Die Tatsache, dass die Einkommensverhältnisse von KünstlerInnen meist wenig rosig aussehen, ist zwar schon länger bekannt (z.B. beschäftigt sich diese Studie mit der sozialen Lage der KünstlerInnen in Österreich), aber geändert hat sich daran bis heute recht wenig. Das gilt nicht nur für den deutschsprachigen Raum, auch in den USA garantiert das Künstlerdasein nicht das finanzielle Überleben.
Nachdem von öffentlicher Seite wenig Unterstützung zu erwarten ist, stellt sich die Frage, wie man dieser Herausforderung als KünstlerIn begegnen kann, was man konkret unternehmen kann, um mehr Lohn oder Honorar für seine künstlerische Arbeit zu erhalten? Ganz interessant in diesem Zusammenhang ist ein Blogpost von Adam Thurman. In seinem Beitrag “Leverage, Picking Yourself and The Art of Getting Paid” versucht er herauszuarbeiten, was KünstlerInnen tun sollten, um im Konkurrenzkampf mit anderen KünstlerInnen die besseren Karten zu haben.
Seine These lautet:
“An artist can create assets and leverage those assets to create a higher wage.”
Was er damit meint, veranschaulicht er am Beispiel zweier TheaterautorInnen, die beide über die gleichen Fähigkeiten verfügen. AutorIn A entscheidet sich für den traditionellen Weg, verschickt Ihre Manuskripte und baut sich im Laufe von drei Jahren ein Netzwerk auf.
AutorIn B wählt einen anderen Weg:
“Playwright B self produces. She works two jobs and uses the money from her second gig to put up her plays. She pays everyone involved what she can. Over the course of three years she puts up five of her plays. None of them are a huge success but she has gathered the names/emails/address of 1,500 audience members who have an interest in her work.”
Thurman nimmt nun an, dass beide nach diesen drei Jahren ein und dasselbe Stück schreiben, Wort für Wort und beide versuchen, es einem großen Theater anzubieten. Bei seiner ersten Frage, wer von den beiden den härteren Weg hinter sich hat, werden die meisten B nennen, schließlich ist es nicht so leicht, fünf Stücke zu schreiben und zu produzieren. Seine zweite Frage, für wen von den beiden sich das Theater entscheiden wird, ist nicht so ganz einfach zu beantworten, wie Thurman schreibt, schließlich hat AutorIn A drei Jahre in ihr Netzwerk investiert und wenn Kontakte zu diesem Haus bestehen, hat sie gute Karten, den Zuschlag zu erhalten.
Nun aber zur dritten und entscheidenden Frage:
“Which playwright is more likely to get paid more?”
Thurman sieht AutorIn B hier klar im Vorteil:
“This is where all the efforts from Playwright B pays off. When she sits down with that theatre she has an asset. No, not the play. Everybody’s got a play. She has the name of 1,500 people who respect her and want to see her work. Those names belong to her. She earned them. She earned the right to talk to them.”
Warum sollte sie für diese Adressliste nicht 1.000 USD mehr verlangen als AutorIn A, fragt sich Thurman, schließlich habe so eine Liste ja einen Wert? Und wenn das Theater nicht bereit sei, dafür zu zahlen, dann könne sie, so Thurman, ihren Weg weiter verfolgen, bis sie den passenden (Theater)-Partner finde.
Was ist nun der Unterschied zwischen AutorIn A und B? Während AutorIn A darauf wartet, von einem “Gatekeeper”, wie Thurman schreibt, auserwählt oder entdeckt zu werden, entdeckt AutorIn B sich selbst, sie nimmt die Sache selbst in Hand.
“It’s a cultural instinct to wait to get picked”,
schreibt Seth Godin in seinem Blogpost Reject the tyranny of being picked: pick yourself, das Thurman vermutlich zu seinem Blogpost inspiriert hat. Ihrer beider Botschaft lautet: “Pick yourself”.
Die Dinge selbst in die Hand nehmen und sich nicht in die Abhängigkeit der Gatekeeper zu begeben, das ist Thurmans Empfehlung , denn
“when you spend your time waiting to be picked . . . . if you ever do get picked . . . it will be on the gatekeepers terms.”
Angesichts der Entwicklungen, wie sie aus diesem Konferenzbericht herauszulesen sind, scheint mir Thumans Ansatz bedenkenswert zu sein. Es müssen ja nicht immer Adresslisten sein.
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