Vergangene Woche fand der fünfte und damit letzte Workshop im Rahmen des gemeinsam mit der Hochschule Luzern durchgeführten Projekts Audience + statt. Ausgangspunkt war die Frage, was Wissensmanagement eigentlich für ein Museum bedeutet und welche Aspekte dabei besonders interessant sind. Für mich auffallend: die TeilnehmerInnen verstanden darunter vor allem den Erhalt bzw. die Verbreitung von bereits vorhandenem Wissen. Kein Thema war das Generieren von neuem Wissen. Wenn man aber Wissensmanagement und Web 2.0 kombiniert, dann wird einem schnell klar, dass die entsprechenden Tools prädestiniert dafür sind, gemeinsam neues Wissen zu entwickeln.
Auf der einen Seite das Bewahren bzw. Multiplizieren von bereits bestehendem Wissen und auf der anderen Seite die (gemeinsame) Entwicklung von neuem Wissen. Die Unterschiede dieser beiden Ansätze stellt Dada Lin in seiner Diplomarbeit “Wissensmanagement Reloaded” recht schön dar:
Die Arbeit, die ich bei meinen Recherchen entdeckt habe, ist ingesamt sehr lesenswert und verschafft den Lesern einen sehr schönen Überblick über das Thema Wissensmanagement und Web 2.0. Konkret geht es dem Autor darum, die Potenziale und Grenzen des Enterprise 2.0-Konzepts für das Wissensmanagement aufzuzeigen beziehungsweise um “die Konstruktion eines Ordnungsrahmens für den systemischen Umgang mit Wissen im Enterprise 2.0” (Extended Abstract 3).
Ausgangspunkt dafür ist der vom Autor selbst entwickelte IDEA-Ordnungsrahmen für systemisches Wissensmanagement. Unter systemischem Wissensmanagement versteht der Autor
“die bewusste und kontinuierliche Gestaltung geeigneter Rahmenbedingungen für die Multiplikation und Innovation von Wissen” (S. 22).
Wissensmanagement dürfe dabei aber kein Selbstzweck sein, sondern ziele, so der Autor auf die Optimierung wertschöpfender Arbeitsprozesse ab. Entlang dieser Arbeitsprozesse hat Lin “vier charakteristische Momente” identifiziert:
- “Interaktion
- Dokumentation
- Evolution und
- Adoption”
Die folgende Grafik zeigt die jeweils “antreibende Kraft” und die sich daraus ergebenden Resultate der vier Momente:
Was bedeuten diese vier Begriffe? Lin erklärt sie wie folgt:
- Interaktion: “beschreibt den Grad der wechselseitigen Bezugnahme in Kommunikationsprozessen.”
- Dokumentation: “umfasst die Abbildung und Aufzeichnung von Verlauf und Ergebnissen von wissensintensiven Arbeitsprozessen für eine weitere Verwendung.”
- Evolution: “misst, inwiefern die Weiterentwicklung der organisationalen Wissensbasis organisational erlaubt und gefördert wird.”
- Adoption: “betrifft die individuenseitige (Re-)Konstruktion von Wissen aus Daten.”
Ohne die drei ersten Aspekte vernachlässigen zu wollen, aber gerade das Moment der Adoption scheint in meinen Augen von entscheidender Bedeutung zu sein, erklärt es doch, warum so viele Maßnahmen zum Scheitern verurteilt sind, vor allem wenn technologische Aspekte bei der Implementierung von Wissensmanagement im Vordergrund stehen. Der Versuch, Wissen in Fom von Daten abzubilden, scheitere, so der Autor, häufig an der mangelnden Berücksichtigung der menschlichen Kognitionsprozesse, was dazu führe, dass die Daten nur selten abgerufen und verwendet werden. Das Resultat seien tote Wissensdatenbanken.
Mit diesen vier Momenten schafft Lin einen “Ordnungsrahmen für Interventionen im Wissensmanagement”. Ausgangspunkt ist die Optimierung wertschöpfender Arbeitsprozesse, was durch Wissensmultiplikation und/oder Wissensinnovation geschehen kann. Treibende Kräfte sind für Lin die Momente Interaktion, Dokumentation, Evolution und Adoption, die zur Schaffung eines “wissensförderlichen Raums” beitragen.
Damit ist der Rahmen gesteckt für gezielte Maßnahmen, die in den drei Handlungsbereichen Mensch, Organisation und Technologie anzusiedeln sind. In der von Lin erstellten Grafik sieht das dann so aus:
Welche Maßnahmen können das sein und was bedeutet das für die Praxis? Mehr dazu in Teil II oder, wenn Sie neugierig sind, in der Arbeit von Dada Lin.
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