Das Deutsche Historische Museum in Berlin hat eine höchst zweifelhafte Auszeichnung erhalten, den “Raffzahn 2007”. Der Praktikantenschutzverein Fairwork vergibt ihn jedes Jahr für das unfairste Praktikum des vergangenen Jahres. Traurig, dass da eine Kultureinrichtung das Rennen machen muss, die sich natürlich auch über öffentliche Gelder finanziert.
Was ist geschehen? In der Berliner Morgenpost schreibt Sonja Vukovic:
“Eine junge Frau mit abgeschlossenem Geschichtsstudium sollte sechs Monate lang 39 Stunden wöchentlich unentgeltlich in dem Berliner Museum beschäftigt werden. Laut Vereinbarung sollte sie auf Urlaubstage, Krankengeld und Unfallfürsorge verzichten und unterschreiben, dass die Urheberrechte auf alle während ihres Praktikums erbrachten Leistungen trotz ausbleibender Entlohnung in das “ausschließliche Nutzungsrecht” des Museums übergehen.”
Dabei scheint das kein Einzelfall gewesen zu sein, heißt es in dem Artikel weiter. Ich will mich jetzt gar nicht darüber ereifern, wie unverschämt das alles ist und ob es wirklich im Sinne des Erfinders ist, dass öffentliche Fördergelder in Häuser fließen müssen, die den ethischen Mindeststandards nicht entsprechen. Nein, ich vertraue einfach darauf, dass es Blogbeiträge in den Rankings der Suchmaschinen in der Regel sehr weit nach oben schaffen. Wenn man dann dort nach dem Historischen Museum in Berlin sucht und unter den ersten zehn Einträgen acht auf den “Raffzahn 2007” verweisen, dann haben wir ein schönes Beispiel dafür, wie Online-Reputation funktioniert. In dem Fall ist es halt ein negatives Beispiel. Mein Mitleid hält sich allerdings in Grenzen.
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