Thilo Reichenbach hat dankenswerterweise auf der Plattform Fundraising & Sozialmarketing einen von Mal Warwick gehaltenen Vortrag zusammengefasst, der versucht, die Erfolgsfaktoren für Fundraising im Internetzeitalter herauszuarbeiten. Unter der Überschrift “Mehr Spenden sammeln im Zeitalter des Internets” geht es im ersten Schritt darum, mit falschen Mythen aufzuräumen.
So wurde schon vor Jahren prophezeit: Direct Mail ist tot! Fakt ist aber, so schreibt Thilo Reichenbach, dass auf diesem Weg in den USA ein Spendenaufkommen generiert wird, das immer noch 20 bis 40 Mal über dem aller Online-Kanäle zusammen liegt. Interessant ist, dass Warwick davon ausgeht, dass der Anteil der Online-Spenden am gesamten Spendenaufkommen nur bei 1 bis 2 Prozent liegt. In den USA wohlgemerkt, was bedeuten würde, dass wir gar nicht so ehrfürchtig Richtung Westen schauen müssen.
Oft werde, so schreibt Reichenbach, behauptet, vor allem jüngere Menschen würden online spenden. Aus diesem Grund auf das Online-Fundraising zu setzen, ist gefährlich, denn
“(j)unge Menschen erreichen längst nicht die Spendenquoten der über 40-Jährigen. Zum einen haben sie weniger Geld, dass sie erst einmal für die eigenen Konsumbedürfnisse aufwenden müssen und zum anderen fehlt, laut Warwick, auch die nötige Lebenserfahrung, um den Wert philanthropischen Handelns zu erkennen”,
heißt es im Beitrag. Aber nicht nur dieser Aspekt spricht dafür, nicht ausschließlich auf Online-Fundraising zu setzen. Jugendliche SpenderInnen lassen sich von der guten alten Direct Mail nämlich genauso zum Spenden motivieren wie durch Online-Aktivitäten.
Bleibt noch Mythos Nummer drei: “Social Media ist der Schlüssel zum Fundraising-Erfolg”. Auch das stimmt nicht:
“Zwar integrieren sich Facebook, und vielleicht auch Twitter, mehr und mehr in das tägliche Leben der Menschen, aber heutzutage ist Social Media definitiv noch kein Schlüsselfaktor für den Fundraising-Erfolg und erlöst nur Promille des gesamten Spendenvolumens”,
schreibt Reichenbach. Das heißt nun aber nicht, dass wir das Internet links liegen lassen sollten. Warwick nennt vier Erfolgsfaktoren, die es zu beachten gilt:
- Wahlfreiheit
- Information
- Engagement & Involvement
- Commitment & Bindung
Gerade die letzten beiden Faktoren Engagement und Bindung lassen sich mit Hilfe von Social Media angehen. Schließlich ist Partizipation eines der Schlagworte des Social Web. Was für den NPO-Bereich ganz allgemein gilt, gilt auch für Kunst und Kultur. Darauf zu hoffen, dass in Kürze online die Gelder zu fließen beginnen, ist unrealistisch. Realistisch ist es aber, auf diesem Weg eine engere Bindung zwischen Kulturbetrieb und denen herzustellen, die ursprünglich als Spender bezeichnet wurden. Nur sind sie das so gesehen gar nicht mehr. Für mich taucht hier wieder das Thema Community auf.
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