Die Idee von aws und departure, die auf Bundes- bzw. Wiener Landesebene für die Förderung der Kreativwirtschaft zuständig sind, ein gemeinsames Ausbildungsprogramm für Gründer und Jungunternehmer anzubieten, ist gut. Das Programmangebot, das man auf der dazugehörigen Website findet, ist auch gut. An den Vortragenden ist auch nichts auszusetzen und selbst die Kosten sind so angesetzt, dass sich niemand beschweren kann.
Wenn ich mir allerdings anschaue, an wen sich diese Workshops richten bzw. nicht richten, dann stehen mir die Haare zu Berge. Nicht gedacht sind sie für Personen, die
- “Künstler sind und bleiben wollen,
- Unternehmertum als Zwang empfinden,
- die keine unternehmerischen Wachstumsambitionen haben, oder
- die nicht unbedingt unternehmerische Selbstständigkeit anstreben.”
Das heißt also, ich kann entweder KünstlerIn oder UnternehmerIn sein, beides wird hier per se ausgeschlossen. Ich erspare mir jetzt eine Aufzählung von KünstlerInnen, die eine Vielzahl von Unternehmen diesbezüglich in den Schatten stellen.
Diese Trennung weist auf ein Künstlerbild hin, das irgendwo im 18. oder 19. Jahrhundert angesiedelt ist und mit den Attributen arm und genial verbunden ist. Vielleicht sollten die zuständigen Damen und Herren mal einen Blick nach Deutschland werfen. Dort sieht man das ein klein wenig anders und schreibt in einer aktuellen Studie (siehe dazu meinen Beitrag “Studie: Kultur- und Kreativwirtschaft in Deutschland“):
““Der wirtschaftlich verbindende Kern jeder kultur- und kreativwirtschaftlichen Aktivität ist der sogenannte schöpferische Akt. Damit sind alle künstlerischen, literarischen, kulturellen, musischen, architektonischen oder kreativen Inhalte, Werke, Produkte, Produktionen oder Dienstleistungen gemeint, die als wirtschaftlich relevanter Ausgangskern den elf Teilmärkten zugrunde liegen.”
Und so wie das gesamte Umfeld benötigen natürlich auch die KünstlerInnen sowohl ein professionelles Umfeld als auch Kenntnisse, die in den oben genannten Workshops angeboten werden. In einer Zeit, in der uns tagtäglich eingeredet wird, dass man in jedem Job unternehmerisch agieren müsse (so falsch ist das auch nicht), ist eine solche Formulierung, die zwischen KünstlerInnen und UnternehmerInnen trennt, ein klein wenig peinlich, um es mal nett auszudrücken.
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