Warum ein Blog so wertvoll ist

Wer mich kennt, weiß, dass ich ein Fan von Blogs bin und immer wieder auf ihre Bedeutung im Rahmen eines Social-Media-Konzeptes hinweise. Ich bin mir darüber klar, dass der Aufwand für ein Blog wesentlich größer ist als die Aktivitäten auf den meisten anderen Kanälen, trotzdem halte ich ein Blog für einen unverzichtbaren Bestandteil im Social-Media-Mix. Warum?

In meinem Beitrag “So schnell werden Ihre Informationen wertlos” habe ich auf eine Untersuchung verwiesen, die gezeigt hat, dass die Halbwertzeit von Informationen auf Twitter und Facebook bei rund drei Stunden liegt. Konkret wurde analysiert, wie lange es dauert, bis die Hälfte der Klicks auf einen per Posting oder Tweet verbreiteten Link erfolgt ist. David Röthler fragte daraufhin in einem Kommentar nach vergleichbaren Zahlen für meine Blogbeiträge, weil eine längere Halbwertzeit zu dem Schluss führen würde, dass diese nachhaltiger wirken als Postings auf Facebook oder Twitter.

Nun ist es natürlich nicht ganz korrekt, die Klickzahlen von Blogbeiträgen mit denen von Links zu vergleichen, die in einem Tweet oder einem Facebook-Posting enthalten sind. Mal abgesehen von der Tatsache, dass wir es hier mit recht unterschiedlichen Formaten zu tun haben, tauchen bei meinen Blogbeiträgen gleich mehrere Probleme auf. Ich weiß erstens nicht genau, wie oft einzelne Blogbeiträge angeklickt werden, weil ich keine genauen Zugriffszahlen via Feedreader habe. Und es ist höchst kompliziert, die Zugriffe auf die einzelnen Stunden herunter zu brechen.

Wer selbst ein Blog betreibt, weiß aber, dass das auch gar nicht nötig ist, denn die einzelnen Beiträge werden meist über mehrere Tage verteilt angeklickt und dementsprechend liegt die Halbwertzeit der Klickzahlen natürlich höher als bei Facebook oder Twitter. Wie sieht das nun konkret auf meinem Blog aus? Leider schaffe ich es zeitlich nicht, meine mehr als 1.500 Beiträge zu analysieren. Aber ich habe versucht, einige Gesetzmäßigkeiten zu finden.

Eine Vielzahl von Beiträgen beschäftigt sich mit Veranstaltungen, was zu der Vermutung führt, dass diese nur zeitlich begrenzt auf Interesse stoßen. Die Zahlen des ersten Beispiels stammen von einem Beitrag aus dem August 2010, die Zugriffe beschränken sich auf die Zeit von August bis November 2010, vermutlich erfolgte die Hälfte der Klicks gleich in den ersten Tagen. Zu berücksichtigen ist, dass hier weder die Zugriffe via Feedreader noch direkt über die Startseite enthalten sind, aber es geht mir ja gar nicht unbedingt darum, die wirklichen Zugriffszahlen herauszufinden, sondern die Frage zu beantworten, wie lange es dauert, bis Blogbeiträge im virtuellen Nirvana verschwinden. In diesem Fall ging das also recht schnell, wie man sehen kann.

Handelt es sich um Beiträge ohne eine konkrete zeitliche Zuordnung, sehen die Zahlen etwas anders aus. Im folgenden Beispiel handelt es sich um einen Beitrag, der auf eine Broschüre zum Thema EU-Förderungen hinweist und ziemlich genau vier Jahre alt ist. Er weist laut dieser WordPress-Statistik ingesamt 89 Zugriffe auf, die Hälfte der Klicks wurde im Juni 2008, also 8 Monate später erreicht.

Ein ähnliches Muster weisen übrigens viele meiner Beiträge auf, die Zugriffe verteilen sich auf etwa zwei Jahre, danach gibt es dann nur noch “Zufallstreffer”. Schon hier wird klar, dass Blogbeiträge wesentlich länger sichtbar bleiben als einzelne Tweets oder Facebook-Postings, wobei es mir nur um die Tendenz geht, denn es wäre unzulässig zu behaupten: die Halbwertzeit von Links auf Twitter liegt bei 3 Stunden und die bei meinen Blogbeiträgen bei 8 Monaten.

Wer viele solcher Blogbeiträge hat, muss immer wieder für Nachschub sorgen, denn die Statistik zeigt, dass nach einigen Monaten das Interesse an den Beiträgen nicht nur nachlässt, sondern fast völlig verschwindet, was bedeutet: diese Beiträge werden nicht mehr gelesen und wenn doch, sind die Zugriffe statistisch gesehen irrelevant. Handelt es sich um zeitlose Inhalte, kann ich natürlich versuchen, in aktuellen Beiträge auf diese alten Blogposts zu verlinken. Im folgenden Beispiel habe ich 30 Monate später auf diesen Beitrag verlinkt und da das Blog in dieser Zeit an LeserInnen gewonnen hat, gab es die meisten Zugriffe auf diesen im Juni 2007 verfassten Beitrag erst im November 2009.

Ein solcher Ansatz ist auf Twitter oder Facebook zwar nicht ganz unmöglich, kommt aber aus praktischen Gründen kaum vor. Im Fall dieses Beitrags habe ich es aber geschafft, dass er nicht in Vergessenheit geraten ist, sondern die Hälfte der hier registrierten Zugriffe erst nach zwei Jahren erfolgt ist.

Am interessantesten ist aber das folgende Muster:

Dieser Beitrag stammt aus dem März 2007 und erfreut sich seitdem wachsender Beliebtheit. Im Unterschied zu den anderen Beispielen nimmt das Interesse hier nicht ab, sondern zu. In der Regel sind das die Beiträge, auf die z.B. in Wikipedia verlinkt wird oder die bei Google so gut angeschrieben sind, dass sie im Suchmaschinenranking ganz weit oben auftauchen und so eine ständig wachsende (oder gleichbleibende) Zahl an Zugriffen garantieren.

Je häufiger Sie das mit Ihren Blogbeiträgen schaffen, desto unabhängiger sind Sie vom Tagesgeschäft. Schaffen werden Sie das vermutlich am ehesten mit Grundlagenbeiträgen bzw. zeitlosen Themen. Weniger gut funktioniert diese Strategie, mein erstes Beispiel hat es gezeigt, wenn Sie in Ihrem Blog nur Ihre eigenen Veranstaltungen ankündigen. Diese “bleibenden” Blogposts passieren aber nicht einfach, sondern sind Teil einer Strategie, deren erster Teil darin besteht, die entsprechenden Schlagworte oder Keywords zu erarbeiten, unter denen Sie dann gefunden werden wollen (siehe dazu: Wissen Sie, mit welchen Suchbegriffen Sie im Web gefunden werden?).

Ob Sie damit erfolgreich sind, sehen Sie dann einerseits an den Zugriffszahlen. Andererseits können Sie mit Hilfe von Tools wie etwa Free Monitor for Google kontrollieren, wie gut Sie bei Google mit den ausgewählten Keywords gerankt sind. Nicht vergessen sollten Sie: es braucht etwas Zeit, bis eine solche Strategie aufgeht.

Titelbild: “Writer’s space“; By runran (CC-Lizenz)


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Kommentare

12 Antworten zu „Warum ein Blog so wertvoll ist“

  1. Ein Blog ist das beste Zentrum zur Verwaltung der eigenen digitalen Identität.
    Ein Blog ist unabhängig von anderen Unternehmen wie Facebook, Google+ oder Twitter usw.
    Ein Blog dient in erster Linie dazu um das eigene Wissen und die eigene digitale Geschichte zu dokumentieren.
    Ein Blog ist das vielmehr das Zentrum aller eigenen Geschichten, es ist die Feuerstelle für den eigenen Stamm, an dem man außen herum sitzt und sich Geschichten erzählt.
    Ein Blog ist die ultimative Fanbase und somit ein wichtiger Ort der Beziehungspflege.

    Allein aus diesen Gründen (und aus Christians oben beschriebenen Gründen) würde ich niemals auf ein eigenes Blog verzichten wollen.

  2. Auch Departure – die Kreativagentur der Stadt Wien – setzt laut heutigem Newsletter auf ihren Blog!

    Einblicke in die Kreativwirtschaft
    blog.departure.at

    Einblicke in die Kreativwirtschaft und die Arbeit von Kreativen bietet der Blog von departure mit Artikeln, Gastbeiträgen und Interviews zu ausgewählten Themenschwerpunkten sowie Hintergrundberichten zu den departure-Aktivitäten im Netzwerkbereich.
    Wir freuen uns auf Ihren Besuch auf http://blog.departure.at/

  3. […] Warum ein Blog so wertvoll ist […]

  4. […] bei drei Stunden liegt. Mit dieser Problematik setzt sich Christian Henner-Fehr  in dem Beitrag Warum ein Blog so wertvoll ist ? weiter auseinander. Er hat für seinen Blog beschrieben, dass es sinnvoll ist, neben Informationen […]

  5. […] größte Überraschung für mich war bei der Auswertung ein Phänomen, über das dieses Jahr schon andere Blogs berichtet haben: Beiträge und Links bei Twitter und Facebook sind nach rund drei Stunden schon halbwegs […]

  6. […] Die mittlerweile fast 1.600 Beiträge bilden dafür eine solide Grundlage und sorgen dafür, dass die Zugriffszahlen steigen, auch wenn ich heute wesentlich weniger Beiträge als in der Vergangenheit […]

  7. […] S. Christian Henner-Fehr hat dazu auch einen lesenswerten Beitrag geschrieben. ;(function(d, s) {var x = d.createElement(s),s = d.getElementsByTagName(s)[0];x.src […]

  8. […] gefunden werden. Ich habe schon vor einiger Zeit an Hand eines einzelnen Blogposts gezeigt, wie so eine Entwicklung aussehen kann. Die Voraussetzung dafür ist wertvoller Content, der über die Suchmaschinen nachgefragt wird. Und […]

  9. […] Sinne der Nachhaltigkeit ein schönes Ergebnis, ich habe dieses Muster in meinem Beitrag “Warum ein Blog so wertvoll ist” anhand von Zahlen zu verdeutlichen versucht. Man entkommt auf diese Weise dem Stress, […]

  10. […] Aber für mich war immer klar, dass ein Blog für jedes Social Media-Programm die zentrale Anlaufstelle sein muss und Facebook, Twitter & Co. lediglich dazu da sind, auf die Seite aufmerksam zu machen, auf der meine Inhalte zu finden sind. Wenn Judith Denkmayr jetzt darüber schreibt, dass “der Facebook Exit 2014 für Unternehmen ein Thema werden könnte“, weil es die hohen Erwartungen nicht (mehr) erfüllt, dann bin ich froh, dass ich diese hohen Erwartungen nie hatte. Schon vor drei Jahren habe ich darüber geschrieben, dass die Postings auf Twitter und Facebook zu schnell von der Bildfläche verschwinden, um nachhaltig zu sein und begründet, warum ein Blog für mich so wertvoll ist. […]

  11. […] begonnen. Einige Argumente, die dafür sprechen, habe ich vor einiger Zeit in meinem Beitrag “Warum ein Blog so wertvoll ist” […]

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