Ob es Intuition ist oder ich einfach immer wieder Glück habe, kann ich nicht sagen, aber über viele berufliche Entscheidungen, die ich im Laufe der Jahre getroffen habe, bin ich aus heutiger Sicht nicht unglücklich, um es mal vorsichtig zu formulieren. ;-)
Dass ich später mal was mit Kunst und Kultur zu tun haben würde, stand für mich schon relativ früh fest. Etliche Jahre vor dem Abitur beschloss ich, Theaterwissenschaft zu studieren, anschließend folgten noch zwei Jahre Kulturmanagement am IKM. Zu behaupten, ich hätte mich anschließend selbständig gemacht, wäre gelogen, ich rutschte eher in die Selbständigkeit hinein.
Viele Vorhaben im Kunst- und Kulturbereich scheitern, weil es nicht gelingt, das notwendige Geld aufzutreiben. War es Zufall, dass ich eines Tages in der Zeitung über einen EU-Fördertopf las? Ich rief im Ministerium an und ließ mir das Antragsformular zuschicken, füllte es aus und bekam nach ein paar Wochen eine Zusage. Natürlich habe ich die nächsten Male in Brüssel Absagen bekommen, aber ich bin am Thema EU-Förderungen dran geblieben und berate heute noch Kultureinrichtungen, wenn es um Geld aus Brüssel geht.
Auch beim Thema Social Media hatte ich den richtigen Riecher. 2006 gab es schon jede Menge Webseiten, die sich mit Kulturmanagement, Kulturmarketing und anderen für mich interessanten Themen beschäftigten. Allerdings fand ich solche Angebote nur im angelsächsischen Raum. Es waren hauptsächlich Blogs von amerikanischen ExpertInnen, auf die ich da stieß und weil mir die Idee mit den Blogs gefiel und ich im deutschsprachigen Raum keine vergleichbaren Angebote fand, richtete ich mir mein eigenes Blog ein. Das ging dank WordPress recht schnell, aber da ich vom Bloggen keine Ahnung hatte, ließ ich die Seite erst einmal zwei Monate ruhen. So richtig fing ich dann 2007 an. Meine Idee war es, das Blog einerseits als eine Art öffentlichen Notizkasten zu verwenden, in dem ich Informationen und Ideen sammeln und diskutieren wollte. Andererseits spukte im Hinterkopf der Gedanke, auf diese Weise Werbung in eigener Sache zu machen.
Angetrieben hat mich die Idee, den Bereich Kulturmanagement voranzubringen. Wie ich mir das vorstellte, habe ich damals im Beitrag “To use his or her skills to serve and enable art” beschrieben.
Das waren noch Zeiten #stART09
Eine Strategie hatte ich anfangs nicht, ich wollte nur keine Fehler machen und konzentrierte mich daher darauf, Informationen weiterzugeben, da so die Wahrscheinlichkeit, etwas Falsches zu schreiben, gering war. Mein großes “Glück” war: Das Internet gewann an Bedeutung, das Web 2.0 wurde im deutschsprachigen Raum so langsam ein Thema und ich lernte 2008 Karin Janner, Christian Holst und Frank Tentler kennen. Mit ihnen entstand die Idee der stARTconference, die von 2009 bis 2011 in Duisburg über die Bühne ging.
Sie war aber nur ein Bestandteil unserer Idee, mithilfe des Social Web ein großes (dezentrales) Netzwerk aufzubauen. Das richtige Instrument dafür waren damals die stARTcamps. Ich selbst habe im Sommer 2013 zusammen mit der Kunsthalle Wien erstmals ein stARTcamp in Wien organisiert, 2019 fand das bis jetzt letzte im Volkskundemuseum in Wien statt. Während der Coronazeit gab es noch einmal ein stARTcamp im Onlineformat, das war es dann. Für mich ist die Zeit der Barcamps erst einmal vorbei. So großartig das Format ist, aber es funktioniert in meinen Augen nicht immer.
Seit ein paar Jahren beschäftige ich mich mit dem, was allgemein unter dem Begriff Digitalisierung von manchen als Chance, von vielen als Bedrohung gesehen wird. Interessant ist der Versuch von Armin Nassehi, der in seinem Buch “Muster: Theorie der digitalen Gesellschaft” (Affiliate Link) die Digitalisierung nicht als von außen kommende Bedrohung sieht. Vielmehr meint er,
“dass die gesellschaftliche Moderne immer schon digital war, dass die Digitaltechnik also letztlich nur die logische Konsequenz einer in ihrer Grundstruktur digital gebauten Gesellschaft ist”.
Nassehi, Armin. Muster (German Edition) . C.H.Beck. Kindle-Version
Die Transformationsprozesse beschäftigen mich aber nicht nur im Kunst- und Kulturbereich, sondern auch in den Bereichen Verwaltung und Politik. Ich bin nämlich der Überzeugung, dass der digitale Raum in weiten Teilen ein öffentlicher Raum ist und somit zur öffentlichen Infrastruktur gehört, die nicht unbedingt in den Händen amerikanischer Unternehmen liegen muss. Die Plattformökonomie bringt spannende Entwicklungen hervor, wir sollten die Chancen nutzen! Ein Versuch in diese Richtung war das Projekt XPress, das kulturelle und Mobilitätsangebote verbinden und auf einer Plattform zur Verfügung stellen wollte. Corona hat dieses Vorhaben ein Stück weit ausgebremst und so wartet das Vorhaben noch auf seine Umsetzung.
Seit Corona habe ich mich viel mit Onlinemarketing beschäftigt. Ich glaube, wir erleben hier gerade einen ziemlichen Wandel. Die Zeiten, in denen man auf gut Glück ein paar Beiträge auf Facebook veröffentlichte und auf gute Resonanz hoffte, sind vorbei. Heute ist Onlinemarketing für mich eher Mathematik. Es geht um Daten, auf deren Grundlage sich Marketingsysteme bauen lassen. Das, was wir da tun, muss berechenbar werden. Das ist im Augenblick mein Ziel, das ich erreichen möchte.
Bildnachweis: Das erste Bild ist von Christoph Müller-Girod (CC BY 2.0), das zweite Bild habe ich Rainer Schoditsch zu verdanken.
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