Strukturierte Themensuche für das eigene Weblog (Teil I)

Immer wieder werde ich gefragt, wie ich es schaffe, fast täglich neue Inhalte für das Kulturmanagement Weblog zu finden. Aus heutiger Sicht kann ich sagen, dass es eigentlich ganz einfach ist, aber zugegeben: man muss im Laufe der Zeit darauf kommen, welches System für einen selbst geeignet ist und welches eher nicht.

Weblogs stehen an erster Stelle

Die wichtigste Informationsquelle sind für mich Weblogs. Dass ich nun nicht jeden Tag auf allen interessanten Blogseiten vorbeischaue, habe ich schon des öfteren geschrieben. Dafür reicht die Zeit nicht. Zum Glück kann man Blogs aber per RSS abonnieren und ganz bequem mit Hilfe von RSS-Readern lesen.

Ich mache das mit Hilfe des Sage Add-ons für den Firefox Browser. Darin abonniere ich alle Weblogs, die mir interessant zu sein scheinen, derzeit sind das etwas mehr als 400. Nun werden Sie zu Recht anmerken, dass es unmöglich ist, jeden Tag 400 Blogs auf interessante Inhalte zu durchforsten. Stimmt, aber der RSS-Reader unterstützt einen dabei, den Überblick zu behalten.

Einmal installiert finden Sie Sage in der linken Spalte Ihres Browserfensters.Im oberen der beiden Fenster sind die Blogs aufgelistet, unten die Beiträge des jeweils angesteuerten Blogs. Grundsätzlich bedeutet die fettgedruckte Schritt: noch nicht gelesen bzw. neu. Sie sehen also im oberen Fenster, dass es da noch ein paar Blogs gibt, die für mich neue Inhalte haben. Im konkreten Fall habe ich jetzt das Blog Community Guy von Jake McKee angeklickt und sehe dann im unteren Teil der linken Spalte, welche Beiträge ich noch nicht angeschaut habe.

Müsste ich nun alle ungelesenen Beiträge einzeln anklicken, um herauszufinden, ob sie lesenswert sind oder nicht, wäre das eine langwierige Geschichte. Glücklicherweise stellen die RSS-Reader die Beiträge sehr übersichtlich im großen Fensterausschnitt zusammen und erlauben mir, einen kurzen Blick darauf zu werfen. Auf diese Weise wissen Sie sehr schnell, ob ein Beitrag für Sie interessant ist oder nicht.

Anmerkung: stellen Sie bitte Ihr Blog so ein, dass im RSS-Reader die Beiträge in voller Länge angezeigt werden und nicht nur ein 5-zeiliger Teaser. Das erhöht zwar unter Umständen die Klickzahlen, ist aber ein schlechter Service und führt bei mir dazu, dass ich im Zweifelsfall dann ein Blogpost nicht anschaue, sondern als gelesen markiere.

Ist kein Beitrag für mich dabei, kann ich alle Blogposts als gelesen markieren und mich dem nächsten Blog widmen. Das geht, so man nicht fündig wird, dann recht schnell.

Wohin mit einem interessanten Beitrag?

Finde ich einen Beitrag interessant, wird er per Bookmark erfasst. Ich nutze mit Mister Wong, Delicious und Diigo insgesamt drei Social Bookmarking Dienste. Für die Erfassung interessanter Themen für mein Blog verwende ich aber hauptsächlich Diigo. Diigo hat den Vorteil, dass ich dort die Beiträge gleich markieren und mit Kommentaren versehen kann. Nehmen wir als Beispiel das gestrige Blogpost über Partizipation. Als Quelle diente mir der Artikel “Participatory online cultural projects” von Jemma Bowman. Ich habe ihn abgespeichert und dann im nächsten Schritt gleich weiterverarbeitet, indem ich die wichtigsten Stellen hervorgehoben habe. Das sieht dann so aus:

Sie sehen, der Text ist einerseits gelb hervorgehoben, andererseits blau. Gelb ist die einfache Textmarkierung, hinter der blau unterlegten Textstelle verbirgt sich ein Kommentar. In dem Fall habe ich mir nur die Übersetzung der Phrase notiert (so lernt man nebenbei auch noch Englisch :-) )

Ist ein Text so aufbereitet, geht es in der Regel schnell, daraus ein Blogpost zu machen. Wichtig ist auch, dass man die Blogposts, so man sie abspeichert, mit Schlagworten versieht. Generell habe ich mir angewöhnt, Blogposts, die für mein Blog interessant sein könnten, mit dem Tag “myweblog” zu versehen und dann noch mit inhaltlichen Tags wie Fundraising, Marketing, etc. zu ergänzen.

Außerdem habe ich mir angewöhnt, auch per Tag festzuhalten, um welches Format es sich handelt. Das Format kennzeichne ich mit einem vorangestellten “=” (übrigens eine Idee, die ich mal in einem Blogpost gefunden habe). Handelt es sich z.B. um eine Studie, versehe ich die mit dem Schlagwort “=studie”. Bin ich nun beispielsweise auf der Suche nach einer Studie, die ich in meinem Blog vorstellen möchte, muss ich nur unter der Schlagwortkombination “myweblog” und “=studie” suchen. In der Auflistung, die ich dann erhalte, kann ich nun noch eine inhaltliche Auswahl treffen. Dank Schlagworten wie “marketing”, “fundraising” oder “projektmanagement” ist das schnell passiert.

In Kombination mit Backlinks auf mein Weblog, die mich darüber informieren, wenn sich ein anderes Blog auf Beiträge von mir bezieht, habe ich auf diese Weise einen sehr guten Überblick über die Blogosphäre. Während manche versuchen, die Blogs in ihrem RSS-Reader zu kategorisieren, habe ich nur eine alphabetische Ordnung. Das ist sicher nicht jedermanns Sache, aber für mich passt das so.

Viele “säubern” ihren RSS-Reader in regelmäßigen Abständen und werfen Blogs raus, die ihnen nicht mehr gefallen oder in denen kaum Beiträge veröffentlicht werden. Ich mache das zwar auch, allerdings dauert das bei mir, weil ich ja im Reader erkennen kann, ob ein neuer Beitrag erschienen ist oder nicht. Wichtig ist, das man sein eigenes System findet, mit dem man gut arbeiten kann bzw. das einen gut bei der eigenen Arbeit unterstützt. Alles andere ist uninteressant.

Im nächsten Teil gehe ich dann auf eine weitere wichtige Informationsquelle ein, die Social Bookmarking-Dienste.

Lesetipp:

Strukturierte Themensuche für das eigene Weblog (Teil II)


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Kommentare

11 Antworten zu „Strukturierte Themensuche für das eigene Weblog (Teil I)“

  1. Vielen Dank für deine Tipps! Bei mir funktioniert es ziemlich ähnlich. Ich habe den Google Reader kennen und schätzen gelernt. Der “Weiter” Button im Firefox hat was vom zapping der guten alten TV-Zeiten. Die weitere Verarbeitung interessanter Beiträge unterscheidet sich. Ich lege in WordPress sofort einen Artikel an und kopiere den Link sowie einige Schlagworte dazu.

  2. Diese Beschreibung ist ein Musterbeispiel für eine hochprofessionelle und sehr gut strukturierte Wissensarbeit.

    Ich gehe nicht ganz so systematisch vor. Interessante Webseiten, die ich kurzfristig wieder nutzen möchte, speichere ich auf Instapaper und rufe sie von dort aus später wieder auf (keine Schlagworte).

    Die Bookmarking-Dienste habe ich inzwischen durch Google ersetzt: Zu fast jedem neuen Beitrag auf meinen Blog suche ich auf Google nach den relevanten Begriffen. Zudem durchsuche ich gezielt bestimmte Blogs, von denen ich weiß, dass sie Beiträge zu meinem Thema enthalten.

    Damit bin ich stellenweise sicher nicht schneller, im Gegenteil: Die “freie” Suche bindet manchmal vielleicht mehr Zeit. Andererseits erreiche ich so viel mehr Quellen und leite aus Google zudem ab, ob ein Thema gerade aktiv diskutiert wird oder ob ich der Einzige bin, der sich damit befasst (um es dann ev. mangels Relevanz wieder fallen zu lassen).

  3. @Patrick: interessant, ich habe zu Beginn auch gleich immer einen Artikel angelegt. Das wurde aber mit zunehmender Zahl immer unübersichtlicher, so dass ich dann alleine die Bookmarks verwendet habe.

    @Matthias: danke für das Kompliment. Instapaper kenne ich gar nicht, ich verwende lediglich “Read it later”, was auch ohne Schlagworte funktioniert. Auch da geht bei mir schnell die Ordnung verloren. Deshalb nutze ich dieses Add-on vor allem für Reisen, auf denen kein Online-Zugang zur Verfügung steht, da man mit Hilfe von “Reat it later” Seiten im Offline-Modus abspeichern und sie dann später nach Belieben lesen kann. Ideal also für den Flieger, wo man dann eine Vielzahl von Blogposts, Artikel, Studien, etc. lesen kann.

    Eine Frage, Matthias: Du schreibst, Du googelst Begriffe rund um das Blogpost, das Du schreibst. Wovon lässt Du Dich inhaltlich inspirieren? Wie kommst Du auf Deine Themen? Über andere Blogbeiträge, Zeitungsmeldungen?

    Für Dich ist wahrscheinlich die Tagesaktualität ein wichtiger Aspekt, oder?

  4. […] a comment » Im ersten Teil dieser kleinen Serie hatte ich geschrieben, dass für mich Weblogs die wichtigste Ressource sind, […]

  5. […] finde, aufzubereiten und zu sammeln (mehr dazu in den ersten beiden Teilen meiner Serie “Strukturierte Themensuche für das eigene Weblog“; ein Teil fehlt noch). Aber das ist dann wirklich […]

  6. […] a comment » Bis jetzt habe ich in den ersten beiden Teilen dieser Serie über Weblogs, RSS-Reader und Social Bookmarking-Dienste geschrieben. Im […]

  7. […] der Kulturmanager Christian Henner-Fehr im April dieses Jahres eine drei-teilige Reihe zur strukturierten Themensuche für den eigenen Weblog veröffentlicht hatte, will […]

  8. […] wahrscheinlich mehr als genug haben (wenn nicht, dann hilft Ihnen vielleicht der Beitrag „Strukturierte Themensuche für das eigene Weblog (Teil I)“ […]

  9. […] Inhalte aggregieren: ein Informationspool muss mit Hilfe von Social Bookmarking, RSS, etc. geschaffen werden, um an die relevanten Inhalte meiner Themenfelder heranzukommen (siehe dazu: “Strukturierte Themensuche für das eigene Weblog“) […]

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