Von Cafehäusern und der Kunst

Milchkaffee
© S. Hofschlaeger; Pixelio

Für viele Menschen ist es ein Traum, irgendwann mal ein kleines Cafe aufzumachen. Ein kleiner gemütlicher Raum, alte Cafehaustische und eine Atmosphäre, wie wir sie aus den Literatencafes Anfang des letzten Jahrhunderts kennen. Und der Kaffee muss natürlich entweder direkt aus Wien oder Italien kommen. Vielleicht haben Sie diesen Traum ja auch?

Um die Erfüllung dieses Traumes geht es in dem Slate-Artikel „Make That a Double Shot“ von Michael Idov, den Adam Thurman vom Mission Paradox Blog entdeckt hat. Aber was als Traum beginnt, endet als Albtraum. Zwar ist die Zahl derer, die mit so einem kleinen netten Cafe scheitern enorm groß, aber wir sind davon überzeugt, dass wir es besser machen werden.

Warum das so ist, beschreibt Idov recht schön:

„The dream of running a small cafe has nothing to do with the excitement of entrepreneurship or the joys of being one’s own boss—none of us would ever consider opening a Laundromat or a stationery store (…).“

Die Vorstellung, wie es ist, ein Cafe zu betreiben und die Realität divergieren erheblich. Am Ende dieser Geschichte steht dann der Konkurs und die Einsicht:

„The most dangerous species of owner … is the one who gets into the business for love.“

Gehen wir im Kunst- und Kulturbereich nicht genauso vor, fragt Adam Thurman in seinem Blogpost „Don’t Do It For Love„, denn:

„The writer of the Slate article had to learn in a very painful way that there is a difference between loving coffee and conversation and running a coffee shop. Just like there is a difference between loving to act and running a theatre. A difference between loving dance and producing dance.“

Damit lässt sich meiner Meinung nach sehr gut erklären, warum es so viele Menschen in den Kunst- und Kulturbereich zieht. Wir alle wissen, dass die Rahmenbedingungen dort mehr als schlecht sind. Wir alle wissen, wie schwierig es ist, die notwendigen finanziellen Mittel aufzutreiben. Wir alle wissen, welche Anstrengungen nötig sind, um überhaupt wahrgenommen zu werden. Aber wir glauben, dass wir es besser machen werden als die vor uns.

Manchmal stimmt das sogar, allerdings sind das dann in der Regel diejenigen, die auch den Blick hinter die Fassade geworfen haben. Die sich überlegt haben, unter welchen Voraussetzungen sich ein Cafehaus bzw. die geplante Produktion rechnet. Wie viel Arbeit dafür notwendig ist, welcher Aufwand?

Es ist schön, einen Traum zu träumen und ihn dann verwirklichen zu können. Aber da geht es dann plötzlich um Projektmanagement, Marketing und Budgets, die realistisch sein müssen, Wer da immer noch  träumt , wird recht schnell aufwachen. Oder anders formuliert: Kunst braucht nicht nur den Traum, sondern auch den Businessplan.


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Kommentare

2 Antworten zu „Von Cafehäusern und der Kunst“

  1. […] schreibt Christian Henner-Fehr in seinem Kulturmanagement Blog. Die tiefsinnige Betrachtungen gelten nicht nur für Künstler, sondern auch für Menschen, die […]

  2. […] wie ich es in meinem Beitrag “Von Cafehäusern und der Kunst” formuliert habe: “Kunst braucht nicht nur den Traum, sondern auch den […]

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