Projektmanagement: nicht nur das Handwerkzeug ist wichtig


© Rainer Sturm ; Pixelio

Projektmanagement ist in den meisten Branchen nicht mehr wegzudenken. Einerseits sehen wir darin häufig eine Möglichkeit, starre Strukuren zu überwinden. Andererseits ist es eine Arbeitsform, die uns von außen quasi vorgegeben wird. Zum Beispiel im klassischen Kunst- und Kulturbereich, wo ein Großteil der Fördergelder auf Projektbasis vergeben wird.

Wer sich mit dem Thema Projektmanagement beschäftigen möchte, kann sich das notwendige Know-how auf ganz unterschiedliche Art und Weise aneignen. Ob Studium, Weiterbildung oder Buch, die Grundprinzipien, wie man an ein Projekt herangeht sind schnell verstanden. Und trotzdem funktioniert es dann in der Praxis oftmals nicht. Warum?

Vermutlich gibt es eine Vielzahl von Gründen. Es ist zum Beispiel gar nicht so einfach, andere davon zu überzeugen, ein Projekt möglichst detailliert zu planen, wenn man es bis jetzt immer ohne solche Pläne geschafft hat. Von heute auf morgen das ganze Prozedere umzustellen ist eine ziemliche Herausforderung, einerseits in der Vermittlung, andererseits in der Umsetzung. Vielleicht gehen wir das “Problem” aber auch einfach nur falsch an?

In ihrem Artikel “Building A ‘Transformational’ Project Management Office” weist Autorin Meridith Levinson darauf hin, dass Projektmanagement für Unternehmen immer wichtiger werde. Statt aber neue Prozesse einzuführen und das Berichtswesen auszuweiten, ist es ihrer Meinung nach sinnvoller, bestehende Schwierigkeiten zu lösen und Best Practice-Lösungen zur Verfügung zu stellen, damit alle davon lernen können. “Build communities of practice“, lautet einer ihrer Handlungsempfehlungrn.

Mir gefällt diese Idee und ich würde sie gerne vor allem für den Kunst- und Kulturbereich umsetzen. Bei meinem Projektmanagement-Seminar am Wochenende haben wir zwar viel darüber gesprochen, mit welchen Tools sich ein Projekt planen lässt. Aber um dann die Probleme zu besprechen, die in der Praxis auftauchen, fehlt die Zeit. Wo aber bespricht man diese “alltäglichen” Probleme?

Der Bedarf, sich auszutauschen, ist da, ich erinnere mich an das Format des “projektnetworking-Frühstücks”, das ich vor einigen Jahren zusammen mit Ursula Seethaler, Andrea Sanz und Max Harnoncourt ins Leben gerufen habe. Die Bereitschaft, sich auf neue Themen einzulassen und der gegenseitige Austausch standen damals im Vordergrund. Warum so etwas nicht wieder beginnen, allerdings online, so meine gestrige Idee. Ich habe mittlerweile diverse Gruppen auf Facebook kennen und schätzen gelernt und möchte sie nicht missen. Bei der Suche nach einer Gruppe zum Thema Projektmanagement wurde ich selbst nicht fündig, aber wozu ist man vernetzt? ;-) Auf diese Weise bin ich auf Peter Webhofer gestoßen, der schon vor einiger Zeit auf Facebook die Gruppe “Projektmanagement 2.0” gegründet hat. Genau der richtige Rahmen, um sich über das Thema Projektmanagement auszutauschen und voneinander zu lernen, danke an Peter Webhofer, der seine Gruppe für alle geöffnet hat. Ich bin gespannt, ob daraus eine Community of Practice wird, in der alle voneinander profitieren können. Die von Meridith Levinson vorgeschlagenen Empfehlungen können dabei eine wichtige Rolle spielen, ich freu mich darauf.


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6 Antworten zu „Projektmanagement: nicht nur das Handwerkzeug ist wichtig“

  1. Setzen sie sich in ein Taxi, um die Augen zu schliessen und zu warten wo sie ankommen und was der Zähler zeigt?
    Am Wochenende haben wir im Seminar die Problematik schlechte bzw. ungewollte Zieldefinition besprochen. So ähnlich wie die Frage: “Braucht man eine Planung?” Solche Probleme werden in keinem Fachbuch besprochen und deshalb halte ich die Möglichkeit sich darüber auszutauschen als sehr wichtig.
    Im Rahmen der Ausbildung von Projektleitern benutzte ich die Plattform http://www.projektcommunity.de. Sie bietet sich für den Austausch an. Werkzeuge sind alle da.

  2. @Rene Winter: in Ihrem Fall sehe ich jetzt nicht das Problem einer fehlenden Zieldefinition, sondern würde sagen, wir haben es hier mit dem typischen Fall einer “hidden agenda” zu tun. D.h. jemand beteiligt sich an einem Projekt und sagt nicht, welche persönlichen Ziele er damit verfolgt. So ist das jetzt auch bei Ihnen, wenn Sie hier im Kommentar schreiben, dass Sie im Rahmen der Ausbildung von Projektleitern die Plattform xy benutzen und dann völlig überraschend im Impressum dieser Plattform auftauchen.

    Wenn Sie das offen kommuniziert hätten, wäre ich auf die Seite gegangen und hätte sie mir genauer angesehen. Und wenn sie gut gewesen wäre, hätte ich sie vielleicht sogar in einem Blogpost beschrieben oder darauf hingewiesen. So finde ich diesen Versuch, die Plattform zu bewerben, etwas albern und ziehe die Facebookgruppe vor.

  3. @Christian Henner-Fehr
    Dann haben wir uns, glaube ich, etwas missverstanden. Ich bin genau ihrer Meinung, was die Problematik (eigentl. Inhalt Ihres Post) betrifft.
    Es ist richtig, dass ich die Plattform erstellt habe und sie betreibe. Mein Anliegen war es sie “für die Diskussion der tägl. Probleme” zur Verfügung zustellen. Mehr nicht. Nehmen Sie doch bitte die letzten 2 Sätze raus. Dann sehen Sie das eigentliche Anliegen, die Zustimmung zu Ihrem Artikel.
    R. Winter

  4. @Rene Winter: ist schon okay… #uwg

  5. Ernst Karosser

    Hallo Christian, ich mal wieder ;-) mit einer Zustimmung zu deinen Ausführungen und einigen kleinen Anmerkungen bzw. zusätzlichen Überlegungen zu diesem Post. Wie du ja auch aus deiner Erfahrung berichtest, ist es meiner Ansicht nach wichtig, bevor man irgendwelche Tools, Plattformen oder sonstige Internetzwerkzeuge einsetzt, sich über das eigene Arbeitsverhalten und auch das Projektteamarbeitsverhalten klar zu werden bzw. dies aufzuzeigen. Gibst mit sicherlich Recht, wenn ich mal so behaupte – alles schriftlich – festhaltend, denn geredet ist schnell und viel, aber auch wieder schnell vergessen oder verdrängt. Meine jeweiligen Studentengruppen schauen anfangs immer etwas weltfremd, wenn ich ihnen mit den Grundlagen des Selbstmanagements im Projektmanagement komme, das meiner Ansicht nach das A vor dem O im Projektmanagement ist. In Arbeitssituationen, sehr häufig in der Kulturarbeit anzutreffen und ist oftmals bei diesem Themensegment mit einem fast „massiven” Ablehnungsverhalten zu rechnen. ;-) In durchgeführten Projektaufträgen mit einer klaren Zeitnahme vor Projektstart für die Eigen-/Selbststrukturierung konnte immer ein zielorientiertes und erfolgsgewährleistendes Ergebnis eingefahren werden. Ich habe den o.g. Artikel von Levinson nicht nachgelesen, aber so vermeintliche Kleinigkeiten, die den Arbeitsalltag (unbewußt) negativ beeinflussen wie: eine fehlende Zuweisung was stört, was regt auf, was braucht unnütz Zeit (Zeitfresser!;-) u.v.m. ) und mögliche Behebungen dazu, sollten im Arbeitsalltag/Projektmanagement eigentlich mittlerweile Standard sein oder auch beschrieben sein. Sind es aber nicht. Der These, sich auszutauschen stimme ich so zu, aber nur bis zu dem Punkt des Austausches, wie man was angegangen ist. Die Lösung für den eigenen Betrieb/ die eigene Handhabung gibt es einfach durch selber TUN und man muss sich halt dafür eben die Zeit nehmen. Viele sind ja mittlerweile der Meinung, wenn man was internetzmäßiges nutzt, sind all die Projektprobleme gelöst – im Gegenteil – da wird es dann erstmal noch komplizierter.
    Kleine Randnotiz zum ersten Kommentar: eine Plattform ist eine Plattform ist eine platteForm.

  6. @Ernst: Eigentlich ist es ja wie bei Social Media. Erst ganz am Ende geht es um die Frage, welches Tool das richtige ist. Davor sollten Ziele, Strategien und Prozesse im Vordergrund stehen. Im PM ist das nicht anders und wenn Du von Selbstmanagement sprichst, geht es ja genau um diese Prozesse, in denen mich dann Tools, etc. unterstützen sollen. Sonst sind sie reiner Selbstzweck.

    Das Reporting ist enorm wichtig, das sehe ich so wie Du, meist wird aber darauf verzichtet, d.h. am Ende gibt es dann keinerlei Dokumentation des Projektes. Damit geht der Lerneffekt verloren, beim nächsten Projekt beginnen alle wieder bei Null. Was für eine Ressourcenverschwendung und welch groteske Situation, wo doch alle immer über fehlende Zeit klagen.

    Ich habe mich schon oft gefragt, wie sich hier was verändern lässt? Mir ist schon klar, dass es im Moment angenehmer ist, wenn man im freien Workflow vor sich hin werkelt, ich will mich da nicht ausnehmen. Eigentlich wissen wir das ja auch alles. Und trotzdem funktioniert es nicht. Welche List ist notwendig, um solche Fallen zu vermeiden? Welche “Tricks” sind notwendig, um da nicht hinein zu tappen? Vermutlich stehen die Tools zu sehr im Vordergrund, wie ja auch Meridith Levinson schreibt. Wahrscheinlich sollte die Kommunikation mehr Raum einnehmen, deshalb auch die Idee einer FB-Gruppe, in der es, da hast Du schon recht, nicht um Anleitungen geht, sondern um Austausch von Erfahrungen. Die habe ich aber nur, wenn ich schon in die Gänge gekommen bin und vor der Herausforderung stehe, das Rad am Laufen zu halten.

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