Wozu das “Web2.0-Gedöns”?

Autobahn
© savusavu; Pixelio

“was bringt das ganze ‘web 2.0 gedöns’ kleinen institutionen und einzelkämpfern im kulturbereich und was kann ich wie ab morgen konkret damit tun?”

Die Frage, die Christian Dingenotto da auf seinem Blog cultural-business aufwirft, scheint berechtigt und manche werden jetzt vielleicht mit dem Kopf nicken und sich denken: “recht hat er”. Und hat er Recht?

Heute morgen bei einer Veranstaltung von Knallgrau kristallisierte sich im Gespräch heraus, dass sich die großen Unternehmen mit all diesen Tools aus verschiedenen Gründen (Hierarchien, IT-Sicherheit, etc.) ziemlich schwer tun und Web2.0 eigentlich etwas sei, was den kleinen Unternehmen entgegenkomme. So ganz abwegig scheint es also nicht zu sein, wenn man vor allem die “Kleinen” damit in Verbindung bringt.

Ich würde die Frage, die Christian Dingenotto gestellt hat, ganz gerne umdrehen. Nicht “was bringt mir das Web2.0?”, sondern “was kann ich damit machen?” sollte die Frage lauten. Das ist ein in meinen Augen großer Unterschied, denn die erste Frage macht mich als – in meinem Fall – Einzelkämpfer zu einem (passiven) Objekt, während ich in der zweiten Frage den aktiven und damit bestimmenden Part übernehme.

Die Frage zu beantworten setzt voraus, dass ich weiß, welche Ziele ich verfolge und mir dann überlege, mit welchen Mitteln ich sie erreichen kann. Ob da nun Blogs, Feeds, etc. die richtigen Mittel sind, lässt sich pauschal nicht beantworten. Bei manchen sind sie es, bei anderen hingegen nicht.

Das liegt dann aber vielleicht gar nicht so sehr an den Tools, sondern an den Personen, die mit ihnen arbeiten. Das virtuelle Networken ist nicht jedermanns Sache. Sollte man jemanden nun dazu zwingen, ein Blog mit Inhalten zu füllen und sich in den Social Networks zu tummeln? Nein, nicht wirklich.

Wobei ich da eine Einschränkung machen möchte. Auch Social Bookmarking ist ein Teil des Web2.0 und es wird schwer, mich davon zu überzeugen, dass die vielen Augen, die ihre Suchergebnisse öffentlich zugänglich machen, nicht mehr sehen als die einzelne UserIn, die ihre Favoriten im Webbrowser abspeichert.

Wenn Christian Dingenotto die Frage stellt, ob die kleinen Kultureinrichtungen oder EinzelkämpferInnen den Diskussionen über das Thema Web2.0 überhaupt folgen können oder wollen, dann fallen mir dazu zwei Punkte ein:

  • die Zeit: Fakt ist, der Tag hat nur 24 Stunden. Wenn ich in meiner Arbeit effizienter werden möchte und damit die Möglichkeit erhalte, Zeit zu sparen, dann heißt das oft, dass ich erst einmal Zeit investieren muss. Mit der Hilfe von RSS-Feeds lassen sich aus unzähligen Websites relativ komfortabel die wichtigen Informationen abrufen. Dafür muss ich aber erst einmal wissen, was es mit RSS auf sich hat. Wenn ich schon so am Limit bin, dass die Zeit dafür nicht vorhanden ist, dann ist es wahrscheinlich nicht das Web2.0, das Probleme verursacht.
  • das fehlende Wissen: Christian DIngenotto hat die Wortwahl der letzten Blogparade bemängelt, die, wenn ich ihn richtig verstanden habe, zu abgehoben war. Ja stimmt, da fühle ich mich auch angesprochen. Am Wochenende beim Social Web-Seminar wurden Fragen immer wieder eingeleitet mit dem Satz, das mag jetzt eine blöde oder banale Frage sein, aber… Nein, die Aufgabe dieses Blogs und vieler anderer ist es, die LeserInnen dort abzuholen, wo sie stehen. Blöde Fragen gibt es da nicht.

Und was können Sie nun ab morgen konkret tun? Gegenfrage: was würden Sie denn ohne das Web2.0 tun? Wenn Sie das wissen, überlegen Sie mal, ob Sie Blogs & Co dabei nicht unterstützen können? Und wenn Sie nicht wissen, was es für Tools gibt und was sich dahinter verbirgt, dann lohnt sich vielleicht der Klick auf diesen Beitrag der NPO-Blogparade. ;-)


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32 Antworten zu „Wozu das “Web2.0-Gedöns”?“

  1. Wenn die Frage nach dem “Gedöns” auf diese Art kommt, dann würde ich sagen: Guten Willen musst du dem Web schon entgegenbringen, zumindest als Arbeitshypothese – sonst wird’s nix.

    Gerade im Web kann man ja Menschen sehr gut und billig folgen ;) – gegenüber den Künstlerinnen und Künstlern, die nur per Print zugänglich sind.

    Es ist ein wunderbarer Ort, um sich zu definieren im Kontext anderer. Damit kann man JETZT anfangen.

  2. Das ist alles richtig, aber was ist daran “2.0”? Blogs gibt es seit den 90ern, RSS gibt es seit den 90ern, die gesamte Technik des sogenannten “Web 2.0” ist nicht später als 1999 entstanden und wurden dann sukzessive in praktische Anwendungen überführt, zu Zeiten, als noch kein Mensch vom “Web 2.0” geredet hat. Ich halte mich da an Tim Berners-Lee, der gesagt hat “I think Web 2.0 is of course a piece of jargon, nobody even knows what it means”. Ziemlich erschöpfend sind die Kritikpunkte, die auf http://de.wikipedia.org/wiki/Web_2.0#Kritik zu finden sind. Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen.

    Fazit: Das Web ist hilfreich, ja. Aber es ist nicht “2.0”. Es war schon immer hilfreich, und es ist immer noch das gute alte WWW. Nicht mehr und nicht weniger.

  3. @Detlef: ja, deshalb ist es mir auch wichtig, dass es nicht darum geht, was das Web2.0 uns zu bieten hat, sondern was wir damit machen können. Es wird ja niemand gezwungen…
    @Alex: Ja klar ist es ein Marketingbegriff und schwammig ist er auch. Deshalb ist die Diskussion darüber auch völlig sinnlos. Es steht jedem frei, das Web so zu nenen, wie er es für richtig hält.

    Ich möchte aber auch gar nicht das Web definieren, sondern mir Gedanken darüber machen, wie wir die Online-Welt nutzen können. Das reicht mir schon… ;-)

  4. Ich habe die Vermutung, dass Web 2.0 in Zusammenhang mit Kybernetik 2. Ordnung steht.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Kybernetik_zweiter_Ordnung

  5. Erklär mal bitte, Michael…

  6. DEN Zusammenhang sehe ich auch nicht… also maximal wenn Blogs von Bloggern beobachtet werden oder bei Twitter über Twitter getwittert wird. Oder so.

    Ansonsten halte ich das Meiste für ziemlich triviale Beobachtungen erster Ordnung. Ich bin gespannt auf die Erklärung!

  7. Naja, kann ich die Reflexionsebene ganz “ausschalten”?

  8. Als Autopoiet möchte Sebastian (?) sicher nicht die ganze Selbstbezüglichkeit abschalten. Aber ich glaube auch, dass sie uns bei einer Definition des Web 2.0 nicht weiterbringt.

    Danke für den Wikipedia-Link, Alex, da ist eigentlich alles gesagt worden.

    Christians Frage verstehe ich so: Helfen die (in diesem Sinne) Web 2.0 Anwendungen Künstlerinnen und Künstlern beim Publizieren, beim Erreichen eines Publikums – und dabei, von ihrer Kunst leben zu können? Wenn ja: wie?

  9. Hallo.

    Detlef hat Recht, natürlich möchte (und kann!) ein Mindestmaß ans Selbstreferenz (Luhmann spricht von basaler Selbstreferenz) nicht ausgeschaltet werden. Das gilt beispielsweise für Kommunikationen: Ohne sie ist die autopoietische Reproduktion temporalisierter Systeme gar nicht möglich.

    Auch eine gesteigerte Form des Selbstbezüglichkeit, sogenannte Reflexivität oder prozessuale Selbstreferenz, kann einezelnen Web2.0-Ereignissen noch attestiert werden: Das bereits erwähnte Twittern über Twitter ist so ein Fall (ein schönes Beispiel für Unterscheidungen findet sich hier: http://www.twitkrit.de/2008/11/26/selbstreferentialitaet-update/). Aber das gilt ganz generell auch für das Kommunizieren über eine Kommunikation.

    Aus diesem Grund möchte ich Selbstreferenz im Web2.0 nicht bestreiten und Michael auch Recht geben: Natürlich besteht da ein Zusammenhang, aber ich halte ihn in keiner Weise für essentiell. Oder systemischer: Das ist nicht der Unterschied, der einen Unterschied macht.

    Ich hoffe, ihr versteht was ich sagen will. Es ist spät und heute war ein langer Tag…

    Ich finde das Thema allerdings *äusserst* spannend, bei den Sozialtheoristen wurde das auch schon einmal kurz andiskutiert:

    http://sozialtheoristen.de/2008/09/22/polyeventualitt-in-reinform/

  10. Hallo Christian,

    ja, ich glaube, das mit dem “Frage umdrehen” ist der springende Punkt.
    “Was kann ich als Einrichtung konkret damit machen”.

    Natürlich muss sich die Einrichtung mal ein bisschen schlau machen, was es überhaupt für Möglichkeiten gibt und wie man die nutzen könnte (z.B. am Beispiel anderer Einrichtungen).
    Und dann schauen, ob bloggen, podcasten usw. für die Einrichtung als Maßnahme taugt, ihren Zielen näher zu kommen.
    Das kommt natürlich auf die Ziele an und auf die Leute, die die Maßnahmen durchführen. Wenn in der Einrichtung keiner ist, der gerne (öffentlich) schreibt, netzwerkt, Kontakte knüpft usw. dann wird sie andere Mittel und Wege finden müssen, ihre Ziele zu erreichen… oder jemanden dafür aufnehmen ;-)

    Den Beitrag hier werde ich auch noch in die Auswertung der Blogparade einfließen lassen, darf ich?
    Damit bist Du Spitzenreiter mir 3 Beiträgen, aber noch ist sie nicht zu Ende, mich juckt`s auch in den Fingern, noch einen 2. Beitrag dazu zu schreiben…

  11. Ich hab gestern noch lange nach Worten gerungen für meine “Vermutung”.

    Was mich nun irritiert ist die Annahme hier, dass ich “nur” von Selbstreferenzialität spreche.

    Ich denke aber an Kybernetik 2. Ordnung. Da steckt doch mehr hinter als “nur” Selbstreferenzialität, oder?

    Was mir auffällt ist, bei allen 2.0 Unterscheidungen (Web 2.0, Führung 2.0, Enterprise 2.0 u.v.m.) kommt eine “neue” Systemkomponente, nämlich der Beobachter (Nutzer) ins Spiel, welcher Rekursiv das System “Maßgeblich” mit beeinflusst und ausmacht.

    Das Bedeutet zum Beispiel, dass man sich nicht IM Kontext anderer definiert, sondern DURCH den Kontext (Vernetzung) definierbar wird. Dies aber variabel, abhängig von einem Beobachter der eine Konstruktion vornimmt (Konstruktivismus) und darüber hinaus durch Reflexion wieder die Konstruktionsoptionen für andere Beobachter erweitert (Schleife).

    Und das wäre halt vielleicht auch der Punkt mit dem man als Kulturbetrieb oder Künstler arbeiten könnte:
    Ich mach nicht einfach was und hoff die Leute finden es toll, sondern ich binde die Beobachter (Nutzer) in den Prozess der Konstruktion mit ein.

    Einfaches Beispiel:
    Annette Schwindt hat ein zweiteiliges Bild gemalt, wo ist nun links und rechts?
    http://blog.nettesite.com/2008/10/03/newpainting1/

  12. Ich verstehe unter dem Begriff “Kybernetik 2. Ordnung” in Anlehung an HvF die Untersuchung von Systemen und(!) ihrer Beobachter. Es geht also vereinfacht gesagt um die Wechselwirkung von Systemen und ihren Beobachtern (im Gegensatz zur Kybernetik 1. Ordnung, die den Beobachter nicht in die Untersuchung einbezieht).

    Soweit nur erst einmal zu meinem Vokabular und Vorverständnis und um auszuschließen, dass wir völlig nebeneinander her schreiben.

    Von dort aus ist es ein kurzer Schritt zu Beobachtungen 2. Ordnung und der Beschreibung solcher Systeme als nicht-triviale Systeme: Der Beobachter kann seine Beobachtung verändern, es ist also keine klassische Kausalität wie bei Trivialmaschinen gegeben (“1 Euro in den Automaten => 1 Kaffee aus dem automaten. Wenn kein Kaffee => der Reperatueur muss gerufen werden, um die Maschine wieder zu trivialisieren”). Und nun winkt auch die Selbstreferenz: “Alles was gesagt wird, wird von einem Beobachter gesagt.” (Maturana & Varela)

    Daher der Fokus auf die Selbstreferenz, ich halte sie für das Konzept der 2nd order cybernetics zentral. Und das Prinzip gilt für alle Kommunikationen. Streng genommen für alle organischen, psychischen und sozialen Systeme, die ihre Wirklichkeit nur auf Basis eines Selbstkontakts beobachten können. Oder anders: Wenn wir etwas bezeichnen, dem wir selbst zugehören (die Operation des Beobachtens in das eingeschlossen wird, was bezeichnet wird) haben wir es mit Selbstreferenz zu tun. Kybernetik 2. Ordnung.

    Daher nach wie vor meine These: Gilt nicht priviligiert für’s Web2.0 – da muss noch etwas anderes sein…

  13. Bin durch einen sehr schönen Hinweis Michaels via Twitter auf einen Artikel zum Thema gestoßen. Ein kurzes Zitat:

    “[…] Wobei sie auf ihre sinnkonstituierenden Lego-Steinchen notwendigerweise deshalb zurückgreifen müssen, weil nur unaufhörliche Rekursivität – um hier mal den konkurrienden kybernetischen Ausdruck zu verwenden – ein System geschlossen und damit stabil erhält. Weshalb alle sozialen Systeme notwendigerweise immer selbstbezogen sind.”

    Genau darauf wollte ich auch hinaus. Weshalb auch alle sozialen (psychischen, organischen…) Systeme in einem Zusammenhang mit 2nd order cybernetics stehen. Sorry, dass ich so darauf ‘rumreite – aber genau das scheint mir der Punkt zu sein.

    Ich vermute, man muss sich dem Web2.0 mit dem Begriff des Mediums nähern, genauer gesagt mit der Differenz von Medium und Form.

  14. Achja, die Referenz!

    Der Artikel findet sich hier: http://medienlese.com/2008/01/28/selbstreferentialitaet-der-duemmste-vorwurf-im-web-20/

    Danke nochmal für den Hinweis!

  15. @Autopoiet
    Freut mich dass du den Anschluss verfolgt hast :-).

    @Christian
    Ich hoffe wir überstrapazieren deinen Artikel nicht.
    Meiner Ansicht nach haben wir es durch die Differenzierung “Web 1.0 und 2.0” mit einer kulturellen Entwicklung zu tun.

    Diese Unterscheidung (Web 2.0) ist nun mal da…
    Siehe auch:
    http://www.zaplive.tv/web/initiatived21?streamId=initiatived21/c37f0d20-10b5-456a-9b85-34a4190225e2

  16. @Michael: Nein, gar nicht, ich finde das extrem wichtig. Ich bin nur am Überlegen, ob ich jetzt einfach hier weiterkommentieren soll oder gleich einen neuen Beitrag daraus mache. Ich denke, Du bringst es mit der Festellung, dass es sich um eine kulturelle Entwicklung handelt, auf den Punkt.

    Aber ich muss Autopiet zustimmen: “Weshalb alle sozialen Systeme notwendigerweise immer selbstbezogen sind.” Da fehlt noch was, um Web2.0 als einen Entwicklungsschritt darzustellen.

    Die Frage ist ja auch, von wo aus sehen wir das Web2.0 als Entwicklung? Ist der Ausgangspunkt die reale Welt oder ist es das Web1.0?

  17. Web 1.0 wird zu Web 2.0.

    Jetzt bringst du noch eine weitere Unterscheidung ins Spiel: Reale Welt.

    Kannst du mir da deine Differenzierung beschreiben?

  18. @Michael: etwas verkürzt ausgedrückt ging es im Web1.0 um die Verbindung von Informationen. Im Web2.0 geht es um die Verbindung von Menschen, d.h. es ist das soziale Element dazugekommen.

    In der Realität haben wir das soziale Element ja schon immer. Insofern ist es, denke ich, unbestritten, dass sich in der Entwicklung vom Web1.0 zum Web2.0 etwas verändert hat, ohne jetzt über die Technologie dahinter zu sprechen.

    Wie ist das aber mit Realität und Web2.0? Gibt es da Unterschiede oder funktionieren wir real genauso wie virtuell?

  19. Hab ich jetzt hier was kommentiert, oder bilde ich mir das nur ein?

  20. Mehr wie die beiden (10:54 und 11:55) hab ich nicht von Dir. Auch im Spamfilter nicht… anderes Blog vielleicht? :-)

    Aber ich muss gestehen, die beiden Kommentare von Autopiet vom 5.12. 12:09 und 12:11 verwirren mich etwas. Da kann die zeit nicht stimmen. WordPress hat auf eine neue Version umgestellt. Vielleicht ist es das?

  21. @Christian, du schreibst:

    “@Michael: etwas verkürzt ausgedrückt ging es im Web1.0 um die Verbindung von Informationen. Im Web2.0 geht es um die Verbindung von Menschen, d.h. es ist das soziale Element dazugekommen.”

    Soziale Elemente, sprich Möglichkeiten zur Interaktion gibt es auch schon seit den 90er Jahren. Seit ca. 1994 tummle ich mich im Web. Allenfalls ganz am Anfang war das eine reine Informationsbereitstellung. Die soziale Komponente hat sich danach sehr schnell entwickelt. Erst sehr viel später wurde dagegen der Begriff “Web 2.0” geprägt, der suggeriert, als wäre hier etwas grundsätzlich neues entstanden.

    “In der Realität haben wir das soziale Element ja schon immer. Insofern ist es, denke ich, unbestritten, dass sich in der Entwicklung vom Web1.0 zum Web2.0 etwas verändert hat, ohne jetzt über die Technologie dahinter zu sprechen.”

    Nein, ich bestreite das entschieden. Der Begriff Web 2.0 stammt aus dem Jahre 2004. Die Anfänge sozialer Verknüpfungen im Web sind gut 10 Jahre älter. Berners-Lee sieht das genauso. In einem Interview sagt er:

    “LANINGHAM: You know, with Web 2.0, a common explanation out there is Web 1.0 was about connecting computers and making information available; and Web 2 is about connecting people and facilitating new kinds of collaboration. Is that
    how you see Web 2.0?

    BERNERS-LEE: Totally not. Web 1.0 was all about connecting people. It was an interactive space, and I think Web 2.0 is of course a piece of jargon, nobody even knows what it means. If Web 2.0 for you is blogs and wikis, then that is people to people. But that was what the Web was supposed to be all along.”

    (http://www-128.ibm.com/developerworks/podcast/dwi/cm-int082206.txt)

  22. Ha, entweder willste mich jetzt foppen, oder du hast meinen Hinweis echt nicht so aufgefasst wie ich es mir erhoffte.

    Das ich hier schreibe ist doch real, oder?

    Ich lade dich kostenlos ins Kino ein

  23. Wenn wir das Internet als ein (Kommunikations-) Medium begreifen (oder den Computer, wie Dirk Baecker nahelegt), können wir ihn in die folgende Reihe eingliedern:

    Sprache >konstituiert> Stammesgesellschaft
    Schrift >konstituiert> antike Hochkultur
    Buchdruck >konstituiert> moderne Gesellschaft
    Computer >konstituiert> “nächste Gesellschaft”

    (So habe ich das auch schon einmal in dem Anfangs erwähnten Beitrag bei den Sozialtheoristen gepostet). Die Aufstellung verbildlicht, wie das Auftreten neuer Verbreitungsmedien immer auch Einfluss auf die Gesellschaft nimmt bzw, diese neu konstituiert. Insofern schließe ich mich der These der “kulturellen”* (wenn damit “gesellschaftlichen”) Entwicklung an. Vielleicht ist das Web2.0 einfach die bislang sinnvollste Nutzung des Internets, wenn das “einsnuller” Web nur eine bloße Digitalisierung bis dato analoger Phänomene war (also Bücher werden zu E-Books, Briefe zu E-Mails, das Internet als die “digitale Bibliothek” etc.). Ob es damit den Status eines neuen Verbreitungsmediums erreicht bezweifele ich. Ich halte es für die konsequenteste Nutzung des Internets, so far.

    Post scriptum @ Christian: Du hast Recht, irgendwas stimmt nicht mit deinen Zeitangaben. Habe ich mich auch schon ‘drüber gewundert…


    * Kultur ist ja eigentlich auch bloß selbstreferentielle Selbstvergewisserung ;-)

  24. @Alex: Ich denke schon, dass sich da etwas verändert hat. Nimm doch Deine eigene Website. Bis zum 26.10.08 war das eine Seite, auf der nur Infos zu finden waren. Einen Rückkanal gab es nicht, so ich ihn nicht übersehen habe. Seitdem hast Du ein Blog und da kann man Dich dann in einem Kommentar z.B. darum bitten, die Zeilenabstände zu vergrößern.

    Da ist doch was passiert, wenn plötzlich auf einer Vielzahl von Websites solche Veränderungen zu bemerken sind? Wie würdest Du das bezeichnen?

    @Michael: sorry, aber nachdem ich Deine Kommentare fast immer aus dem Filter rausfische, habe ich Deinen Kommentar nicht so verstanden, wier Du das beabsichtigt hast. Aber jetzt. ;-)

    Stimmt, wenn Du hier kommentierst, dann ist das real. Wie ist das in Second Life? Was ist das?

    @autopoiet: wenn ich davon ausgehe, dass wir uns noch in der Phase der modernen Gesellschaft befinden, dann nutzen wir das Internet derzeit noch zur “Digitalisierung bis dato analoger Phänomene”, wie Du schreibst. Oder sind wir doch schon auf dem Weg zur “nächsten Gesellschaft”?

    Das hätte dann Auswirkungen auf das Web in seiner derzeitigen Form. Wenn wir uns noch in der Phase der modernen Gesellschaft bewegen, dann hat Alex Recht mit seiner Kritik am Web2.0.

    Wenn wir diese Phase bereits verlassen haben, dann hätten wir das Problem, dass wir weder diese “nächste Gesellschaft noch das, was im Internet passiert, benennen können. Sehr schwierig…

  25. “Wie ist das in Second Life?”

    Viele sprechen von “virtueller Realität” oder “virtuellen Welten”.

    Nicht wenige bezeichnen aber das ganze Internet als “virtuelle Welt”.

    Ich glaube im übrigen nicht, dass wir jemals Allgemeingültige, eindeutige Definitionen ersinnen werden.

  26. Das glaube ich auch nicht. Aber ich finde es trotzdem sinnvoll, sich darüber Gedanken zu machen.

    Zu SL: wie siehst Du das: kann man dort eine andere Identität annehmen?

  27. Nun, erstmal muss ich sagen dass ich mich generell mit den Möglichkeiten von “virtuellen Welten” beschäftige.

    Mit deiner Frage zur Identität machst du jetzt wieder ein weiteres Fass auf :-).

    Kurz gesagt aus meinem Verständnis: Identität ist immer Kontextabhängig.

    Ich hab dir mal ein kleines Schmankerl auf meinen Server geschoben: Heisenberg zum Thema Verstehen
    http://www.filtertraum.de/audio/heisenberg_verstehen.mp3

  28. Also ich finde unsere gute alte “reale” Welt auch ziemlich virtuell… Aber lassen wir das. Ganz praktisch bedeutet das für mich:

    Wir sind auf dem Weg zur nächsten Gesellschaft, es werden massive Veränderungen in der Gesellschaft (als dem umfassenden System) und in den einzelnen Subsystemen vor sich gehen. Wo wir genau stehen, kann ich auch nicht verorten. Aber die Zeichen mehren sich, dass etwas geschieht. Ich persönlich beobachte in meinem Blog diese Auswirkungen für das Erziehungssystem. Aber zum Beispiel auch für das System der Publizistik ist das hoch aktuell. Ich habe eben gerade diesen *sehr* spannenden Artikel gefunden, der das Thema Web2.0 für den Journalismus anhand einer rezenten Kontroverse darstellt:

    http://tinyurl.com/6ygcf5

    Unbedingt lesenwert!

  29. eben hab ich noch was schönes auf arte gesehen
    http://tinyurl.com/63slsy

  30. […] die unter dem Stichwort Web2.0 zusammengefasst werden, zu bewerten, haben die Diskussionen um diese beiden Beiträge gezeigt. Sie machen deutlich, dass es gar nicht so einfach ist, zu erklären, was da […]

  31. […] Wolke – und wir sind mitten drin. von Detlef Mit dieser Erkenntnis gehe ich aus der Diskussion im Kulturmanagement Blog. Ich habe mir vorgenommen, den Begriff “Web.2.0″ nicht mehr zu verwenden und statt […]

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