Wenn den Sponsoren das Geld ausgeht

Ob es eine Rezession oder nur eine Stagnation sein wird, lässt sich derzeit schwer abschätzen. Klar ist aber, dass es den Unternehmen in den nächsten Monaten (und Jahren?) wirtschaftlich nicht besonders gut gehen wird. Das heißt, sie werden nicht unbedingt besonders viel Geld für die Unterstützung von Kunst und Kultur übrig haben.

Nun wird das Sponsoring meiner Meinung nach häufig überschätzt, denn in Deutschland stammen weit mehr als 50 Prozent der Gelder, die nicht von der öffentlichen Hand kommen, von Privatpersonen. Und nicht von den Unternehmen.

Vor allem kleinere Kunst- und Kultureinrichtungen vernachlässigen diese Tatsache oftmals sträflich und suchen mehr oder weniger verzweifelt nach dem einen Unternehmen, mit dem sie ins Geschäft kommen können und das ihnen die finanziellen Sorgen nimmt.

Das Problem: es ist gar nicht so einfach, die entsprechenden Gegenleistungen zu entwickeln, die so attraktiv sein müssen, damit ein oder gar mehrere Unternehmen anbeißen.

Denken Sie doch mal darüber nach, ob nicht die Gründung eines Fördervereins oder -kreises eine interessante Alternative für Sie sein könnte? Der Vorteil: Förderer unterstützen Sie aus ganz anderen Gründen als ein Unternehmen. Ihnen geht es nicht so sehr um einen Nutzen in Sachen Werbung, Image, etc., sondern diese Menschen finden Ihre künstlerische Arbeit toll und sind bereit, Sie darin zu unterstützen.

Maurice Lausberg hat in seinem Beitrag „Möglichkeiten des Fördervereins und der Alternativen“ (B 6.1-1) für das Handbuch „Erfolgreich Kultur finanzieren“ (leider nicht mehr erhältlich) geschrieben:

„Gerade kleineren Kultureinrichtungen fällt es leichter, viele private Geldgeber mit geringeren Beiträgen zu gewinnen, als Konzerne für Sponsoringpartnerschaften zu bgeistern (…)“

Es gehe daher, so Lausberg, nicht darum, den einen Konzern zu finden, der die Finanzierung des Vorhabens ermöglicht, sondern darum, möglichst viele Förderer zu gewinnen, die das Projekt oder die Kultureinrichtung mit häufig geringen Beträgen unterstützen und dafür auch nur geringe Gegenleistungen erhalten.

Lausberg stellt in seinem Beitrag fest, dass es neben dem Interesse am künstlerischen Produkt hauptsächlich emotionale und soziale Beweggründe seien, die jemanden zum Förderer werden lassen, während Unternehmen vor allem aus ökonomischen Gründen Sponsoring betreiben.

Denken Sie doch mal darüber nach, welche emotionalen und sozialen Beweggründe es gibt, um Ihre Kultureinrichtung zu unterstützen?


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Kommentare

11 Antworten zu „Wenn den Sponsoren das Geld ausgeht“

  1. Möglicherweise werden in naher Zukunft noch einige KulturmanagerInnen verwundert die Augen reiben und sich fragen, weshalb sie nicht früher einen Förderverein gegründet haben. Doch solches ist halt mit viel Arbeit und v.a. Einfühlungsvermögen in die Erlebenswelt der BesucherInnen verbunden. Übrigens habe auch ich schon dieses Modell in meinem Bog propagiert:

    http://volkskultur.blogspot.com/2007/11/die-kulturbrokratie-ist-kein.html

  2. Danke für den Hinweis auf Deinen Beitrag, Hanspeter. Ich verstehe auch nicht, warum sich die Idee des Fördervereins bei kleineren Kultureinrichtungen noch nicht durchgesetzt hat. Dabei lässt sich das Risiko auf diese Weise wunderbar minimieren.

    Eine Frage an Dich: empfiehlst Du eher einen Förderverein (eigener Verein) oder einen Förderkreis (in die Kultureinrichtung integriert)?

  3. Da tendiere ich klar zum Förderkreis, weil damit eher garantiert ist, dass die Gelder vollumfänglich der Institution zukommen. Bei einem Förderverein besteht nämlich die Gefahr eines „zweiten Königreiches“, welches sich u.U. zieren kann, die Gelder vollumfänglich abzuliefern.

    Übrigens: Auf welcher rechtlichen Grundlage steht denn ein Förderkreis? In der Schweiz kennen wir einen solchen nämlich nicht.

  4. Der Förderkreis ist in die Kultureinrichtung integriert, d.h. er verfügt nicht wie der Förderverein über eine eigene rechtliche Struktur. Die Aktivitäten des Förderkreises müssen, so es sich bei der Kultureinrichtung um einen Verein handelt, auf den Statuten aufbauen. Notfalls müssen diese entsprechend adaptiert werden.

    Den Vorteil des Förderkreises hast Du bereits angesprochen, der Nachteil kann die fehlende Transparenz sein.

  5. Noch eine Frage, Hanspeter: Förderkreise sind aber bei Euch auch möglich, oder?

  6. Da bin ich jetzt – ehrlich gesagt – überfragt. Ich tendiere jetzt einmal vorsichtig auf: Nein; werde mich jedoch noch schlau machen.

  7. Die freien Radios in Österreich praktizieren dieses Modell des Förderkreises durchaus erfolgreich. Ich kenne jetzt v.a. Radio FRO in Linz – da nennt sich das ABO – http://www.fro.at/index.php?ordner_id=14. Es gibt da auch Benefits für AbonnentInnen.
    Aber mit 300 – 500 ProgrammmacherInnen ist Radio FRO aber auch keine wirklich kleine Kultureinrichtung mehr, sondern jedenfalls schon die „Mittel-Liga“. Bei den ganz kleinen bezweifle ich, ob da Aufwand und Nutzen in einem adäquaten Verhältnis stehen – was auch beim Thema Sponsoring oftmals der Fall ist.

  8. Ein schönes Beispiel, danke! Für mich stellt sich jetzt die Frage, wie es auch die Kleinen schaffen können, Förderer zu gewinnen? Meinst Du, dass Kooperationen eine Möglichkeit wären, Andrea?

  9. Mein Eindruck ist, dass gerade die kleinen Kulturinitiativen sehr stark auf Kooperation setzen. Dabei geht es meistens weniger um monetären Austausch, sondern um die Nutzung von Ressourcen von Räumen, über die Tonanlage bis zu Zugang zu Öffentlichkeiten. Klar ist das wichtig. Mir fällt auch auf, dass oftmals auch recht kleine Vereine, die vielleicht 10 oder 15 Veranstatlungen im Jahr machen oftmals eine ganz betrachtliche Anzahl an Mitgliedern haben – was ja auch so etwas wie ein Förderkreis ist, weil da viel dann ja nicht unmittelbar in den AktivistInnenkreis involviert sind. Darauf zu setzen ist sicherlich zukunftsweisend – allerdings sollte man/frau dabei nicht übersehen, dass es trotzdem auch Geld braucht, dass bei nicht-kommerziell ausgerichteten Programm nur bedingt über Eintritte etc. reinkommt. Und genau da müsste die Öffentiche Hand stärker aktiv fördern und unterstützen. So eingesetzes Geld multipliziert sich vielfach – weil durch die Aktivitäten gerade der ganz kleinen Vereine oftmals eklatante Lücken geschlossen werden.

  10. Ich denke, es hängt auch davon ab, wer die Initiierung eines Freundeskreises in die Hand nimmt und inwieweit generell kulturelle Aktivitäten in einer Stadt angenommen werden und von den politisch Verantwortlichen gefördert werden. Ein Beispiel: In der Kleinstadt Mindelheim/Allgäu (zirka 15.000 Einwohner) gibt es einen Förderkreis mit zirka 400 Mitgliedern für die fünf Museen der Stadt, was ich schon beachtlich finde. Der Initiator wurde und wird nicht müde für den Förderkreis zu werben und war früher auch in einer leitenden Position tätig. Ist in gewisser Weise also eine „öffentliche Person“. Das finde ich ganz wichtig, damit ein Freundes- oder Förderkreis gut funktionieren kann.

  11. Ich glaube, das ist der entscheidende Erfolgsfaktor, wenn es darum geht, einen Förderkreis aufzubauen. Danke für diesen Kommentar und das Beispiel!

    Man braucht eine bekannte Persönlichkeit, die bereit ist, sich zu engagieren. Engagieren heißt, als Türöffner zu fungieren und aus seinem Netzwerk heraus neue Förderer zu gewinnen.

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