© S. Hofschlaeger; Pixelio
In meinem gestrigen Blogpost habe ich geschrieben, dass ich den Zusicherungen der Politik in Sachen Kulturförderung nicht traue und Kultureinrichtungen daher empfehle, sich nach möglichen Alternativen umzusehen. Es ist richtig, wenn Christian Holst in seinem Kommentar schreibt, dass die Politik sehr schnell sehr viel Geld in die Hand nehme, wenn es ihr wichtig erscheine, Beispiele dafür kennen wir alle genug.
Guido Froese schreibt:
“Der Staat muss weiterhin fördern was es schwer hat, muss Raum für Entwicklungen bieten und auch Experimente erlauben.”
Auch da möchte ich nicht widersprechen, ebenso wie den Kommentaren, die hier auf Facebook erschienen sind. Nur: der Staat ist anscheinend nicht Willens oder in der Lage, Kunst und Kultur ausreichend zu finanzieren, was, wenn Kultureinrichtungen überleben wollen, zu einer Privatisierung dieses Bereichs führt. Ob ich diese Entwicklung gut finde, ist die eine Frage, die andere ist, wie realistisch dieses Szenario ist? Die Entwicklung nicht nur der letzten zwei Jahre macht mich, ich habe es eingangs bereits geschrieben, skeptisch, ob in ein paar Jahren wirklich noch genügend Geld für Kunst und Kultur da ist, unabhängig von der Frage, wie wichtig sie für unsere Gesellschaft ist.
Aber ist es wirklich nur die Politik, die hier langsam den Hahn zudreht? David Röthler hat Anfang September ein Blogpost veröffentlicht, in dem er sich den Beteiligungshaushalt von Freiburg angesehen hat. Hier wurden die BürgerInnen zum ersten Mal in die Erstellung eines gesamten Haushalts eingebunden. Bereits im Vorfeld wurde eine repräsentative Umfrage durchgeführt, bei der die BürgerInnen gefragt wurden, an welchen Stellen sie die Mittelverteilung im städtischen Haushalt verändern würden. Mehrausgaben wurden in den folgenden Bereichen gewünscht (Quelle: Informationsvorlage Drucksache G-08/179, S.6):
- Betreuungsangebote an den Schulen (+ 62 %)
- Instandhaltung und Bau von Schulen (+ 59 %)
- Kindergärten und Kindertagesstätten (+ 56 %)
- Jugendtreffpunkte (+ 46 %)
- Klimaschutz (+ 46 %)
Einsparen sollte man laut dieser Befragung in den folgenden Bereichen:
- Theaterangebot (- 31 %)
- Kulturförderung (- 30 %)
- Friedhöfe (- 29 %)
- Wohnungsbau (- 29 %)
- Museen und Stadtarchiv (- 26 %)
Das Ergebnis zeigt: Kunst und Kultur haben es nicht nur bei den PolitikerInnen schwer, sondern auch bei den BürgerInnen, selbst in einer Stadt wie Freiburg, in der die Affinität zu diesem Bereich im Vergleich zu anderen Städten wahrscheinlich relativ hoch ist.
Nicht erst seit gestern weisen viele ExpertInnen immer wieder darauf hin, wie wichtig Kunst und Kultur für unsere Gesellschaft sind, zahlreiche Studien belegen das ja auch. Nur kommt die Botschaft nicht (mehr) an, die Bereitschaft, Kunst und Kultur mit öffentlichen Mitteln zu finanzieren nimmt eher ab als zu.
Nun kann man natürlich der Meinung sein, dass bei einer solchen Fragestellung das Ergebnis vorhersehbar ist und die Frage nicht lauten kann: Kindergartenplatz oder Theatersitzplatz (wobei es wohl bald genau um dieses entweder oder geht). Herauslesen lässt sich doch aber, dass Kunst und Kultur ein Legitimitätsproblem haben, das im Laufe der letzten Jahre eher größer als kleiner geworden ist. Klar ist aber auch: es reicht nicht, die Politik auf die Bedeutung von Kunst und Kultur hinzuweisen und die entsprechende finanzielle Unterstützung einzufordern. Es gilt auch die Bevölkerung zu erreichen und das Beispiel Altonaer Museum zeigt ja auch: je größer die Identifikation mit einer Kultureinrichtung, desto größer der Widerstand gegen eine Schließung. Nur glaube ich nicht, dass die Lösung darin bestehen kann, erst auf den Schließungsbeschluss der Politik zu warten und dann die Bevölkerung zur Protestveranstaltung zu bitten.
Es ist die Aufgabe der KünstlerInnen und der Kultureinrichtungen, Überzeugungsarbeit zu leisten und wenn das bis jetzt schon geschehen ist, dann war es unter Umständen noch nicht genug.
PS: wenn man die Haushalte (2007/2008 und 2009/2010) miteinander vergleicht, kann man feststellen, dass es die Kürzungen in dieser Form dann doch nicht gegeben hat.
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