Vor ein paar Tagen hat der Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) seine “10 Thesen zur Zukunft von Social Media in 2011” veröffentlicht. Wer sich seit längerer Zeit mit dem Thema beschäftigt, wird darin keine wirklichen Neuigkeiten herauslesen können, aber die Tatsache, dass sich der BVDW mit dem Social Web beschäftigt und in seinem Thesenpapier festhält, Hobby-Lösungen mit Praktikanten hätten ausgedient, zeigt, dass das Thema Social Media nicht mehr nur als Hype gesehen wird, den es auszusitzen gilt. Wobei es eigentlich unsinnig, darüber zu debattieren, ob es sich bei einer Entwicklung nun um einen Hype handelt oder nicht.
Hypes folgen – gerade im Technologiebereich – immer einem bestimmten Muster. Dieser Hype -Zyklus ist per se weder positiv noch negativ zu sehen, sondern er bildet bestimmte Gesetzmäßigkeiten ab, z.B. unsere menschliche Neugierde, wenn es um etwas Neues geht. Ob man diesen Hype nun positiv oder negativ sieht, hängt eigentlich davon ab, in welcher Form ich durch diese Entwicklung in meiner Arbeit tangiert werde. Während sich ein Technologieunternehmen unter Umständen sehr intensiv mit den Entwicklungen auseinandersetzen muss, berühren diese ein kleines Heimatmuseum wahrscheinlich nicht wirklich. Oder anders formuliert, wenn meine Kunden Early Adopter dieser Technologie sind, dann muss ich mich mit diesem Thema auseinandersetzen, gehören sie hingegen zu der Gruppe, die erst sehr spät auf den Zug aufspringt, kann man sich die Sache erst einmal in aller Ruhe anschauen. Die folgende Grafik veranschaulicht das recht schön:
Dieser Punkt ist, denke ich, wichtig, wenn man beurteilt, ob die vom BVDW aufgestellten Thesen etwas wegweisendes Neues sind oder veraltet, wie das Frank Tentler in seinem Blogbeitrag “10 Thesen zur Vergangenheit von Social Media” formuliert. Ich finde es hilfreich, wenn der Verband darauf hinweist, dass Social Media nicht nur aus einer Facebookseite besteht, bin aber skeptisch, wenn dort von Themenplattformen die Rede ist. Die gibt es schon und häufig sieht es dort recht trostlos aus.
Für Kultureinrichtungen ist es hilfreich, sich die beiden Standpunkte und Sichtweisen genau anzusehen und dann, abhängig von der eigenen Ausrichtung, daraus die Konsequenzen im Hinblick auf die eigenen Aktivitäten zu ziehen. Die “Wahrheit” wird wohl für viele Kulturbetriebe irgendwo in der Mitte dieser beiden Standpunkte liegen. Interessant finde ich, was beide Seiten im Hinblick auf die eigene Website schreiben. Während der BVDW zur eigenen Website schreibt:
“Marken werden die gute alte Homepage sozialisieren, um der Community auch im eigenen Garten etwas zu bieten,”
stellt sie für Frank Tentler nur eine Art unterhaltsames Archiv dar. Ich denke, die Wahrheit liegt auch hier irgendwo in der Mitte und möchte auf die Präsentation von Jeremiah Owyang verweisen, in der dieser, im Unterschied zu seiner früheren Position, der eigenen Website durchaus eine wichtige Rolle beimisst (siehe dazu auch mein Blogpost: Die eigene Website und Social Media wachsen (langsam) zusammen). Das gilt auch für Kunst und Kultur, denn die Basisinformationen (Öffnungszeiten, Ticketpreise, etc.) sind nach wie vor auf der eigenen Website bestens aufgehoben. Dies auch vor dem Hintergrund der Veränderungen, die wir gerade auf Facebook erleben. Wer seine relevanten Informationen gerade auf seinen Fanseiten platziert, wird feststellen, dass die dort gerade wild durcheinander gewürfelt werden und plötzlich alte Beiträge ganz oben stehen. Das kann fatal sein, wenn man dort seine heute Abend stattfindende Veranstaltung bewerben will. Aber Frank Tentler hat natürlich Recht, wenn er auf die Bedeutung von Cloud Communication hinweist, also der plattformübergeifenden Streuung der eigenen Inhalte.
Die Zukunft von Social Media liegt also vor allem in Ihren eigenen Händen, egal ob wir gerade die Hochphase eines Hypes erleben oder die Abschwungphase gerade begonnen hat.
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