladungen verteilte, änderte sich das schnell. Nun galt es herauszufinden, was man mit Google Wave eigentlich anfangen kann? Eines kann ich schon heute sagen: die Email wird es nicht ersetzen. Aber wozu ist Google Wave dann gut?

Chis Brogan hat in seinem Beitrag „Living in Google Wave“ eine sehr interessante Einordnung verschiedener Social Media-Tools vorgenommen. Sein Online-Ökosystem sieht so aus:

  • „Facebook: connect with friends and family.
  • LinkedIn: share professional networks.
  • Twitter: communicate in real time, and find the new good stuff.
  • Google Wave: work on the future.
  • Blog: think and muse and share and publish.“

Mal abgesehen von der Tatsache, dass ich Facebook auch beruflich nutze, entspricht die Zusammenstellung auch meinem Kommunikationsverhalten. „Working on the future“, das trifft es recht gut, ich verwende Google Wave vor allem dafür, um zusammen mit anderen an Ideen, Konzepten oder in Projekten zu arbeiten. Auch Txte kann man gemeinsam erstellen. Auch ein Interview habe ich auf diesem Weg schon gegeben. Das heißt: ähnlich wie Chris Brogan verwende ich Google Wave vor allem für den Dialog, all die Plugins bleiben ungenutzt.

Großartig bewährt hat sich Google Wave bei der Protokollierung von Sitzungen oder Konferenzen. Wenn erst einmal jeder einen eigenen Google Wave-Account hat, wird das wohl das Ende von Twitter als Konferenztool bedeuten. Während es auf Twitter schwer bis unmöglich ist, den Überblick zu bewahren, was auch daran liegt, dass die Tweets häufig nur Momentaufnahmen darstellen, eignet sich Google Wave perfekt für die Erstellung einer Art gemeinsames Protokoll. Damit nicht genug, denn aus diesem „Dokument“ heraus lassen sich Ideen weiterentwickeln. In dieser Hinsicht ist Google Wave eine Mischung aus Email, Chat und Online-Dokument.

Ähnlich wie Chris Brogan habe ich die Erfahrung gemacht, dass man auf Google Wave nicht „plaudert“, d.h. es ist in meinen Augen ein Arbeitstool. Ein paar Dinge sind aber noch störend: die Kontaktliste ist sehr unübersichtlich geraten, was es nicht gerade leicht macht, die eigenen Kontakte zu überblicken. In Sachen Export bzw. Druck sieht es noch ziemlich traurig aus, in den Foren kursieren Anleitungen, wie man dieses Problem mit Hilfe des iPhone lösen kann. Wird eine Wave zu groß, dauert es ewig, bis sie geladen ist und man in ihr manövrieren kann. Und, und, und, aber wir befinden uns ja noch in der Testphase und nachdem das Tool eine Neuentwicklung darstellt, habe ich dafür Verständnis.

Abgesehen von den Kinderkrankheiten hat Google Wave aber schon das Zeug, zu einem unverzichtbaren Arbeitstool im Social Web zu werden. Was mich aber interessieren würde: wofür nutzen Sie Google Wave?

PS: ich habe wieder ein paar Einladungen. Falls Sie Google Wave ausprobieren wollen, schicken Sie mir bitte eine Mail oder schreiben Sie einfach einen Kommentar und teilen mir Ihre Googlemail-Adresse mit (bitte wirklich eine Googlemail- oder Gmail-Adresse, Sie brauchen dann eh eine, um Google Wave nutzen zu können).


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Kommentare

8 Antworten zu „Google Wave: erste Erfahrungen“

  1. Hallo Christian,

    danke für die Gedanken. Im Moment, finde ich, hast du noch recht. Es ist einfach noch nicht soweit, die EMail zu ersetzen.
    Aber ich denke, sobald es ein paar waschechte Clients für Windows, Mac und Linux gibt, so dass man nicht im Browser „arbeiten“ muss, wird sich das zügig ändern. Und Google tut ja einiges dafür, dass es bald soweit ist: offene Standards, offenes Protokoll, offener Server als Referenzimplementierung, etc.
    Ich denke, wir dürfen gespannt bleiben.

    In diesem Sinne,
    Thomas

  2. @Thomas: Friebel: ja stimmt, mit den entsprechenden Clients kann ich mir das dann auch vorstellen. Übrigens finde ich Deine Seite sehr hilfreich, danke für die Mühe, die Du Dir damit machst.

  3. Hallo zusammen

    „Die Email wird es nicht ersetzen.“ Das würde ich so nicht unterschreien Christian. Mit entsprechenden Clients (vielleicht ähnlich der Tab-Lösung im Thunderbird) kann mir Google Wave all jene Mails ersparen, die durch Terminabsprachen oder Meinungsumfragen im Kollegium zustande kommen. All jene Mails also die sich lediglich durch ein „ja okay“ definieren und mein Postfach überfüllen.

    Gruß
    Hannes

  4. Interessant – ich kenne ähnliche Tools für Coloboration aus dem Job… Rudimentär.Aber mal sehen, wie es sich entwickelt.Danke für die Hinweise.

    Beste Grüße – FRank

  5. @Christian: gern geschehen :-)
    Schau ab und an vorbei, gerne auch im Forum: http://www.gwaver.net

    Ich bleibe am Ball.

  6. @Hannes Jähnert: Terminabsprachen und kurze Bestätigungen würde ich aber weder über Google Wave noch über die Email laufen lassen. Da ist mir ein Messenger, Skype oder ein Chatsystem (z.B. in Gmail integriert) lieber.

    @Frank: ja stimmt, so gesehen ist das dann gar nicht so neu. Aber kann man bei derzeit genutzten Collaboration-Tools auch beliebigen Content einbauen bzw. Plugins verwenden?

  7. […] Chrisian Henner-Fehr beschäftigte sich schon vor einiger Zeit mit der Frage, wie sich denn nun dieses Google-Wave-Protokoll konkret einsetzen lässt. Mit dem Zitat Chis Brogans „Google Wave: work on the future“ sah er die Möglichkeiten, die Google-Wave bietet, gut beschrieben und der Vermutung, dass die Wave die Mail nicht ablösen wird, kann ich heute auch nur zustimmen. Warum sollte man denn auch über ein neues Protokoll kommunizieren, wenn es doch die E-Mail gibt? Diese nutzen schließlich über 80% der Internetnutzerinnen und -nutzer aller Altersgruppen. Genauso wie das E-Book mit Kindl, iPad und Co das Buch vorerst nicht ersetzen wird, lassen sich auch eingeübte Mediennutzungspraktiken, wie der Versandt von E-Mails, nicht durch die bloße Erweiterung von Möglichkeiten verändern. Und dennoch wäre ich vorsichtig dem Wave-Protokoll ein frühes Ende zu prophezeien. Denn es gibt ja tatsächlich Einiges, das sich damit realisieren lässt. […]

  8. […] Chrisian Henner-Fehr beschäftigte sich schon vor einiger Zeit mit der Frage, wie sich denn nun dieses Google-Wave-Protokoll konkret einsetzen lässt. Mit dem Zitat Chis Brogans “Google Wave: work on the future” sah er die Möglichkeiten, die Google-Wave bietet, gut beschrieben und der Vermutung, dass die Wave die Mail nicht ablösen wird, kann ich heute auch nur zustimmen. Warum sollte man denn auch über ein neues Protokoll kommunizieren, wenn es doch die E-Mail gibt? Diese nutzen schließlich über 80% der Internetnutzerinnen und -nutzer aller Altersgruppen. Genauso wie das E-Book mit Kindl, iPad und Co das Buch vorerst nicht ersetzen wird, lassen sich auch eingeübte Mediennutzungspraktiken, wie der Versandt von E-Mails, nicht durch die bloße Erweiterung von Möglichkeiten verändern. Und dennoch wäre ich vorsichtig dem Wave-Protokoll ein frühes Ende zu prophezeien. Denn es gibt ja tatsächlich Einiges, das sich damit realisieren lässt. […]

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