„Creative Europe“: Der Künstler als Entrepreneur

Bild: Money…What Money„; von stuartpilbrow (CC BY-SA 2.0) auf Flickr

Wenn in der Vergangenheit ein neues EU-Kulturförderprogramm auf den Weg gebracht wurde, änderte sich meist nur der Name. Mit dem neuen Programm „Creative Europe“ ist das anders. Ich denke, wir können durchaus von einem Paradigmenwechsel sprechen, die leeren Taschen werden unter ganz anderen Voraussetzungen gefüllt als früher. Überraschend kommt die kommerzielle Ausrichtung der Kulturförderung allerdings nicht, Jeremy Rifkin hat diese Entwicklung in seinem Buch „Access“ bereits vorweggenommen, in dem er von einer „neuen Ära des kulturellen Kapitalismus“ spricht, in der wir kulturelle Ressourcen in „Erlebnisse und Vergnügungen (verwandeln), die käuflich zu erwerben sind“.

„Stand die Kultur unserer bisherigen Erfahrung nach ‚über‘ dem Markt, (…) wird sie nun auch in die Sphäre der Ökonomie gezogen.“ (Jeremy Rifkin: Access, S.184)

In eine ähnliche Richtung geht Gernot Wolfram, der gemeinsam mit Raphaela Henze das Buch „Exporting Culture“ herausgegeben hat und in seinem darin enthaltenen Beitrag „The Weak and the Strong Term „European Arts Project‘ – Potential and Lack of Self Consciousness within Cultural Structures on the Continent“ erklärt, warum die Europäische Union nun nicht mehr nur Kunst und Kultur fördert, sondern auf die Kreativwirtschaft setzt.

Kreativität ist zum Bindeglied zwischen zwei Bereichen geworden, Wirtschaft und Kultur. Dahinter steckt der Wunsch, die Kreativität der wirtschaftlich agierenden Unternehmen auf die Kunst zu übertragen und die Künstler dazu zu bringen, sich mit dem wirtschaftlichen Potenzial ihrer künstlerischen Ideen zu beschäftigen. Am Ende fließen die dann in wirtschaftliche ausgerichtete Produktionen, von den dabei entstehenden Innovationen profitiert dann wiederum die Wirtschaft. Für Wolfram, der Professor für Kultur- und Eventmanagement in Berlin ist, eine paradoxe Situation, denn auf der einen Seite nutzen Wirtschaft und Politik das Vokabular aus dem Kunst- und Kulturbereich, um neue produktive und effiziente Ansätze zu entwickeln und so die Wirtschaft anzukurbeln. Auf der anderen Seite verliert die künstlerische Tätigkeit an Relevanz, der Künstler wird zum Unternehmer.

Es erscheint nachvollziehbar, dass in der Logik von „Creative Europe“ der wirtschaftliche Erfolg höher bewertet wird als künstlerische und ästhetische Aspekte. Der Begriff der Kreativität bekommt eine ganz andere, im Rahmen des Förderprogramms politische Bedeutung, dient er doch nun dazu, zwischen wirtschaftlich erfolgreichen und erfolglosen Vorhaben zu unterscheiden. Damit einher geht die von Rifkin schon angekündigte Kommerzialisierung  kultureller Bereiche, in dem nicht die klassischen Stätten der Hochkultur, sondern die Unternehmen der Kreativwirtschaft an Bedeutung gewinnen, weil sie die Events und emotionalen Erlebnisse anbieten, für die wir uns als Konsumenten mehr interessieren als für die „anstrengende“ Kunst.

Die Frage ist, wie wir als Gesellschaft auf diese Entwicklung reagieren? Vertrauen wir den Kräften des Marktes und den Wünschen der Kunden, wie es in den USA Praxis ist oder soll die Kulturpolitik die „anstrengende“ Kunst unterstützen, weil wir der Überzeugung sind, dass diese einen Wert für uns hat?  Die vielen Förderprogramme beweisen, dass wir uns bis jetzt eher für die zweite Variante entschieden haben. Stiftungen und Kulturpolitik verstanden sich, so schreibt Wolfram, bis jetzt als Partner der Kunst und nicht als Mittler zwischen Kunden und marktrelevanten Produkten.

Treffpunkt KulturManagement: der Künstler als Entrepreneur

Vermutlich werden wir die Entwicklungen der Vergangenheit nicht rückgängig machen, deshalb geht es für Wolfram nicht um ein entweder oder, sondern um ein sowohl als auch. Seiner Meinung nach müssen wir vor allem zwischen der kommerziellen und der nicht-kommerziellen Kunst unterscheiden. War es bis jetzt die Kulturpolitik, die für letzteren Bereich für entsprechende Freiräume gesorgt hat, sieht Wolfram die Künstler nun selbst in der Pflicht, das neue Förderprogramm kann sie dabei unterstützen.

Welche Wege Künstler dabei gehen müssen und wie ihnen „Creative Europe“ dabei hilft, das erklärt Wolfram im nächsten Treffpunkt KulturManagement, der unter der Überschrift „Der Künstler als Entrepreneur“ am 5. Februar von 9 bis 10 Uhr stattfindet. Sie sind wie immer herzlich eingeladen, die Teilnahme daran ist kostenlos. Für den Treffpunkt KulturManagement, das gemeinsame Onlineformat von Projektkompetenz.euKulturmanagement Network und der stARTconference, benötigen Sie keine Software. Es ist zwar kein Nachteil, wenn Sie über eine Webcam und ein Headset verfügen, aber da die Adobe Connect-Plattform, die wir für diese Veranstaltung nutzen, über einen gut funktionierenden Chat verfügt, reicht es, am Mittwoch, den 5. Februar, um 9 Uhr einfach diesen Link anzuklicken und dabei zu sein.

Hier noch einmal die wichtigsten Infos:

Treffpunkt KulturManagement
Termin: 05.02.2014 von 09:00 bis 10:00
Thema: Der Künstler als Entrepreneur
Impulsgeber: Gernot Wolfram

Zugang: http://proj.emea.acrobat.com/treffpunktkulturmanagement


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Kommentare

12 Antworten zu „„Creative Europe“: Der Künstler als Entrepreneur“

  1. Guten Abend Christian, nun ich bin schon der Meinung, dass sich Künstler der Kunst von der Kunst zu leben stellen sollten. Warum auch nicht? Viele andere Kreative wie Autoren, Architekten, Musiker, Erzieher, Kunsthandwerker, Web-Designer u.a. machen es doch auch. Ich freue mich auf die Runde am 05.02.
    Noch einen schönen Abend – Frank

  2. @Frank: Natürlich, ich denke, das stellt auch niemand in Abrede. Aber wir als Gesellschaft müssen uns die Frage stellen, ob Kunst vor allem kommerziell „funktionieren“ soll oder ob es sich um einen Bereich handelt, der zum Funktionieren unserer Gesellschaft beiträgt und uns deshalb etwas wert ist. Das kann etwa ein ermäßigter Umsatzsteuersatz für Künstler sein oder etwa ein Programm, in dem Innovation in künstlerischer oder ästhetischer Hinsicht entsteht.

    Wenn die Kunst rein kommerziell ausgerichtet wird, dann dürfen wir uns aber nicht beschweren, wenn es dann bestimmte Arten von Kunst nicht mehr gibt. Es ist wie die Eisenbahn. Wenn wir sie rein nach kommerziellen Kriterien ausrichten und von ihr Gewinn fordern, dürfen wir uns nicht wundern, wenn sie nicht mehr überall hin fährt.

    Ich denke, und da stimme ich mit Gernot Wolfram überein, wir brauchen die richtige Mischung. Sich um die die Finanzierung in einer ökonomisch ausgerichteten Welt zu kümmern heißt auch, sich mit neuen Finanzierungsformen, z.B. dem Crowdfunding zu beschäftigen. Aber wir sollen uns auch Freiräume schaffen, in der Kunst um der Kunst willen entsteht. Das ist ein klein wenig so wie in der Grundlagenforschung. Ich weiß am Anfang noch nicht, was am Ende herauskommt.

    1. Hallo Christian, danke für Deine umfangreiche Antwort. Das was schwer ist, ist den Beitrag, den Künstler für unsere Gesellschaft beitragen zu werten. Dein Beitrag mit der Eisenbahn ist gut, denn die Breite, die Versorgung der Fläche sichert dort die Entwicklung. Aber müssen wir jedes Dorf, jede Region aus dem geschichtlichen Anspruch mit einem Bahnnetz versorgen? Oder gibt es auch andere Möglichkeiten? Nach welchen Kriterien soll die Auswahl geschehen? Ist „die Gesellschaft“ bereit das zu bezahlen? Wer entscheidet es? Ist ein Volksentscheid richtige Werkzeug der Wahl? Je weiter die Menschen von der Eisenbahnlinie entfernt leben, um so unwichtiger ist die Eisenbahn. Je weniger Menschen mit Kunst erreicht werden, um so unwichtiger ist für die Gesellschaft die Kunst. Sie ist nicht unnütz, nicht überflüssig, nur für viele nicht notwendig. Dann ist auch eine Finanzierung durch den Staat in Frage gestellt. Hier würde ich mir oft mehr Entrepreneurship von den Kunstschaffenden und den Förderenden wünschen, ohne ein Konzept zu haben. Ich habe immer das Gefühl, dass in den USA und Kanada oft die Kunst besser verankert ist, weil eine staatliche Förderung, noch weniger selbstverständlich ist als bei uns. Wieder anderes in Skandinavien, die viel mehr über das Bildungssystem machen. ;-)

      So gesehen, freue ich mich auf den 05.02. Beste Grüße von der Ostsee – Frank

  3. Lieber Christian,

    Die Einführung des Begriffes „anstrengende“ Kunst ist meiner Meinung nach weder zielführend noch nötig aus folgenden Gründen:
    1. Die Unterscheidung in Kunst und Kreativwirtschaft ist ausreichend, denn tatsächlich handelt es sich um verschiedene Tätigkeitsfelder mit verschiedenen Werkzeugen, Strategien etc.
    2. „Anstrengend“ ist wertend, und ist das Leben bloß anstrengend genug, wer hätte da noch zusätzlichen Bedarf nach Anstrengung, die über das Fitnessstudio hinausgeht? Gute Kunst muss nicht anstrengend sein, anstrengende Kunst muss nicht gut sein! Kunst muss nichts sein, Kunst ist oder ist nicht.
    Der Begriff Kreativwirtschaft ist ein Mittel zum Zweck und es gilt zu beobachten für welchen Zweck! Die Vermischung der Bereiche passiert nicht zufällig, dahinter steckt u.a. der unüberhörbare Imperativ „KünstlerInnen wacht auf, verlasst eure weltabgewandten Elfenbeintürme und nehmt teil an der einzig wahren und einzig wirklichen Welt, die da heisst „Ökonomische Relevanz“. Als ob es sich in Elfenbeintürmen überleben ließe…
    Ich kenn beide Sphären sehr genau und es handelt sich tatsächlich um unterschiedliche Genres, die unterschiedlichen Gesetzmäßigkeiten und Rahmenbedingungen folgen. Ich meine, die Unterschiede sind größer als die Gemeinsamkeiten. Wem ist damit gedient, wenn diese beiden Sphären unter einem gemeinsamen Begriff subsumiert werden?

  4. @Frank: ja stimmt, die Frage ist, ob wir Eisenbahn und Kunst als Gesellschaft wollen, müssen wir einfach selbst entscheiden. Sowohl bei Eisenbahn und Kunst geht die Tendenz derzeit in Richtung Kommerzialisierung, was bedeutet, dass die Eisenbahn demnächst nur noch auf den lukrativen Hauptstrecken fährt und die Kunst nur noch Mainstream anbietet. Ich habe auch kein allumfassendes Rezept und sehe es ähnlich wie Du: KünstlerInnen und Kulturpolitik sollten irgendwann einmal klären, was sie wollen und dementsprechend handeln.

    Ich muss gestehen: Ich bin nicht ganz einverstanden mit der Entwicklung des EU-Kulturförderprogramms. Aber ich nutze dieses Instrument für die Projekte, die mir wichtig sind und kann meine Sichtweise dann – zumindest teilweise – doch wieder durchbekommen.

    @Karl: Ich wollte eigentlich nicht zwischen der Kreativwirtschaft und „anstrengender“ Kunst unterscheiden, sondern eher zwischen der anstrengenden und der unterhaltenden, der kommerziell ausgerichteten Kunst. Wenn das nicht so klar rausgekommen ist, sorry.

    Ansonsten will ich Dir nicht widersprechen, Deine Sichtweise findet sich ja auch in meinem Blogpost. Oder liest Du da was anderes heraus? Dann müsste ich mir wirklich die Frage stellen, was ich da eigentlich geschrieben habe.

    1. Lieber Christian, keine Sorge, du hast dich unmissverständlich ausgedrückt :-)
      Man sollte nur endlich einmal aufhören, mit der Überlebensunfähigkeits-Keule in Bezug auf Künstler herumzufuchteln. In der Kunst gibt es, wie in der Wirtschaft, die ganze Bandbreite von Einzelpersonen und Mini-Initiativen, die am Existenzminimum herum dümpeln, bis zu Großkünstlern und riesigen Kulturinstitutionen wie den Bundestheatern, alles da… Worum es aber wirklich geht in deinem Post, und da stimmen wir überein, es wird für künstlerische Projekte schwieriger werden, ein EU-Projekt auf die Beine zu stellen. Ich war auch bei einer Info-Veranstaltung des CCP, wo dieser Eindruck bestätigt wurde. Ich glaube, dieses Programm wird eher dazu führen, dass mehr Infrastruktur (Festivals, Plattformen, Netzwerke…) gebildet und weniger Content produziert wird, d.h. ein Vorteil für die Kulturverwalter gegenüber den eigentlichen Urhebern. Und der Aspekt, neue Publikumsschichten zu gewinnen wird ganz besonders betont. Also, so manche leere Tasche wird wohl weiterhin leer bleiben…

  5. Auf diese Studie der OECD wollte ich noch hinweisen: http://www.oecd.org/edu/ceri/arts.htm

  6. Nur eine Meinung:
    In der Neuausrichtung des Programms geht es u.a. nicht um die Frage nach der Unterscheidung von kommerzieller oder nichtkommerzieller Kunst und deren Abgrenzung zueinander. Es geht vielmehr um die Vermengung von kommerziellen Kriterien (Geld) und nichtkommerziellen Inhalten auf die oftmals bestehende Engpassressource „Eigenkapital” und deren Förderung. Zum weiteren werden durch die Übernahme der Begrifflichkeit „Kreativwirtschaft” mit seinen Sparten die Zugangsmöglichkeiten weiterer, finanziell etwas stärkeren Sparten (oder wie es so schön heißt: wirtschaftlich relevanter Ausgangskern), in die Fördermöglichkeit mit aufgenommen.
    Hat für manche (neue) Vorteile und für manche (alte) Nachteile. Ist einfach so.

    Die Definitionen sind ja fließend in die Programmschreibung übergegangen .
    Definition des BMWI (D):
    Unter Kultur- und Kreativwirtschaft werden diejenigen Kultur- und Kreativunternehmen erfasst, welche überwiegend erwerbswirtschaftlich orientiert sind und sich mit der Schaffung, Produktion, Verteilung und/oder medialen Verbreitung von kulturellen/kreativen Gütern und Dienstleistungen befassen.

    Das Wirtschaftsfeld Kultur- und Kreativwirtschaft umfasst folgende elf Kernbranchen oder Teilmärkte: Musikwirtschaft, Buchmarkt, Kunstmarkt, Filmwirtschaft, Rundfunkwirtschaft, Markt für darstellende Künste, Designwirtschaft, Architekturmarkt, Pressemarkt, Werbemarkt sowie Software/Games-Industrie.

    Der wirtschaftlich verbindende Kern jeder kultur- und kreativwirtschaftlichen Aktivität ist der sogenannte schöpferische Akt. Damit sind alle künstlerischen, literarischen, kulturellen, musischen, architektonischen oder kreativen Inhalte, Werke, Produkte, Produktionen oder Dienstleistungen gemeint, die als wirtschaftlich relevanter Ausgangskern den elf Teilmärkten zugrunde liegen.

    EU-Definition
    Kultur- und Kreativbranche (EU spricht auch von Kultur- und Kreativindustrien) (sie umfasst nach EU-Definition die Sparten darstellende Kunst, angewandte Kunst, Kulturerbe, Film, Fernsehen und Radio, Musik, Verlagswesen, Videospiele, neue Medien, Architektur, Design, Modedesign und Werbung)

  7. @Klaus: Gut, dann bin ich beruhigt. :-) Bezüglich Überlebensfähigkeit würde ich sogar noch einen Schritt weiter gehen: Wenn der Staat oder die Gesellschaft dafür sorgen, dass KünstlerInnen finanziell abgesichert sind, müsste das in letzter Konsequenz zu Zugangsbeschränkungen führen, weil sonst jeder, der in anderen Bereichen Probleme bekommt, in den Kunst- und Kulturbereich wechseln müsste. Insofern gefällt mir das neue Programm, weil es nämlich endlich mal auch auf der Seite der Nachfrager ansetzt und nicht ohne Ende Kunst fördert, von der nicht klar ist, ob sie überhaupt jemanden erreicht.

    Ich finde es gut, dass nun nicht mehr nur Kunst gefördert wird, sondern auch die Infrastruktur, die dafür notwendig ist. Ob das wirklich zu Lasten der Urheber geht, wage ich zu Bezweifeln. Arbeitsteilung wird dann zum Thema, wenn sich ein Bereich so weit entwickelt hat, dass sie Sinn macht. Insofern ist das eigentlich ein gutes Zeichen. Vor diesem Hintergrund kann sich jeder selbst die Frage stellen, ob es für ihn oder für sie besser ist, als UrheberIn alleine zu kassieren und mit schlechter Infrastruktur und fehlendem Know-How eventuell das Potenzial nicht auszuschöpfen oder Arbeit und Einnahmen zu teilen und unter Umständen finanziell besser auszusteigen als in der ersten Variante?

    @Ernst: Dass im Förderprogramm nicht zwischen kommerziell und nicht-kommerziell unterschieden wird, ist klar. Aber die Diskussion beschäftigt sich mit dieser Unterscheidung, insofern können wir das nicht so einfach ausblenden. Dabei tauchen manche Kuriositäten auf, denn einerseits wird von den durch die EU geförderten Projekten verlangt, dass sie sich eine Markt erschließen, andererseits darf ich mit den Projekten keinen Gewinn erzielen.

    Aber egal, welche Maßstäbe wir anlegen, es wird immer Sparten geben, die näher am Markt sind als andere. Ob neue Opern komponiert werden, weil es einen Markt dafür gibt, wage ich zu bezweifeln. Ist das nicht eher Auftragskunst? Mit aus diesem Grund bin ich auch nicht der Ansicht, dass der schöpferische Akt der „wirtschaftlich verbindende Kern jeder kultur- und kreativwirtschaftlichen Aktivität ist“. Warum wirtschaftlich verbindend? Die Wirtschaftlichkeit ist keine Voraussetzung für das, was KünstlerInnen produzieren, auch wenn die meisten sich wünschen, damit wirtschaftlich profitabel zu sein. Wäre Wirtschaftlichkeit das alleinige Kriterium, müssten wir konsequenterweise aufhören, Nischenkunst zu fördern.

    Das heißt aber nicht, dass ich gegen wirtschaftliches Denken im Kunst- und Kulturbereich bin, ganz im Gegenteil. Deshalb kann ich Dir nur zustimmen, wenn Du schreibst:

    „Es geht vielmehr um die Vermengung von kommerziellen Kriterien (Geld) und nichtkommerziellen Inhalten auf die oftmals bestehende Engpassressource „Eigenkapital” und deren Förderung.“

    100%ige Zustimmung, wunderbar auf den Punkt gebracht. Ich glaube auch, dass sich beides verbinden lässt. Nicht immer, aber sehr oft…

    1. @Christian: Kann ich nicht unwidersprochen lassen! In welchem Staat oder in welcher Gesellschaft sind KünstlerInnen finanziell abgesichert (Von KammerschauspielerInnen und HofopernsängerInnen abgesehen)? Mir ist diesbez. Nichts bekannt. Und „Zugangsbeschränkungen“… dass ich nicht lache… Jemand, der in anderen Bereiche Probleme bekommt, wird im Kunstbereich nicht weniger Probleme haben! Also ob in diesem Bereich irgendwas einfacher oder unkomplizierter wäre als anderswo… Ich rate allen, die mit solchen Gedanken spielen, es einmal selbst zu probieren, als KünstlerIn zu arbeiten und zwar eher rasch, solange es die geforderten Zugangsbeschränkungen noch nicht gibt.

  8. Hallo Christian, Kunstler haben es nicht einfach mit diesem Thema-sich kommerziell zu präsentieren. Was wichtig ist vor allem eine Marke zu sein. Ich bin Grafikdesignerin und arbeite viel mit Kunstler und andere Kreativen. Ich habe oft bei meine Kunden gesehen, dass wenn Kunstler Ihre Arbeit als Individuelle Marke präsentieren, erreichen sie die Seriosität die den Kunst als Beruf statt Hobby gibt.

    Beste Grüsse,
    Valerie
    http://www.revival-design.de

  9. @Valerie: Ja stimmt, ganz einfach ist das nicht. Markenbildung ist das eine, auf der anderen Seite geht es um den Aufbau von Reputation und das daraus entstehende Vertrauen. Das alles geht Hand in Hand, aber Tatsache ist: Man braucht viel Zeit.

    @Klaus: sorry, ich hatte Deinen Kommentar übersehen. Ich habe den Satz ja auch mit „wenn“ begonnen und nirgends behauptet, dass alle KünstlerInnen vom Staat finanziert werden. Aber es sind zumindest mehr als früher, wo gar keine Sicherungsnetze existierten. Du magst über Zugangsbeschränkungen lachen, aber es gibt sie bereits heute im Hinblick auf die Künstlersozialversicherung. Nicht jede/r bekommt automatisch Geld vom Staat überwiesen. Das meinte ich aber eigentlich gar nicht, sondern um die Konsequenz, die sich aus einer Finanzierung jeder künstlerischen Arbeit ergeben würde. Das Problem lässt sich aber eigentlich recht einfach lösen, indem man es mal mit dem bedingungslosen Grundeinkommen versucht. ;-)

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