NPO-Blogparade #15: Wissensmanagement mit Hilfe von Social Media

“Wie können gemeinnützige Organisationen die kollaborativen Tools und Netzwerke des Internets nutzen, um Wissen zu generieren, zu vermitteln, zu bewahren und zu pflegen,”

fragt Brigitte Reiser in der 15. Runde der NPO-Blogparade auf ihrem Blog Nonprofits-vernetzt.de. Mit dem Verweis auf die von Christine Schulzki-Haddouti verfasste Studie “Kooperative Technologien” konstatiert sie, dass der Begriff “Wissensmanagement” definitorisch nicht eindeutig und inhaltlich sehr umstritten sei. Grundsätzlich gehe es beim Wissensmanagement um das Ziel, das Wissen der Mitarbeiter für eine Organisation stärker  nutzbar zu machen, bezieht sich Brigitte Reiser auf die Studie und schreibt weiter:

“In der Vergangenheit  setzte man hierbei auf einen dokumentenorientierten Ansatz (S. 184), der versuchte, Wissen in Form von Texten zu erfassen. Zwischenzeitlich rückte der soziale Kontext von Wissen in den Vordergrund bzw. der Umstand,  dass Wissen im Rahmen sozialer Beziehungen entwickelt und weitergegeben wird. In ‘Communities of Practice’ und ‘Communities of Interest’ tauschen sich Mitarbeiter aus und lernen gemeinsam.”

In eine ähnliche Richtung geht auch die dreiteilige Präsentation zum Thema Wissensmanagement im Enterprise 2.0, die Anfang 2009 von Simone Happ, Christoph Rauhut und Frank Wolf erarbeitet und auf dem jetzigen Blog besser 2.0 präsentiert wurde. “Der Wikipedia-Irrtum” nannten sie den ersten Teil und stellten darin fest:

“Wir alle teilen gerne Wissen, wenn wir das richtige Publikum haben, (denn) mehr als 80% der Internetnutzer, die selber Inhalte produzieren, geben ‘Freude am Austausch mit anderen zu interessanten Themen’ als Grund für die Partizipation an.”

Wichtig seien außerdem positive Bewertungen, was einerseits Wertschätzung bedeute, andererseits ihren Expertenstatus untermauere. “Doch ohne Publikum sind wir nicht motiviert”, heißt es in der Präsentation weiter. Das ist, denke ich, einer der entscheidenden Punkte, wenn es um erfolgreiches Wissensmanagement geht. Meist wird nur darüber debattiert, welche Tools sich am besten dazu eignen, das gemeinsame Wissen zu managen. Sich darüber Gedanken zu machen ist auch nicht verkehrt.

Aber ich behaupte: wenn es den MitarbeiterInnen eines Unternehmens, egal ob NPO oder nicht, Spaß macht, gemeinsam Informationen zu sammeln, sie anderen zugänglich zu machen und die Bemühungen der anderen wertzuschätzen, dann kommen die Ideen, welche Tools man wie einsetzen kann, von ganz alleine. Die Frage von Brigitte Reiser, wie NPO Social Media für das eigene Wissensmanagement nutzen können, würde ich daher in aller Kürze so beantworten: indem die MitarbeiterInnen Spaß dabei haben, ihr Wissen zu teilen und das Engagement der anderen zu (wert-)schätzen wissen. In so einem Klima entwickeln sich dann auch schnell Ideen, welche Tools sich noch für die Zusammenarbeit eignen. Und es gibt viele, nicht nur das in diesem Zusammenhang oft genannte Wiki. ;-)

PS: Wenn Sie sich die drei Präsentationen von Simone Happ, Christoph Rauhut und Frank Wolf noch einmal ansehen wollen, dann können Sie das in meinem Beitrag “Wissen managen: wie haben wir das beim letzten Mal gemacht?


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Kommentare

7 Antworten zu „NPO-Blogparade #15: Wissensmanagement mit Hilfe von Social Media“

  1. Das stimmt, denn auch Unternehmen können Ihr Wissen mithilfe von Social Media managen. Insofern kann und muss man das nicht so scharf trennen. Social Media stellen aber gerade für NPOs besonders große Vorteile dar, die unter anderem in der Struktur und dem Selbstverständnis der NPOs begründet liegen. Dazu aber mehr in Kürze in meinem Beitrag.

    VG

  2. @Nadja Bauer: da bin ich gespannt, denn Struktur und Selbstverständnis eines Unternehmens bzw. einer Organisation haben meiner Meinung nach sehr viel mit dem Web 2.0-Verhalten zu tun.

  3. Der Spass an der Sache ist wirklich enorm wichtig!

    Doch wenn man auf diesen Punkt schaut, sieht man auch eines der meines Erachtens grössten Hindernisse für einen erfolgreichen Einsatz von Social Media:

    Viele, sehr viele Menschen, die in NGOs tätig sind (ob kulturell oder sozial engagiert) sehen immer noch alles was “mit Computer” zu tun hat, eher als Belastung an.
    Wie oft habe ich den Satz gehört: “Ich sitze schon den ganzen Tag vorm Computer – da will ich doch nicht noch zusätzlich Arbeit damit haben…” – wo soll da der Spass herkommen?

    Vielleicht hört man es diesseits der Digital Divide nicht gerne: aber da gäbe es noch viel zu tun – wie kann man Menschen hinführen an den Punkt, an dem sie überhaupt erstmal bereit sind mit Social Media zu experimentieren?
    Wie können wir, die Spass haben an der Sache, die Ängste und Aversionen auflösen?

    Denn wenn in einer Organisation nur ein, zwei Leute positiv den Social Media gegenüberstehen, greift da garnix… – oder?

  4. @spoxx: wichtiger Punkt, wir gestehen es uns ja gar nicht zu, Spaß dabei haben zu dürfen. Experimentieren ist da dann gar nicht vorgesehen.

    Aber das gilt für viele Bereiche, nicht nur für den Computer: wir fragen immer sofort nach dem Warum, lassen den Spaß aber nicht als Argument zählen. Eigentlich schade…

    Die Frage ist, wie man anderen die Freude vermitteln kann. So ein Zugang wäre wahrscheinlich wesentlich zielführender als jemandem zu erklären, was ein Blog ist? Danke für den Hinweis, das probiere ich gleich beim nächsten Workshop aus. :-)

  5. sehr spannende Frage…
    Durch meine Kinder erfahre ich täglich, dass es einen großen Unterschied zwischen “Wissen” und “Begreifen” gibt (im Sinne von “Verstehen”). Es scheint mir so, als wenn nicht das “Wissensmanagement” so ein Problem wäre, sondern des “Verstehen-Management”. Denn “Wissen” kann man verbalisieren, “Verstehen” nicht oder fast nicht.

    Eines der “Hauptprobleme” am Bloggen, bzw. dem Internet oder sogar noch weiter: dem digitalen Medium, liegt meines Erachtens in der Fokussierung auf Text (was ja technisch einfach mal so entwickelt wurde). Wir sind quasi in dieser Eindimensionalität gefangen. Das bewirkt eine schleichende Wahrnehmungsveränderung, die sich in einer größer werdenden Kluft zwischen Computer-Nutzern und Nicht-Nutzern zeigt.

    Social Media ist meines Erachtens deshalb so spannend, weil das Medium dadurch zum ersten Mal etwas “Sinnliches” erhält. Zwar sehr rudimentär, aber immerhin.
    Gruuß, Martin

  6. @Martin: den Unterschied zwischen “Wissen” und “Verstehen” verstehe ich noch nicht ganz. Sprichst Du von explizitem und implizitem Wissen?

    Die Fokussierung auf den Text sehe ich auch, allerdings wird sie, wie Du ja auch schreibst, immer schwächer. Insofern sind wir auf dem richtigen Weg.

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