Kunst verkauft keine Produkte


energon_006„; By iliveisl (CC-Lizenz)

Wer heute einen Film oder Musik verkaufen möchte, hat es schwer, denn die oft verteufelte Gratismentalität, die im Internet Einzug gehalten hat, verhindert es, angemessene Preise durchzusetzen. Stattdessen werden Filme, Musik, aber auch ganze Bücher kostenlos von irgendwelchen Webseiten oder Servern heruntergeladen, oftmals illegal. Der Markt gehe kaputt, Kunst lasse sich nicht mehr verkaufen, KünstlerInnen können von ihrer Kunst nicht mehr leben, so das Schreckensszenario, das dabei gerne an die Wand gemalt wird.

Aber was wird da eigentlich verkauft? Ein Buch? Ein Film? Musik? Ross Pruden ist da ganzer Meinung. Verkauft werden Erfahrungen, Erlebnisse, schreibt er in seinem aus dem letzten Jahr stammenden Blogpost „An Ode Before Dying„:

„You sell an experience, something communicated, something elusive and ephemeral. Something mystical and transformative and inspiring.“

Wenn sich früher Bücher, Filme, etc. (erfolgreich) verkaufen ließen, dann lag das, so Pruden, daran, dass das Erfahren von Kunst so eng an das jeweilige Produkt gekoppelt war. Das Internet hat diese Verbindung zerstört, wir können heute Musik hören, ohne die CD zu kaufen und wir können Bücher lesen, ohne das Buch zu kaufen. Wer weiter daran festhält, Produkte zu verkaufen, hat nach Pruden schon verloren.

Was aber haben KünstlerInnen, was haben die Kreativen zu verkaufen? Pruden fallen dazu folgende Punkte ein:

„They sell the experience.
They sell access to themselves.
They sell uniqueness.
They sell convenience.
They sell membership.
They sell customization.
They sell exclusivity.
They sell benefits.
They sell patronage.
They sell magic.
They sell the experience.“

Oder anders gesagt: die Kunden kaufen etwas, was sie für kurze Zeit an einen anderen Ort „entführt“. Heute wissen wir, erklärt Pruden, dass es schon immer die „immateriellen Werte“ gewesen sind, die das Wesen der Kunst ausgemacht haben:

„The key to the Digital Age is to recognize that many existing products already embed intangibles, which is why those products are still being bought.“

Überleben werden nur die, die unterscheiden können zwischen dem Produkt und der „experience“, ist sich Pruden sicher:

„The rest will whine and commiserate as they slowly fade into obscurity.“

Denkt man das, was Pruden hier Anfang 2010 formuliert hat, weiter, dann kommt man an einen Punkt, wo man zum Beispiel das Urheberrecht eigentlich gar nicht mehr ändern muss, denn es wird, so es nicht um den Verkauf von Produkten, sondern um den Verkauf von Erfahrungen geht, einfach obsolet. Diese Erfahrungen sind immateriell und dafür sind wir zu zahlen bereit, nicht für den Produktmantel. Und all diejenigen, die sich an diesen Produkten festklammern, werden früher oder später verschwinden, weil sie niemand mehr braucht. Das bedeutet vermutlich das Aus für ganze Branchen, so sie nicht begreifen, dass ihre Produkte immer wertloser werden, je offensichtlicher die Trennung von Produkt und Erfahrung wird.

Nicht ohne Grund hat Ross Pruden sein Blogpost überschrieben: „An ode before dying.“


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24 Antworten zu „Kunst verkauft keine Produkte“

  1. …um den Gedanken mit einem weiteren Zitat zu untermauern und zu ergänzen:

    “What happens when you rethink the nature of ____ [books, music, film, art] and organize it to spread, to become conversations instead of trying to create scarcity?”
    -Seth Godin

    (via http://www.shericandler.com/2011/06/10/rethinking-scarce-media/ – der Server scheint allerdings im Moment down zu sein; kommt hoffentlich bald wieder ;-))

    Godin legt hier den Finger auf das Grundmissverständnis im Zusammenhang von Kunst und Markt, wonach Güter erst durch Verknappung „wirtschaftliche Güter“ werden – wo doch Kunst Verbreitung und Zugang will.

    So sehr mir Pruden’s oben zitierte Aufzählung auch gefällt („experience, access, uniqueness, convenience… – alles positive Werte im zwischenmenschlichen Beziehungsgeflecht) – die Punkte lösen dennoch nicht das eigentliche Dilemma; sie verlagern es lediglich auf andere „Produkte“, die nun ebenfalls der „Verknappung“ unterworfen werden müssen, um „wirtschaftlich“ sein zu können:
    Möchte ich wirklich Erfahrung, Teilhabe, Gemeinschaft… für Menschen künstlich verknappen um daran verdienen zu können?

  2. @spoxx: warum muss ich die Teilnahme an einer Gemeinschaft künstlich verknappen?

  3. Walter Delazer

    @spoxx: da diese „Produkte“ d.h. Erfahrung, Teilhabe, Gemeinschaft in ihrer Art immer versprechen einzigartig zu sein, sind sie ja per se schon knapp!

  4. @christian – mit „künstlich verknappen“ meine ich, dass im Verlauf eines wie-auch-immer gearteten Vermarktungsweges „Schranken“ errichtet werden (müssen?), an denen kassiert wird…

    @walter – mir geht es (glaube ich ;-)) darum, mal das Experiment zu machen, über Erfahrung, Teilhabe, Gemeinschaft, Kunst (auch: Gesundheit, Forschung/Lehre…) etc. eben NICHT in Begriffen von „Produkten“, „Markt“, „Angebot/Nachfrage“ – und eben auch „Verknappung“ (was ja ein Terminus der Ökonomie ist) – nachzudenken (und das tun Pruden/Godin bis zu einem gewissen Grad).

    Ich habe das Gefühl: wenn wir im Zuge des Medienwandels die neu entstehenden Möglichkeiten der Berufsausübung als Künstler / Kulturschaffende erkennen wollen, müssen wir das Denken in Marktkategorien, das seit den 80er Jahren des letzen Jahrhunderts beherrschend geworden ist, überschreiten…

  5. @spoxx: Verknappung bleibt insofern ein Thema, weil Du selbst als KünstlerIn ja Einschränkungen unterliegst. Wenn Du die Marktkategorien beiseite lassen willst, dann geht das unter Umständen in die Richtung von Lewis Hyde und dem, was er in seinem Buch „Die Gabe“ formuliert hat. Siehe dazu meine beiden Blogbeiträge Kunst und die Marktwirtschaft und Von „Business Skills“, Nutzendenken und der Kunst .

    1. Danke für den Hinweis auf deine zurückliegenden Blogbeiträge vom Januar und April 2008!
      Was darin zum Ausdruck kommt (unter anderem) trifft es meines Erachtens sehr gut: Dass die Analyse- und Beschreibungswerkzeuge der Ökonomie eine wesentliche Dimension von „Kultur“ überhaupt nicht erfassen können, da sie einen anderen Gegenstandsbereich haben.
      Was uns im Moment, wie ich glaube, (noch) fehlt, ist eine Metasprache, mit der wir über diese Dimension überhaupt reden können, ohne in die bildungsbürgerliche Anschauung der 50er oder den marxistischen Jargon der 70er Jahre zurückzufallen.
      Vielleicht helfen uns ja da die Erfahrungen, die wir momentan machen mit der fortschreitenden Dysfunktionalität der traditionellen Geschäftsmodelle im Internet.
      Unterdessen behelfen wir uns mit einer Uminterpretation bekannter Modelle, zum Beispiel indem wir von „gift-economy“ (oder „thank-you-economy) sprechen (wobei wir lediglich eine „materiell/monetäre“ Welt gegen eine „ideell/wertorientierte“ austauschen – aber die Rede ist immer noch von „Economy“); oder wir bleiben im (ökonomischen) Kosten/Nutzen-Denken und weisen die Kunst in einen „nutzenfreien“ Raum, die Wirtschaft in einen „nutzenmaximierenden“…
      Wir wären meines Erachtens schon ein Schrittchen weiter, wenn es uns gelänge, Ökonomie mal versuchsweise als ein Sub-System von „Kultur“ zu begreifen und nicht umgekehrt.

  6. Sonst lese ich hier ja ständig Beiträge, die über den Horizont hinaus denken. Das ist mal ein krasses Gegenbeispiel. Was Pruden da als Erkenntnis präsentiert, weiß jeder Kulturnutzer und die Künstler selbst auch seit ewigen Zeiten. Abgesehen von bibliophilen Ausgaben bezahlt der Buch-Leser – um mal in meinem Metier zu bleiben – im Laden für die Geschichte, die anderswo verbrachte Zeit etc. Ich kenne keinen Kollegen, der in einem physischen Sinne ein Buch verkaufen will. Natürlich geht es um die Erfahrungen und Geschichten, die dort vermittelt werden. (delectare et prodesse – alte Klamotte).
    Und jetzt? Was ändert es für mich, ob ich feststellen muss, dass meine Bücher oder meine „Erfahrungen“ auf Plattformen illegal herunterladbar sind? Die „Gabe“-Idee als Ausweg produziert am Ende nur Hobbykünstler und bestens Meister der kleinen Form. Ich arbeite bis zu zwei Jahre an einem Buch. Angesichts solcher Zeitumfänge liegt die Betonung hier zweifelsohne auf Arbeit. Reiche ich dem Leser meine Erfahrungen als „Gabe“, woher kommt dann ein für beide Seiten akzeptabler Maßstab? Fünf Stunden gute Zeit mit meinem Krimi, macht zwei Kinobesuche = 18 Euro? Ach ne, Kino geht ja auch nicht mehr, Filme sind ja ebenfalls illegal downloadbar. Orientiert sich der „Nutzer“ dann an seinem eigenen Stundenlohn? 100 % müsste es bei einer „Ich habe mich überwiegend ganz ordentlich unterhalten“-Durchschnittsbewertung geben. Darüber hinaus wären dann Zuschläge fällig, wenn er sich sehr gut unterhalten hat / sehr viel erfahren hat? Man muss genau prüfen, man müsste aus Fairnessgründen differenzieren zwischen aufwendig recherchierten und schnell geschriebenen Titeln, man muss nicht zuletzt auch seinen inneren Schweinehund überwinden, der denkt, das Buch soll sich gut verkauft haben, macht eh nichts, wenn ich nicht so viel zahle – etc. etc. Ich glaube, das überfordert die meisten Nutzer massiv. Denn es sind nur noch mehr Entscheidungen, die zu fällen sind, in einer Welt, die jeden Joghurt-Kauf zu einer Casting-Show macht.
    Und noch ein Gedanke: ich finde es ein wenig unwürdig, dass man quasi mit dem Hut herumlaufen soll, um eine „Gabe“ zu erhalten. Man stelle sich vor, das sich diejenigen, die illegal downloaden, bereiterklären sollten, es ihrem Arbeitgeber zu überlassen, wieviel er ihnen für die jüngste Aufgabenerledigung denn diesmal als „Gabe“ zu gewähren denkt.

    1. …dass ein Gedanke schonmal gedacht wurde oder schon seit langem gedacht wird, ist ja an sich noch kein Grund, ihn nicht weiterhin zu bewegen.
      (Und dass auch die traditionelle Ökonomie im traditionellen Kulturbetrieb gar nicht so gut funktioniert, beschreiben Sie selbst sehr anschaulich.)
      Also – warum nicht ein bisschen ‚rumspinnen und sich eine Weile gedanklich im Kreis drehen? Vielleicht haben wir ja irgendwann sowas wie ein derwischhaftes Aha-Erlebnis… ;-)

  7. @Thomas: danke für das Kompliment, aber nicht alles kann immer für alle neu sein. ;-) Diesem Anspruch kann ich nicht gerecht werden.
    Dass hinter einem Buch eine Geschichte steckt, die verkauft wird, ist schon klar, Pruden spricht ja auch von der engen Verbindung zwischen dem Produkt und der „experience“. Und schon immer stand letztere eigentlich im Vordergrund. Merkwürdig ist es dann aber, wenn dann eben doch wieder das Produkt beworben wird. Nicht das besondere Erlebnis, sondern ein Buch aus der Bestellerliste, ein Song aus der Hitparade (in dieser Hinsicht lohnt sich der Blick zur Automobilbranche, die in ihren Spots nur noch das Lebensgefühl bewirbt).

    Nein, so meinte das Lewis Hyde nicht. Ihm geht es, @spoxx hat es angedeutet, um ein völlig neues System, fernab unserem jetzigen System. Nicht Almosen sind gemeint, sondern durchaus finanzielle Abgeltung, aber nicht für ein einzelnes Buch, sondern für die künstlerische Tätigkeit insgesamt. Ich war auch anfangs sehr skeptisch und bin mir auch heute nicht sicher, ob das so klappen kann. Aber Lewis geht weit in der Geschichte zurück und zeigt, dass solche Modelle bereits funktioniert haben. Ohne unser reines Profitdenken abzulegen, wird es aber nicht gehen.

    Und wenn die Idee veraltet und unrealistisch sein mag, so ist es doch zumindest eine Idee, die man, wie es @spoxx formuliert, ja trotzdem weiterspinnen kann. Denn eines ist klar: den Status Quo beizubehalten und das ohne Nachdenken führt ganz sicher zu keiner Änderung. Wir haben ein strukturelles Problem, es geht nicht um den Hut, sondern um die Achtung gegenüber denen, die der Gesellschaft Kunst als Gabe schenken. Das mag zwar eine alte Idee sein, aber sie gefällt mir besser als als die verzweifelten Bemühungen verschiedener Branchen, das Rad zurückzudrehen in eine Zeit, wo man mit dem Produkt Geld scheffeln konnte. Wenn schon zurückdrehen, dann richtig. ;-)

    @spoxx: das sehe ich auch so… Rumspinnen kann durchaus Spaß machen, auch wenn am Ende nicht das perfekte Geschäftsmodell steht.

  8. Da ist was dran. Doch ist das, gesichert, an nicht genügend Wahrnehmung vorbeigekommen um nun der auch nötigen Erleuchtung anheim fallen zu können? Damit haben doch sogar auch Ingenieure immer wieder Schwierigkeiten, ebenso wie Karawanenführer, wenn sie die Täuschungen nicht schon erkennen? Hat beispielsweise schon irgend ein Mensch davon gehört, dass Kunst „gebrochen“ sein muss, um überhaupt Akzeptanz zu finden, also auf einen Bedarf zu treffen? Und inwieweit muss sich ein Künstler der Realität seines Publikums, in unserer Zeit, unterwerfen, um überhaupt beachtet zu werden? Oder kann er sein Publikum daran „vorbei bringen“ und mitnehmen, anstatt irgendwie das Kasperle zu machen um seinen monetären Austausch zu bekommen, damit er Steuern zahlen kann? Gibt es dafür Belege? Ich glaube solche Fragen wären zu stellen, für mich, bevor ich diesen hier behandelten Aspekt einbringen könnte in meine Erwägungen. Ansonsten liegt hier möglicherweise auch bereits eine Kultur vor die sich zu modifiziertem Erwarten entwickelt hat. Das müsste wieder einfach aufzudecken sein.Man fragt sie. Und dazu wäre das Thema dann auch relevant. Es ist ja, wie gesagt wurde, nicht das wichtigste, dass ein Datum neu ist um hohen Wert zu haben. Ich meine es ist eine noch dringendere Voraussetzung, wie man mit bereits bekannten Daten umgeht; was man damit machen kann, bzw. macht, wie man es gebraucht, meine ich. Kaum aber kann ich mir vorstellen, dass wir noch wesentliche Neuigkeiten erfahren werden die uns letzteres ersparen zu entwickeln.

  9. @Frank: nein, der Künstler muss nicht den „Kasperle“ machen, Tilmann Krumrey hat das vor längerer Zeit in seinem Blogpost Kopf = Kapital und den nachfolgenden Kommentaren recht schön erklärt.

  10. @Christian: Freilich ist mir bewusst, Kunst ist ebenso viel wert wie Kopf oder Kapital, also auch ein ambivalentes Vermögen, was wieder „mögen“ beinhaltet. Mir ist auch klar, dass ich mich an den hier behandelten Themen, in dieser Form, nicht allzu sehr vertiefen kann, denn hier kann wohl besser etwas angedacht werden. Sonst geht es nicht weiter zu anderen relevanten Themen. Dennoch sehe ich im „Produktmantel“ uralte Themen wieder in Erscheinung treten. Es gab mir weiter zu denken, bzw. an „Produktionsmittel in der Hand haben“, usw. Im Grunde reden wir dann vielleicht auch über Kontrolle. Ich habe sie über meine Produktion oder andere haben sie; mehr oder weniger. Also versuche ich alle Stationen der Produktion so weit wie möglich zu bestimmen oder zu beeinflussen. Das kann dann auch gerne immer wieder in anderen Worten als Wichtigkeit herausgestellt werden. Ansonsten klemmt für mich der Vergleich, der dazu führt pauschal auf die Mäntel verzichten zu können. Gerade bei Gemälden etwa. Internetdarstellungen können da nicht für einen Vergleich herhalten, wie etwa bei Musik, bei Film ebenfalls weniger da hier auch ein Formatproblem besteht. Wenn ich digitale Datenträger hinzuziehe gebe ich schon wieder zu, dass mein Produkt vielleicht underdressed ist. Dabei denke ich auch an Milchkannen. Freilich quantitativ hält die Darstellung bei mehr Produktbeispielen stand. Und quantitativ ist vielleicht auch der Bedarf schon größer als qualitativ. Die Not für Qualität, auch im Produkttransport, wird wohl noch eine Weile die entsprechenden etablierten Agenten mit auf den Plan rufen. Bei mir sind das Aussteller, Galeristen, Verlage. Oder sehe ich das nicht klar genug? So ist es doch recht relativ was hier zum Wegfall des Produktmantels gewusst wird. Ich glaube da gibt es vielleicht noch Arbeit dies zu klären, bzw. die unerfreulichen Bedingungen um das Produkt herum (was Leute wollen) aufzuheben oder es weniger relevant für den Absatz (bzw. Transport) zu machen. Wir würden hier von einem „Ersatz“ reden. Den sehe ich so nicht ganz gegeben. Eine sehr weit gefasste Angelegenheit meine ich.

  11. Warum bei Büchern doch nur das Produkt, die Ware beworben wird? Ganz einfach: Weil sie von denjenigen vertrieben werden, die sie zur Ware herunterbrechen. Nicht umsonst wackelt es derzeit im Gebälk in der Branche…

    Meine Vorredner haben schon das Wichtigste gesagt. So schön diese Punkte mal wieder klingen, aber das ist halt auch wieder nur Marketing ohne Kunst ;-) – viel schlimmer noch, das ist die vollkommene Kapitalisierung des Künstlers als Mensch. Kann das der Sinn des Künstlerdaseins sein? Und die Folgen für die Kunst?
    Die Künstler, die ich kenne, denken eigentlich mehr und mehr kapitalismuskritisch, suchen Auswege aus dem Denken und Vermarkten à la Neoliberalismus.

    Noch schlimmer finde ich, dass sich da einer offensichtlich so mit Künstlern gar nicht auskennt. Ich darf das sagen, weil ich dazuzähle: Künstler sind sehr oft farblose Menschen mit einem stinklangweiligen Leben. Sie machen den ganzen Tag nämlich nichts anderes als Kunst. Nehmen wir mal die Buchautoren – hacken den ganzen Tag auf einer Tastatur herum oder sehen aus, als täten sie gar nichts. Was an Erfahrung sollen die verkaufen, an Leben? (Was sie nicht schon in der Kunst einbringen)?
    Und die wenigsten Autoren sind auch Künstler, man muss kein Künstler sein, um Bücher zu schreiben. Wer darf sich dann künftig wie vermarkten? Wo bleiben uniqueness und exclusivity beim 1001sten Vampirroman, beim Unterhaltungsroman nach Schema F?

    Access? Nichts braucht ein Künstler mehr als das Sich-Abschließen, das Außerhalb-Stehen – sonst entsteht keine Kunst. Wie soll dieser Künstler zum Anfassen aussehen? Customization – fein, alles machbar! Hardcover oder TB, limitierte Luxusauflage mit handschriftlicher Langwidmung, E-Book mit oder ohne Bilder, was hätten Sie denn gern, lieber Kunde… Was aber bringt das, wenn jede einzelne dieser Formen auch wieder nur „Produkt“ und damit dem galoppierenden Preisverfall unterworfen ist? Und wenn es ohnehin jeder in diesem Markt tut?

    Die elf Punkte wirken knallig, sind meiner Meinung nach ganz schlecht an der Realität überprüft und klingen in ihrer Konsequenz schaurig nach „schöner neuer Welt“. Manchmal frage ich mich, ob ein Generalstreik nicht mehr Bewusstsein für die Wertigkeit von Kunst und Kultur schaffen könnte…

  12. @Petra: das klingt jetzt so ein wenig nach „wasch mich, aber mach mich nicht nass“. :-) Es gibt, denke ich zwei Ebenen, auf denen wir uns bewegen. Einerseits leben die meisten KünstlerInnen derzeit in einem kapitalistischen System, das an allen Ecken und Enden kracht und von dem wir nicht wissen, ob es in zwei oder drei Jahren so noch existiert. Im Moment aber leben wir noch in ihm und wer heute künstlerisch tätig ist, weiß, dass er eine bestimmte Summe Geld zum Überleben benötigt. Nun gibt es viele Möglichkeiten, diesen finanziellen Bedarf abzudecken, manche haben mit der eigentlichen künstlerischen Tätigkeit überhaupt nichts zu tun, z.B. eine Erbschaft.

    In diesem System verkaufe ich etwas, um ein entsprechendes Einkommen zu generieren (so ich nicht andere Einkommensquellen habe). Ob ich nun ein Buch oder Erlebnisse verkaufe, spielt grundsätzlich keine Rolle, es muss nur funktionieren. Funktionieren heißt, jemand sollte mein Buch kaufen und es lesen. Nun gibt es manche Menschen, die lesen gar keine Bücher, die fallen alle schon mal weg. Es sei denn, irgendjemand versucht sie davon zu überzeugen, dass es ihnen etwas bringt, ein Buch zu kaufen bzw. zu lesen. Ob das nun die KünstlerIn selbst macht oder ob sie jemanden damit beauftragt, hängt von verschiedenen Kriterien ab. Nirgendwo steht aber, dass Arbeitsteilung verboten ist, in vielen Bereichen der Kunst geht es ohne sie gar nicht mehr.

    Dann gibt es die, die durchaus Bücher kaufen und lesen. Aber sie haben nur eine bestimmte Zeit pro Tag, Woche, etc., um Bücher zu lesen. Entweder diejenigen, die Bücher produzieren und davon leben müssen, schaffen es, diese Zeitspanne zu erhöhen oder sie müssen sich damit abfinden, dass zu viele Bücher für zu wenig Lesezeit produziert werden.

    Vor diesem Hintergrund ist ein Streik sogar sinnvoll, würde er doch dafür sorgen, dass Angebot und Nachfrage sich wieder etwas näher kommen. Wenn es gar keiner Kunst bedarf, um ein Buch zu schreiben, warum sollte dann in dieser Branche etwas anderes gelten als in der Produktion von Waschmaschinen? Wäre das nicht so, dann müsste man eigentlich jedem raten, Bücher zu schreiben, etwas, was eh derzeit zu passieren scheint, wenn man einen Blick in den Kindle-Shop wirft oder all die zahlreichen Plattformen, wo eBooks angeboten werden.

    Hier wirft im Augenblick jeder seine Produkte auf den Markt und wartet darauf, dass sich jemand dafür erwärmt. Manche versuchen sich mit diesen Prozessen genauer zu beschäftigen und sie erfolgreich für sich zu nutzen, wie etwa Joanne K. Rowling. Hier wie auch in anderen Fällen wird dann entweder die Qualität des Buches kritisiert oder die Dominanz des Marketings (oder auch beides). Das kann man zwar tun, nur was bringt es? Das eigene Buch verkauft sich deshalb nicht besser.

    Und dann gibt es noch die zweite Ebene, wo es um die Frage nach dem richtigen System geht, um die Frage, wie KünstlerInnen für den Mehrwert, die sie für eine Gesellschaft erbringen, bezahlt werden? Das Grundeinkommen wäre in meinen Augen so eine Möglichkeit, aber um Systemkritik ging es mir in obigem Blogpost eigentlich nicht. Natürlich kann ich mich gegen den Neoliberalismus stellen und natürlich kann ich das, was Lewis Hyde vorschlägt, als unsinnig abtun. Schön und gut, aber wie sehen denn dann die alternativen Vorschläge aus? Gegen etwas zu sein, ist einfach, für etwas wesentlich schwieriger. ;-)

    1. Dass man als Künstler auch etwas von einem Michelangelo oder Picasso haben sollte steht hoffentlich nicht zur Debatte, denn sie muss im Kontext stattfinden. Die Gesellschaft widerspricht doch nicht den Impulsen die nun auf Kunst möglicherweise ganz verzichten möchten, weil man sie nicht mit Brezeln vergleichen kann. Manche Autoren verwenden als Kunstgriff um voranzukommen allerdings Füllwörter um eine Abyss zu verschließen, einen Vortex zu versiegeln oder als Camouflage für ein Universum in das man sonst einbräche und es auch tut. Damit läuft man Gefahr das Posten und den eigenen Kunstbetrieb gleichermaßen letztendlich zu erledigen. Es führt ja hinweg in alle Dimensionen, nur nicht zu Verwirklichung, Ziel oder Abschluss des Themas. Damit entspanne ich meine Beisser zum Thema Erbschaft besser. Shirky lässt sich schon lange über die vermeintlich einzig denkbare Option von Einzelkämpfern aus. Nicht, dass er mehr als alten Wein vertreibt. Wir handeln alle mit altem Wein. Der neue Wein ist ungenießbar, weil die Welt das Klima nicht mehr aufbringt für gute Jahrgänge. Dieses Jahr ist in Württemberg beinahe alles erfroren. Wir haben eine kalte Phase, keine Eiszeit aber einen Rückzug der Natur. Letzteren Einzelkämpfern kommt Shirky mit „Longtail“. Ich frage mich ob der Blogger letztlich Bücher schreiben wird, wie Shirky, um seine Themen voranzubringen. Ich selber visualiere überwiegend nicht informativ und nenne dies ursächlich abstrakt oder überhaupt nur noch ursächlich oder ursächlich poetisch. Mein bisheriges Publikum will es aber beinahe ausschließlich ganz durch gebacken haben, damit ihm nichts mehr beizutragen bleibt; von welchen Ressourcen auch? Deren Spezies scheint ausgewaschen, sinnentleert mit falscher Wahrnehmung gespickt und der Staat wird von ihrer Gilde jetzt kolportiert mit Bemutterung, statt mit väterlicher Fürsorge. Das sind nun auch Generalisierungen von mir. Ich lese hier nun schon ein Weile und ich bekomme immer mehr das Gefühl, um es einmal anders zu betrachten, dass der ernsthafte Blogger der nicht nur Verse auf Lager hat gezwungen wird tiefer zu gehen. Das ist das Buchformat. Das ist absurd, denn dann hätte sich ja gar nichts geändert daran wie man ein Thema erschöpft. Oder man beschneidet seine Möglichkeiten und wirft nicht ganze Universa in die Arena, denn da tut man mehr auf, in beinahe jedem Satz, als man zu Ende bringen kann. Da käme man aber auch kaum über Definitionen hinaus. Den Rest würden die Leser beitragen müssen. Man könnte so in assoziierenden Wortketten reden. Die andere Sicht der Dinge ist freilich den Leuten auf den Weg zu helfen die Dinge so weit in die Zukunft hinein zu verstreuen und dies in ganzer Breite, Tiefe und Höhe, nur hinaus, hinaus in die Dimensionen auf nimmer wieder sehen. Odyssee einmal anders, weiter westlich pilotiert durch die Säulen geschlossener Realität und Vermeintlichkeit, hinaus auf die ganz große Folie, da hat sie keine Beulen mehr, leider aber ein Bermuda-Dreieck und so was. Doch da liegt auch die Idea Incognita. Aber das Gefühl von Zukunft ist nicht zu übertreffen mit Gegenwart und Vergangenheit. Dies anstelle nun gleich in dem Beitrag auf Erbschaft herumzutanzen, denn das hilft ja auch nicht. Freilich ist Erbschaft ein vielschichtiges Thema. Man kann das Wort nicht wie „und“ oder Tarnzweige gebrauchen ohne Gefahr zu laufen, dass es so gesehen wird, der Gebrauch an dieser Stelle. Preisträger bin ich zu diesem Thema auch nicht. Wenn ich nicht verkaufen will und kein anderes Einkommen habe, dann brauche ich einen anderen Austauschfaktor, das kommt beinahe auf das selbe heraus. Barter-Dienstleister haben für die Kunst auch nichts tun können. Da werden andere Dinge getauscht. Seine Leistung sich selbst überlassen, wie einen Leichnam, zeigt freilich Affinität zu diesem Zustand an. Markt definiert sich wesentlich mit Aktivität und Austausch von wertvollen Dingen die Verwendung finden. Daher Nachfrage. Man kann auch auf Halde produzieren und die Agentur beauftragen die Nachfrage zu entwickeln. Letzteres ist etwas abgeirrt, in dieser Zeit. Ich betreibe das zugegeben auch. Ich stehe aber zu meiner exotischen Ursache. Ich habe keinen Grund mich zu wundern. Ich will kein Konsalik sein weil ich keiner sein könnte. Die Betrachtung führt hinaus auf die Offenheit, kein Land je in Sicht. Erinnert uns irgendwie an das Ende von Shelly. Und da kommen wir doch auf einen echten Kern. Für wen oder was arbeite ich? Auf dem Siegeszug war immer „Denk wie wir, Widerstand ist zwecklos und das Leben ist ein Verdauungstrakt“. Der Künstler muss also zuerst ein Drachentöter sein, sonst brauchen wir gar nicht weiter mit ihm zu reden, denn er verschwindet von der Bühne. Ursächlich poetische Kunst konnte schon vor Platos Gastmal überleben; alles andere auch – aber wie? In was die Autoren, wie der Blogbetreiber, die Poster, die Dichter, usw. hinein rennen, ist die mehr oder weniger solide Mauer von Befindlichkeiten. Nicht alle kommen von ihnen selbst; im Spiel. Ansonsten schon wenn wir beispielsweise George Berkeley ein wenig, wie seinen Vorreitern und Nachfolgern im idealistischen Lager folgen. Da müsste man ansetzen. Tut niemand. Er verlöre ja gleich wenigstens die Hälfte seines Publikums, denn wer von jenen hat sich nicht auf die Seite der Strukturalisten geschlagen? Das bringt ihnen aber ebenso viel, nämlich nicht das was sie erhoffen, vielleicht wenigstens was sie verdienen. Also wer stellt die Hindernisse auf? Dann: Was sollte man keinesfalls mit seinen Möglichkeiten tun? Da geht es lang. Es ist wie Kaffee machen. Ich möchte meinen Kaffee aber nicht im Elfenbeinturm machen, in dem ich mich eigentlich ganz wohl fühle. Ich weiß es wird kein Mensch so von seinem Niveau der etwas hektischen Wellenlänge Aktivität, Anstrengung und so was herunterkommen und zu meiner überhöhten Ruhe, für ihn oder politisch korrekter für sie, sich herauf quälen. Da muss der Prophet zum Berg herabsteigen, nicht umgekehrt. Dieser Berg ist doch seine Barke die ihn seiner Bestimmung zuführt, der er sich schicken soll und damit genesen in diesem nicht ganz schicken „Saal“, dem Universum mit seinem Schicksal. In einem Gedicht schreibe ich deshalb „…erkenne sie, genieße sie, nur schlinge nicht, genieße mit Bedacht…“. Die Rede war von Niedertracht, anständig Profanität. Ja, das Leben stinkt, wie jemand gesagt hat. Doch Horst Stern in seinem historischen Roman zu Kaiser Friedrich, „Mann aus Apulien“, weiß dazu etwas über die Schafe in diesem Land was mich persönlich sehr anrührt. Bezüglich Pragmatismus ist das besser als sich eine falsche Wahrnehmung anzuerziehen im Sinne „es ist ja gar nicht da“. Ich halte es wenigstens damit wie er. Darüber hinaus benutze ich die anderen Strategien, beispielsweise des Angriffs, wie alle Drachentöter. Unter Umständen fallen denen schon die Zähne heraus eben dadurch, dass ich auch auf einige andere Strategien zurückgreife die das erledigen könnten. So kommt es oft gar nicht zur letztlichen Konfrontation, die sich daraus ergibt, dass wir nun einmal, als sehr sichtbare Symbole, da sind! Kunst verkauft (sich) nicht, wenn sie ursächlich poetisch operiert.

  13. Ich glaube, dass ein Punkt in der Diskussion vergessen wurde.
    Die Autoindustrie, die Kosmetikindustrie machen es in der Werbung vor. Oder das Beispiel Kaffee trinken, es ist der Genuss, der Geruch, der Geschmack, das Gefühl eine wärmende Tasse in der Hand zu haben und und …, die verschiedensten Assoziationen des Einzelnen, die damit verbunden sind, Erinnerungen oder Träume. Aber es wird oft nicht der einzelnen Kaffee beworben sondern eine Marke, ein Markenimage. Das gilt auch für die Autos, die Kosmetik…. haben wir Marken bei Büchern, Filmen…. im Bereich der Musik kann es der Künstler sein oder die Marke der Mailänder Scala.
    Ein Verlag als Marke, eine Galerie mit gutem Anspruch könnte aus meiner Sicht so werben und dann einzelne Produkte bewerben.
    Beste Grüße – Frank

  14. @Frank: ich glaube, das passiert auch im Bereich der Kunst bereits. Ein schönes Beispiel ist Petra van Cronenburg, die in ihrem Kommentar geschrieben hat, dass die im Beitrag aufgelisteten 11 Punkte ihrer Meinung nach wenig mit der Realität zu tun haben. Dabei ist sie mit ihrem Buch über Vaslav Nijinsky ein wunderbares Beispiel dafür, wie realistisch dieser Ansatz ist. Ich lese regelmäßig das Blog , mit dem sie die Entstehung des Buches begleitet.

    Ich würde dieses Buch vermutlich nie kaufen, wenn ich nicht durch die Blogbeiträge die Entstehung mitbekommen hätte. Fragt man nach den Gründen, würde ich mindestens drei der 11 Punkte anführen. Genau deshalb freue ich mich auf das Buch, nicht weil halt jetzt jemand ein Ballett-Buch geschrieben hat.

  15. Christian, zur ersten Antwort hätte ich spontan gesagt, da stimme ich in allen Punkten zu. Die Problematik der Diskussion liegt sicher darin, dass wir unterschiedliche Ebenen und Arten des „Produkts Kunst“ vor uns haben und der Künstler von heute alle betrachten muss, auch wenn sie sich sehr widersprechen. Durch die zweite Antwort bin ich allerdings sehr verblüfft (und freue mich natürlich über die Wirkung meines Blogs, danke), denn mir ist absolut nicht bewusst, dass ich mich entlang dieser 11 Punkte bewegen könnte. Das wäre nämlich zwar schön, aber auch fatal – denn was hieße das in der Konsequenz allgemein auf Kunst bezogen?

    Man könnte einerseits Menschen „verführen“, die ein Produkt sonst nie kaufen würden: neues Zielpublikum, klasse. Aber auch eine riesige Gefahr: Enttäuschte; Leute, die nur einmal kaufen, Leute, die nachher finden, das interessiere sie doch nicht. Die ihre Enttäuschung herauslassen. Man könnte damit haarscharf am eigentlichen Zielpublikum vorbeischrammen, etwa weil es sich gar nicht in Social Media herumtreibt!

    Was ich mit meinem Blog betreibe, empfinde ich selbst als haarscharfe Gratwanderung, ich würde so etwas nie pauschal empfehlen. Manche Dinge in der kreativen Entstehung werden vorzeitig abgetötet, wenn man sie zu früh zeigt (mir auch schon passiert) – welcher Künstler hat das Vermögen, diesen Zeitpunkt sicher zu bestimmen? Was ist mit den Kunstwerken von all den Schüchternen, Verschlossenen und Menschen, die sich und ihre Arbeit nicht auf den Präsentierteller setzen mögen? Oder gar nicht die Zeit haben? Wann kippt die Stimmung bei den Anfeindungen („der hat’s aber nötig“) und wird öffentlich?

    Wenn so etwas funktioniert, haben wir eine absolut personengebundene Kunst, sprich, das Kunstwerk ohne die Person ist nichts. Funktioniert das? SWR2 hatte unlängst eine spannende Sendung zum Thema: Können moralisch verwerfliche Menschen gute Kunst schaffen? Ja. Was aber passiert, wenn die plötzlich mehr in Erscheinung treten müssten? Brauchen wir in Zukunft „everybody’s Liebling“? Kann ich als Publikum nicht auch Kunst ohne den Künstler genießen / verstehen?

    Ich sage ja nicht, dass alles an diesen elf Punkten falsch ist. Ich wehre mich gegen diese Art der allheilenden, Erfolg versprechenden Weltenformeln ;-) Würden sie funktionieren, bräuchten die meisten Künstler keinen Brotjob mehr.

    @Frank
    Ich persönlich empfehle KollegInnen immer, sich selbst zur Marke zu machen, vor allem dann, wenn man in sehr unterschiedlichen Themenbereichen arbeitet – dann sollte der rote Faden durch einen selbst laufen. Das wird heutzutage immer wichtiger: Verlage / Galerien / Veranstalter etc. können pleite gehen, man wechselt sie immer häufiger, Themen verändern sich, Publikum ist weniger treu als früher. Was bleibt, ist der Künstler. Und wenn einer der Vermarkter auch noch eine starke Marke hat, umso besser!

    Diesen Punkt „sell access to themselves“ würde ich aber dringend ändern: „access to their stories / passion“. Wir wollen doch nicht eines Tages nur noch Käuferschichten, die uns mögen oder Kaffee mit uns trinken wollen? Wir wollen Menschen ansprechen, die unsere Themen ansprechen. Und begeistern kann ich nur, wenn ich selbst begeistert bin.
    So, und jetzt habe ich endlich herausgefunden, warum ich die Punkte nicht mag – sie sind mir zu sehr auf den Künstler als Person bezogen, zu wenig auf seine Kunst selbst… Und das mit dem Mystischen und der Magie stimmt zwar in sich, aber man kann es nicht auf Knopfdruck und schon gar nicht per Marketing erzeugen. Das ist wie diese Ratgeber à la „Charisma leicht gemacht“. Das Geheimnis von Charisma ist ein sehr marketingfernes…

    1. Babawolf

      Hmm
      Kunst hat ja auch Historie…und die Klassiker verkaufen sich besser als je….dies zu dem Kunstwerk (egal welcher couleur und Art) das fuer sich selbst steht….ein Rubens ein van Gogh….die leben nicht mehr.

      Kunst geht eigentlich immer vorne weg…und die Masse folgt.

      Dies nur nebenbei

    2. Jetzt mal auf Türkisch: brauchen andere Kunst darüber hinaus, dass sie da ist, wir sie beschauen lassen, wenn wir ganz, ganz ehrlich sind? Bitte nicht darüber sprechen, wenn die radikale Antwort ein Geheimnis enthüllt, das für uns besser nie näher angesehen wird. Ich weiß wie ich antworte. Ihr seid zuerst dran, denn ich stellte die Frage.

  16. @Petra: jemanden verführen zu wollen ist in meinen Augen nichts Negatives, mit dem Risiko, dass der Verführte später enttäuscht ist, müssen alle leben. Aber ich denke, wenn wir bereit sind, uns verführen zu lassen, wissen wir alle um das Risiko, nicht nur, wenn es um ein Buch geht.

    Ablehnen würde ich diesen Weg, wenn dabei bewusst getäuscht wird, dann würde ich aber eher von Manipulation und nicht von Verführung sprechen.

    Die Frage nach der personengebundenen Kunst ist interessant. Nachdem ich behaupte, dass die Reputation ein wichtiger Erfolgsfaktor ist, heißt das für mich, dass Kunst stark personengebunden ist. Es ist nicht der einzige ausschlaggebende Faktor,sonst gäbe es keine Newcomer, aber Reputation entscheided schon darüber, ob ein Kunstwerk gut ankommt oder nicht. Je personengebundener eine Kunst ist (oder je personenbezogener sie ausgeübt wird), desto eher eignet sich das Social Web für die Kommunikation mit den UserInnen. Ich spreche hier bewusst von Kommunikation und nicht von Marketing, weil die Verführung oft gar nicht bewusst als Werbung für das eigene Produkt stattfindet. Vielleicht passt hier der Begriff der Authentizität ganz gut rein. Damit wäre dann auch klar, dass das, was hier nötig ist, weit über das Marketing hinausgeht.

    Im Umkehrschluss heißt das aber auch: ist eine Kunst nicht personengebunden, macht diese Form der Kommunikation wenig Sinn, insofern sind wir einer Meinung, dass der oben beschrieben Ansatz keine allgemein gültige Erfolgsformel sein kann.

  17. […] was ist mit den anderen Gebieten der Kunst? Christian hatte mich in seinem Kommentar zu dem Beitrag Kunst verkauft keine Produkte auf den Blog von Petra van Cronenburg aufmerksam […]

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