Quelle: Linda Dahrmann; Pixelio
In den Kommentaren zu meinem Blogpost “Wie viel sollen wir verdienen?” habe ich mit Frau Zappadong, die übrigens auch ein eigenes Blog betreibt, eine ganz interessante Diskussion begonnen. Eine der Grundaussagen: ein Großteil der KünstlerInnen kann vom Einkommen aus der künstlerischen Arbeit nicht leben. Vor allem NeueinsteigerInnen tun sich schwer, weil anfangs die Fördergelder eher spärlich fließen.
Wie lässt sich dieses Problem lösen? Scott Walters hat auf seinem Blog Theatre Ideas einen ganz interessanten Vorschlag gemacht. Von seinem Schwiegervater hat er sich erklären lassen, wie (in den USA) Kirchengemeinden entstehen.
Taucht irgendwo der Wunsch auf, eine eigene Kirchengemeinde zu gründen, dann wird dieser bei den übergeordneten Instanzen deponiert und geprüft. Fällt das Ergebnis positiv aus, ist es in der Regel so, dass die “Anschubfinanzierung” (in dieser Phase geht es hauptsächlich um die Entlohnung des Pfarrers) gedrittelt wird. Ein Drittel übernimmt die nationale Instanz der jeweiligen Kirche, ein Drrittel die regionale und ein Drittel muss die Gemeinde selbst finanzieren. Nach und nach erhöht sich dieser Anteil für die Gemeinde, bis die in der Lage ist, sich selbst zu finanzieren. Damit nicht genug: die Gemeinde trägt sich zukünftig nicht nur selbst, sondern leistet darüber hinaus Beitragszahlungen an die beiden übergeordneten Instanzen.
Walters stellt in seinem Beitrag fest, dass der Theaterbereich nicht so funktioniert. Hier fließen die Förderungen erst nach einer gewissen Zeit, wenn das Theater die Startphase erfolgreich hinter sich gebracht hat. Das heißt: während bei der Gründung einer Kirchengemeinde die Unterstützungszahlungen zu Beginn hoch ausfallen und im Laufe der Zeit sinken, ist es im Theaterbereich, so Walters, genau umgekehrt. Am Anfang gibt es nichts oder nur wenig und erst im Laufe der Zeit steigen die Förderbeträge dann an.
Daher stellt er sich die Frage, ob es nicht Sinn machen würde, das “Kirchen-Modell” auf den Theaterbereich zu übertragen, denn
“It is during the first years that a theatre would benefit most from its founders being able to focus their attention on developing programming and building its relationship with the community.”
Walters schlägt vor, den Theatern in ihrer Startphase die entsprechenden finanziellen Mittel zur Verfügung zu stellen und diese dann im Laufe der Zeit, wenn die Theater erfolgreich sind, zu reduzieren. Nach einer gewissen Zeit zahlen die Häuser in einen Fonds ein, aus dem dann wieder Geld an neu gegründete Theater ausgeschüttet wird.
Gut, ich kann mir nicht vorstellen, dass es gelingt, Theater bei uns so zu führen, dass sie nicht nur kostendeckend arbeiten, sondern auch noch Geld in einen Fonds abführen. Aber wäre es nicht sinnvoll, Theater bzw. Kunst- und Kultureinrichtungen gerade in der Startphase zu unterstützen?
Klar, das hat auch viel mit Vertrauen zu tun, denn niemand weiß, ob das geplante Vorhaben letzten Endes Erfolg haben wird. Aber es ließen sich sicher Kriterien finden, um die Rahmenbedingungen für eine Förderung festzulegen. Wichtig wäre dabei aber, denke ich, dass dieses Geld nicht sofort oder ausschließlich in die künstlerische Produktion fließt, sondern in den Aufbau der Infrastruktur.
Das wäre dann schon fast so etwas wie Venture Capital für den Kunst- und Kulturbereich. Aber wie könnte so ein Modell konkret aussehen? Und glauben Sie, dass so ein Ansatz überhaupt realistisch ist?
Lesetipp: auch auf “Butts In The Seats” ist ein Beitrag dazu erschienen.
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