© S. Hofschlaeger; Pixelio
Dank Birgit Schmidt-Hurtienne habe ich gestern ein Interview mit ZEIT-Online Chefredakteur Wolfgang Blau gefunden. Birgit Schmidt-Hurtienne hat auf Twitter gemeint, dass deutsche Verleger und Chefredakteure dieses Interview auswendig lernen sollten. Ich weiß ja nicht, wie es mit dem auswendig Lernen im Kunst- und Kulturbereich aussieht, aber zur Not gibt es ja die diversen Social Bookmarking-Anbieter, die einem dabei helfen, den Artikel “aufzubewahren”. Fakt ist aber: das Interview ist auch für all diejenigen emfehlenswert, die gerade am Web 2.0-Auftritt einer Kultureinrichtung “basteln”.
Ob Blog (ok, so etwas haben nur die wenigsten), Facebook (haben schon mehr) oder Twitter (müssten jetzt bald alle haben…), meistens habe ich das Gefühl, in einem Strom von Informationen zu versinken. “Aus dem Monolog wird ein Dialog”, das ist eine der Aussagen, die immer wieder bemüht werden, wenn es darum geht, das Web 2.0 zu erklären oder zu beschreiben. In der Praxis sieht das leider häufig ganz anders aus.
Dass die eigene Website alle wichtigen Informationen enthalten sollte, ist klar. Es spricht auch nichts dagegen, dass man diese Informationen über die diversen Web 2.0-Kanäle noch einmal weiter kommuniziert. Aber ist das alles? Funktioniert das wirklich? Doch eher nicht. Versuchen Sie sich mal zu erinnern, wann Sie dass letzte Mal durch eine Information, die Sie via Twitter, Facebook, etc. erhalten haben, dazu motiviert worden sind, etwas zu tun. Eine Ausstellung zu besuchen etwa oder ein Konzert. Oder einfach nur eine Website anzuklicken.
Ich meine jetzt auch nicht Ihr berufsmäßiges Interesse, wenn Sie selbst im Kulturbereich arbeiten und die Konkurrenz beobachten. Nein, ich meine eher das inhaltliche Interesse.
In dem eingangs angesprochenen Interview meint Wolfgang Blau, dass es die Aufgabe der Journalisten sei, noch stärker in der Rolle von Moderatoren und Kuratoren zu agieren.
“Eine unserer Aufgaben wird sein, das Fachwissen unserer Leser zu bündeln, zu verifizieren, zu moderieren”,
fügt er hinzu. Er spricht zwar von der Medienbranche, aber ich denke, für den Kunst- und Kulturbereich gilt das auch. Natürlich geht es den Kulturbetrieben darum, möglichst viele Menschen anzusprechen und sie im Idealfall als Besucher zu gewinnen. So wie die Zeitungen Leser gewinnen wollen. Aber mit der reinen Information ist es nicht getan, so wichtig die auch ist. Versuchen Sie doch mal, sich nicht nur als Sprachrohr Ihrer Kultureinrichtung zu verstehen, sondern schlüpfen Sie mal ganz bewusst in die Rolle eines Moderators, wenn Sie das nächste Mal twittern oder Ihre Facebook-Seite bzw. Ihr Blog mit Inhalten füllen.
Sie werden feststellen, dass sich Ihre Haltung dabei verändert. Aus dem Ansatz “ich möchte meine Info loswerden” wird z.B. plötzlich “ich bin gespannt, worüber wir heute twittern werden”. Das bedeutet zwar, dass Sie am Anfang des Tages nicht wissen, worum es gehen wird. Aber Sie werden feststellen, dass das Interesse an Ihnen eine ganz andere Qualität besitzt. Und dass diese Art zu kommunizieren viel mehr Spaß macht.
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