Als vor ein paar Tagen die Studie zur sozialen Lage der KünstlerInnen in Österreich veröffentlicht wurde, hat mir eigentlich eines gefehlt: die entsprechende Berichterstattung. Klar wurde die Studie in den Medien erwähnt, aber außer ein paar Zeilen war da nichts. Wäre das nicht ein Thema, das es verdient hätte, etwas ausführlicher dargestellt zu werden? An dem man verschiedenen Fragen aufhängt, die nicht nur die KünstlerInnen selbst, sondern auch die Politik oder gar uns selbst als Teil dieser Gesellschaft angehen?
Sollten wir nicht ein System überdenken, in dem eine Schauspielerin innerhalb eines Jahres auf 60 Ein-Tages-Anstellungen kommt? Schön, dass jemand so viele Engagements erhält, aber versicherungstechnisch sieht die Sache etwas anders aus. Auf diesen Aspekt bin ich in einem Artikel gestoßen, den Daniela Koweindl, die kulturpolitische Sprecherin der IG Bildende Kunst geschrieben hat. Nur leider ist er nicht in irgendeiner Zeitung erschienen, sondern “nur” auf den Seiten der IG Kultur beziehungsweise in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Kulturrisse.
Wichtig wäre es doch aber, dass dieses und viele andere Themen sehr viel ausführlicher behandelt werden. Und vor allem in einer größeren Öffentlichkeit, einer Tageszeitung zum Beispiel. Ein Problem dabei: JournalistInnen haben gar nicht mehr die Möglichkeit, sich intensiv mit so einem Thema zu beschäftigen und dann einen entsprechend fundierten Artikel darüber zu schreiben. Das Zeilenhonorar ist viel zu gering und daher bleibt es dann beim kurzen Hinweis auf das Erscheinen der Studie inklusive ein paar mehr oder weniger aussagekräftiger Zahlen.
Einen interessanten Versuch, diesem Dilemma zu entkommen, stellt spot.us dar, ein Projekt, auf das mich David Röthler aufmerksam gemacht hat. Das folgende (einminütige) Video erklärt, wie spot.us funktioniert:
Die Community kann Themenvorschläge machen, Journalistinnen greifen diese auf oder bringen eigene Ideen ein und machen ein konkretes Angebot, darüber einen Artikel zu schreiben. Dieses Angebot umfasst auch eine Honorarvorstellung. Finanziert wird dieses Honorar über Spenden aus der Community.
Möchte ich, dass die JournalistIn über dieses Thema recherchiert und schreibt, spende ich 25 Dollar. Wird die gewünschte Honorarvorstellung der JournalistIn erreicht, beginnt die mit dem Schreiben, ansonsten erhalten die SpenderInnen ihr Geld wieder zurück.
Da diese Artikel der Creative Commons Lizenz unterliegen, dürfen sie dann beliebig oft verwendet und veröffentlicht werden. Medienunternehmen, die einen solchen Artikel exklusiv veröffentlichen wollen, können sich dieses Recht erkaufen, die SpenderInnen erhalten dann ihr Geld zurück.
Mir gefällt dieser Ansatz, denn er würde es möglich machen, dass JournalistInnen sich wieder intensiv mit einem Thema beschäftigen und entsprechend hochwertige Artikel schreiben. Hinzu kommt die Möglichkeit, dass dieser Artikel dann nicht an einer Stelle exklusiv erscheint (es sei denn, jemand zahlt dafür), sondern weiterverbreitet werden darf.
Bei den Themen können sich die JournalistInnen, so sie das wollen, an den Vorschlägen aus der Community orientieren, das heißt, Angebot und Nachfrage hätten eine Möglichkeit zueinander zu finden.
Zwei Punkte stören mich an dem derzeitigen Modell von spot.us. Zum einen ist in meinen Augen die Summe von 25 Dollar zu hoch. Ich würde eher zu 10 Dollar bzw. Euro tendieren. Aber vielleicht täusche ich mich da auch. Ein zweites Problem taucht dann auf, wenn ein Artikel nicht zustande kommt, weil nicht genügend Spenden eingegangen sind. Das Prozedere, die einzelnen Beträge wieder zurückzuzahlen, scheint etwas mühsam zu sein. Die auf der Website von spot.us bereits formulierte Idee, die Spenden per Kreditkarte in Aissicht zu stellen und die Summe erst dann vom Spenderkonto abzubuchen, wenn genügend Zusagen eingelangt sind, ist sicher wesentlich benutzerfreundlich und erspart eine Vielzahl letzten Endes unnötiger Transaktionen.
Abgesehen von solchen Problemen sehe ich in diesem Projekt einen Versuch, Themen, denen nicht das Hauptaugenmerk gilt, so aufzubereiten, dass sie trotzdem die Chance haben, von einer breiten Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden. Ob das wohl auch bei uns funktionieren würde?
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