Schauen Sie sich mal dieses Diagramm an, das ich via Stephan List bei Bud Caddell gefunden habe. Eigentlich dreht es sich ganz allgemein um Glück und Zufriedenheit im Beruf. Mich interessiert aber, wo Sie in diesem Diagramm den Kunst- und Kulturbereich ansiedeln würden? Die KünstlerInnen, die KulturmanagerInnen, etc.. Kann es sein, dass es vor allem die Schnittmenge von “What we do well” und “What we want to do”? ist, in der sich die meisten wiederfinden? Oder lässt sich dieses Diagramm gar nicht auf den Kunst- und Kulturbereich übertragen? Was meinen Sie?
Arbeiten in Kunst und Kultur: (k)eine Anleitung zum Glücklich sein?
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10 Antworten zu „Arbeiten in Kunst und Kultur: (k)eine Anleitung zum Glücklich sein?“
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Wow, das ist wirklich eine gute Frage. Da bin ich mal auf das Ergebnis gespannt. LG Stephan
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Vorschlag für die Kunst: Noch ein Bollen “what we live” – oder wie ich immer formuliere: die einen atmen, die anderen müssen Kunst machen. Profan: Berufung.
Mit den Überschneidungen wird’s schwierig… -
@Petra van Cronenburg: Berufung, gibt es die nur in Kunst und Kultur? Auch Lehrer sollten “berufen” sein und ihre Arbeit nicht nur als Brotjob ansehen.
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Gilt für eine Menge anderer Berufe! Spannnd wird’s bei “monetize” Berufung…
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“Beruf” kommt ja schon vom Wort her von “Berufung” bzw. “Calling” – wie schon Max Weber gezeigt hat gibt es die Berufung neben den kulturwissenschaftlichen Berufen auch in der Wissenschaft, in der Politik; daneben ja auch bei den Unternehmern und bei vielen anderen Berufsfeldern, bei den Lehrenden selbstverständlich auch. Wenn man seinem Beruf erfolgreich nachgehen will, muss man ‘berufen’ bzw. ‘leidenschaftlich’ /’getrieben’ sein. Interessant an der Grafik ist, dass damit eine Tätigkeit, die zuvor nicht eindeutig eine berufliche Tätigkeit war, eine berufliche Tätigkeit werden kann (Frage ist nur: wodurch? z.B. Professionalierung, Monetarisierung). Aber ein wichtiges Problem wird in der Grafik überhaupt nicht angesprochen: ‘Anerkennung’ im Verhältnis zu Geld/Monetarisierung. Wenn Anerkennung nur noch unter der Bedingungung gegeben ist, dass der Berufstätige seinen Lebensunterhalt aus eben dieser Berufstätigkeit bestreiten kann und die Anerkennung ausbleibt, wenn die berufliche Tätigkeit dies nicht zulässt (oder die Tätigkeit aus anderen Quellen finanziert ist), dann muss ja Geld fließen, damit eine Tätigkeit – und wenn sie noch so professionell ausgeführt ist – als Berufstätigkeit gilt, und das wirft viele Folgefragen auf bis hin zur Möglichkeiten bzw. Einschränkungen des Grundrechts, seinen Beruf frei zu wählen und auszuüben.
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@Tina: ja stimmt, die Anerkennung kommt in dieser Grafik nicht vor. Aber ist das nicht das Grundproblem, vor dem wir heute stehen? Anerkennung für das, was wir tun, erfahren wir meist nur dann, wenn es um eine Tätigkeit geht, die uns “ernährt”. Im Endeffekt ist dies das Dilemma, in dem sich der Kunst- und Kulturbereich (neben anderen Bereichen) befindet.
Geschätzt wird nur, wer erfolgreich ist. Und erfolgreich ist nur, wer davon leben kann. Der Künstler, der sich mit Taxifahren seinen Lebensunterhalt verdient, mag zwar ein guter Künstler sein, aber erfolgreich ist er noch nicht und daraus resultierend bleibt ihm auch die Anerkenneung versagt.
Insofern drückt diese Grafik den aktuellen Status Quo aus. Anerkennung definieren wir im Hinblick auf die berufliche Tätigkeit über das Geld. Wie würde eine Welt aussehen, in der man das Word Geld durch Anerkennung ersetzt bzw. zwischen Geld und Anerkennung unterscheidet? Würde es Sinn machen, in dieser Grafik die Anerkennung als viertes Feld einzuführen?
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“Anerkennung für das, was wir tun, erfahren wir meist nur dann, wenn es um eine Tätigkeit geht, die uns “ernährt”.”
Dem möchte ich heftig widersprechen. Gerade in der Kunst definiert sich Anerkennung nicht nur über den Geldbeutel! (Und ab wann ernährt Kunst, wenn jeder einen anderen Lebensstandard wünscht?)
Meist hat diese Anerkennung mit dem Publikum zu tun, mit Feedback, d.h., ich muss sie natürlich auch aktiv suchen.
Anerkennung kann z.B. auch über Preise und Auszeichnungen laufen, die nicht zwingend mit viel Geld verbunden sind. Schaut man die Lebensläufe der anerkanntesten Literaten und preisgekrönten Häupter an, fahren erstaunlich viele nebenbei Taxi, gehen putzen oder jobben sonstwie. Das adelt sogar eher, wenn man beides schafft.
Den Aspekt der Anerkennung finde ich sehr wichtig – weil man daraus jede Menge Motivation und Kraft für die Arbeit bezieht. Ich würde sie vom Geld unterscheiden (s. Berufung). Misst sich Anerkennung nicht auch nach ganz anderen Systemen? Woraus zieht ein Künstler die meiste Anerkennung: Von einem Menschen, der sagt, wie sehr ihn ein Kunstwerk verändert oder inspiriert hat – oder von 50 Leuten, die zu einem Kunstwerk klatschen, weil gerade alle klatschen?
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@Petra: die Anerkennung ist ein wichtiger Aspekt, aber sie funktioniert trotzdem, behaupte ich, über das Geld. Und Anerkennung ist nichts, was nur der Kunst- und Kulturbereich kennt. Also können wir grundsätzlich darüber diskutieren, ob die Anerkennung als zusätzliches Merkmal in dieser Grafik aufscheinen sollte. Dabei geht es aber um uns alle, nicht nur um den künstlerischen Bereich.
Nehmen wir doch als praktisches Beispiel Weblogs. Wir erfahren zwar Anerkennung, weil wir mehr oder weniger gute Beiträge schreiben. Aber Weblogs haben sich, so die generelle Meinung, im deutschsprachigen Raum noch nicht durchgesetzt, weil niemand davon leben kann.
Ich bekomme für dieses Blog hier jede Menge Anerkennung und ziehe daraus auch Kraft und Motivation. Aber direkt Geld verdienen lässt sich damit nicht. Insofern wird ein Blog zwar geschätzt, aber Ernst genommen wird es wohl erst, wenn ich sagen kann, dass ich damit jeden Monat 10.000 Euro verdienen kann.
Meine Frage wäre daher, ob das im Kunst- und Kulturbereich nicht ähnlich ist? Vielleicht sind Preise und Auszeichnungen ein erster Schritt hin zu einem Level, ab dem sich die Anerkennung dann monetarisieren lässt?
Und ob das Taxifahren KünstlerInnen wirklich adelt, da bin ich mir auch nicht so sicher. Für mich klingt das immer so etwas nach: toll, der kann sich ja seinen Lebensunterhalt selbst finanzieren. D.h. Ausgangspunkt ist die Meinung, als KünstlerIn sei man nicht lebensfähig, zumindest was das Finanzielle angeht.
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“D.h. Ausgangspunkt ist die Meinung, als KünstlerIn sei man nicht lebensfähig, zumindest was das Finanzielle angeht.”
Wie viele Künstler können denn tatsächlich nur von ihrer Kunst leben, falls sie nicht gerade angestellt sind?
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Laut einer vor kurzem hier in Österreich erstellten Studie können mehr als 90% aller KünstlerInnen von ihrer künstlerischen Arbeit nicht leben…
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