Bereits seit Juni liegt im österreichischen Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur der Rohbericht einer Studie vor, die sich mit der sozialen Situation der KünstlerInnen in Österreich beschäftigt. Vor gut einem Monat berichteten die Printmedien darüber, die in den Besitz der Rohfassung gelangt waren, und heute entschloss sich dann kurz vor der Wahl auch der Kulturrat, mit dem Thema an die Öffentlichkeit zu gehen.
Nur ein paar Zahlen: in Österreich liegt die Armutsgefährdungsgrenze bei 893 Euro pro Monat. 37 Prozent der KünstlerInnen liegen noch unter diesem Wert. Wer mit seiner künstlerischen Tätigkeit nicht ein jährliches Mindesteinkommen von 4.188,02 Euro schafft, muss den Zuschuss aus dem Künstlersozialversicherungsfonds wieder zurückzahlen. Das ist doppelt bitter, denn woher soll man das Geld nehmen, um den Zuschuss zurückzahlen zu können?
Da ist es schon fast als Vorteil zu bezeichnen, wenn einem das bereits fünfmal passiert ist, denn dann gibt es den Zuschuss nicht mehr als Vorauszahlung, sondern erst im Nachhinein. Zurückzahlen muss man dann nichts mehr. :-(
Ich erspare mir weitere Zahlen, man kann die Situation als erschreckend oder alarmierend bezeichnen. Ich tendiere dazu, eher von beschämend zu sprechen. Und das gar nicht so sehr, weil eine Ministerin der Öffentlichkeit seit Monaten die Ergebnisse vorenthält (es müsse noch nachgebessert werden, wird die Ministerin in den Medien zitiert), sondern weil es eigentlich niemanden interessiert. Wahrscheinlich ist noch nicht einmal die nahende Wahl ein Grund für die Verzögerung, nein es ist das Desinteresse.
Es gibt zwar unzählige Studien, die darauf verweisen, wie wichtig die kreativen Köpfe für ein Land sind und welche positiven Einflüsse das auf Wirtschaft, Gesellschaft, etc. hat. Aber anscheinend ist uns die Kreativität doch nicht so viel Wert.
In der gestrigen Presseaussendung ruft der Kulturrat Österreich die verantwortlichen PolitikerInnen auf,
“Position zu beziehen und endlich mit der längst überfälligen Arbeit an der Verbesserung der sozialen und ökonomischen Lage der Kunstschaffenden zu beginnen”.
Nur fürchte ich, werden solche Maßnahmen, so sie denn überhaupt kommen, nur ein Tropfen auf dem heißen Stein sein. Notwendig ist zum einen eine Diskussion über den Stellenwert von Kunst und Kultur unserer Gesellschaft. Erst wenn es einen gesellschaftlichen Konsens darüber gibt, welche Bedeutung dieser Bereich für uns besitzt, werden PolitikerInnen sich dazu aufraffen, die entsprechenden Maßnahmen zu ergreifen.
Notwendig ist aber auch, sich Gedanken darüber zu machen, auf welche Arbeitsmodelle wir zukünftig setzen. In der gestrigen Pressekonferenz merkte jemand an, dass der Kunst- und Kulturbereich uns heute schon zeigt, unter welchen Bedingungen wir morgen arbeiten werden . Und das nicht nur im Kunst- und Kulturbereich. Traurige Aussichten sind das…
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