Ich finde es immer wieder interessant, die Suchbegriffe zu durchstöbern, über die man auf mein Weblog gelangt. Unter anderem ist jemand über die Suche nach “Kalkulation Stundensatz” auf meine Website gelangt. Ja, wie kalkuliere ich eigentlich meinen Stundensatz? Eine ganz wichtige Frage, denn irgendwann steht jeder, der sich nicht in einem Angestelltenverhältnis befindet, vor der Frage, was er an Honorar verlangen soll?
Und es ist ungünstig, wenn Sie einem potenziellen Auftraggeber nicht sofort eine klare Antwort geben können, was Sie denn eigentlich für einen Stundensatz haben. Aber gehen wir die Sache doch mal systematisch an.
Was brauchen wir zum Leben ?
Damit meine ich die Kosten, die anfallen, um Ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Das ist die Miete, Frühstück, Mittag- und Abendessen, der Urlaub, das Auto, also alles, was in die Kategorie Privates gehört. Gehen Sie doch mal Ihre monatlichen Kosten durch, damit Sie wissen, um welche Summe es sich eigentlich handelt. Meistens liegen wir mit unseren Schätzungen unter dem Betrag, der dann wirklich anfällt. Das ist zumindest meine Erfahrung.
Damit haben wir also die privaten Kosten und wissen, was wir pro Monat für unseren Lebensunterhalt benötigen.
Die betrieblichen Ausgaben
Das ist nun aber leider noch nicht alles, denn natürlich fallen im Rahmen unserer beruflichen Tätigkeit auch Kosten an: Bürokosten, Computer, Reisekosten und noch einiges mehr. Außerdem noch der Bereich der Sozialversicherung und die Steuer. Wenn Sie schon länger selbständig bzw. auf Honorarbasis arbeiten, dann verfügen Sie, nehme ich mal an, über Erfahrungswerte, wie hoch Ihre betrieblichen Kosten so ungefähr sind. Es sind wirklich Erfahrungswerte, denn niemand wird Ihnen sagen können, wie hoch die monatlichen Telefonkosten anzusetzen sind. Sie telefonieren, nicht “man”.
Starten Sie gerade erst, fehlen Ihnen diese Informationen, d.h. Sie müssen das nächste Jahr planen und werden erst danach wissen, ob Sie mit Ihren Annahmen richtig lagen oder nicht. Konkret heißt das: Sie machen sich eine Liste und listen darin die Ausgaben der nächsten 12 Monate auf.
Die Kosten auf die einzelne Arbeitsstunde umlegen
Nun haben Sie einen (ungefähren) Überblick über die Ausgaben der nächsten 12 Monate, sowohl privat als auch beruflich. Die daraus resultierende Summe sollten Sie einnehmen, um Ihr Leben finanzieren zu können. Vielleicht erinnern Sie sich noch an meinen Beitrag “Welchen Stundensatz muss ich kalkulieren?“, in dem ich Sie auf ein sehr hilfreiches Tool zur Berechnung ihres Mindestumsatzes hingewiesen habe.
In diesem Tool taucht ein ganz interessanter Punkt auf, nämlich der der “verkaufbaren” Stunden. Wieviele Arbeitsstunden stehen uns pro Jahr überhaupt zur Verfügung? 1.600 ist eine ganz sinnvolle Annahme (wie ich darauf komme, können Sie hier nachlesen), dass es dann mehr werden, wissen wir eh alle. Aber man muss sich ja nicht schon bei der Planung übernehmen.
Wenn Sie es schaffen, alle 1.600 Arbeitsstunden zu produktivieren, das heißt, jemanden zu finden, der Ihnen dafür ein Honorar zahlt, dann müssten Sie nun einfach die Summe der privaten und betrieblichen Ausgaben durch 1.600 teilen und wüssten, welche Summe Sie pro Arbeitsstunde verdienen müssen, um den von Ihnen angepeilten Betrag zu verdienen. Das ist z.B. dann der Fall, wenn Sie die Leitung eines zweijährigen Projektes übernehmen und auf Honorarbasis fulltime tätig sind. Es kann aber auch sein, dass Sie in zwei Projekten mit jeweils 50% Ihrer Arbeitszeit tätig sind.
Schwierig wird es, wenn Sie noch nicht absehen können, wie viele Ihrer Arbeitsstunden Sie einer AuftraggeberIn in Rechnung stellen können. Da heißt es auch wieder, die Zukunft möglichst sorgfältig zu planen und auf diese Weise zu realistischen Annahmen zu kommen. Das ist schwer, gar keine Frage, nur kann Ihnen da leider niemand helfen. Auch hier ist Erfahrungswissen gefragt, über das Sie zu diesem Zeitpunkt leider noch nicht verfügen. Aber Sie haben hoffentlich schon ein paar Projekte bzw. Aufträge in der Tasche. Dementsprechend müssen Sie Ihre Jahresausgaben auf die von Ihnen geplante Stundenzahl verteilen.
Ab einem gewissen Zeitpunkt und wenn Sie sich die Mühe machen, Ihre Kosten sinnvoll zu dokumentieren, werden Sie wissen, wie hoch beispielsweise der Anteil Ihrer Telekommunikationskosten am Honorar einer einzelnen Arbeitsstunde ist.
Das Ergebnis: ein völlig unrealistischer Stundensatz
Ist die Zahl der “verkaufbaren” Stunden zu gering, werden Sie, um den notwendigen Umatz zu erreichen, astronomische Stundensätze verlangen müssen. Die wird Ihnen wahrscheinlich niemand bezahlen. Vereinfacht gesagt haben Sie an diesem Punkt drei Alternativen:
- Das “Geschäft” lohnt sich nicht und Sie suchen sich eine andere Arbeit
- Sie können derzeit noch nicht von dieser Arbeit leben und benötigen einen Zusatzjob
- Sie versuchen, mehr Aufträge zu aquirieren, um doch noch auf einen realistischen Stundensatz zu kommen.
Es gibt natürlich noch Zwischenlösungen, z.B. wenn Sie nicht alleine für das Haushaltseinkommen verantwortlich sind. Dann könnten Sie es sich leisten, entweder wenig gutbezahlte Stunden zu arbeiten oder einen geringen Honorarsatz zu verlangen, um wettbewerbsfähig zu werden bzw. zu bleiben.
Reputation ist wichtig
Damit sind wir bei einem weiteren Aspekt, den es zu berücksichtigen gilt, wenn wir uns Gedanken über unseren Honorarsatz machen. Angenommen, Sie haben einen Überblick über die Ausgaben des nächsten Jahres gewonnen und sind auf einen Honorarsatz gekommen, mit dem Sie gut über die Runden kommen könnten. Nun stellen Sie aber fest: Ihre KollegInnen arbeiten alle für viel weniger Geld.
Eine schwierige Situation, der Sie nur schwer entgehen können. Vor allem, wenn Sie am Beginn Ihrer Karriere stehen. Ohne Referenzprojekte werden Sie kaum jemanden davon überzeugen können, Ihnen den Job zu geben, den andere für weniger Geld machen.
Ihr Ziel muss in dieser Situation sein, sich möglichst schnell einen guten Ruf aufzubauen. Ihre möglichen AuftraggeberInnen müssen wissen, dass Sie zwar teurer sind als die anderen, aber dafür auch qualitativ hochwertige Arbeit leisten. Nur müssen Sie sich diesen Ruf aber erst aufbauen. Das schaffen Sie unter Umständen im Rahmen von Referenzprojekten. Bei solchen Projekten bekommen Sie ein “niedriges” Honorar (monetärer Wert), können sich aber einen Namen machen (nichtmonetärer Wert). Wichtig ist dabei, das Potenzial solcher Projekte im Vorfeld genau zu analysieren. Welche Tätigkeiten üben Sie dort aus und haben Sie die Möglichkeit, sich gut zu “verkaufen”? Bringt Ihnen das Projekt wirklich etwas?
Erst wenn Sie sich sicher sind, dass ein solches Projekt Ihnen in Sachen Reputation nützt, sagen Sie zu. Aber Vorsicht: wenn Sie das zehnte Referenzprojekt in Angriff nehmen, dann läuft was falsch. Spätestens jetzt sollten Sie sich überlegen, ob Sie wirklich in diesem Bereich gut aufgehoben sind.
Eine Schlussbemerkung
Natürlich kann man mir jetzt vorwerfen, dass ich das alles viel zu sehr von der monetären Seite aus gesehen habe. Stimmt, auf die Gründe, warum mancher auch künstlerisch tätig ist, ohne sich um Einnahmen zu kümmern, bin ich hier nicht eingegangen. Ich habe nur die Erfahrung gemacht, dass manche beim Thema Geld den Kopf in den Sand stecken. Wichtig ist, dass wir unsere jeweilige Situation präzise analysieren. Die Schlussfolgerungen daraus muss jede/r selbst ziehen.
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