Gerade habe ich mir die die Petition gegen die Schließung des Thalia Theater in Halle durchgelesen, die an die Kultusministerin in Sachsen-Anhalt gerichtet ist. Das Thalia Theater ist, so heißt es in der Petition, das einzige Kinder- und Jugendtheater in Sachsen-Anhalt und soll nun, quasi als sprichwörtliches fünftes Rad der Theater, Oper und Orchester GmbH Halle geschlossen werden.
Ohne die genauen Hintergründe zu kennen, fällt mir folgendes auf: die Zahl der Petitionen, in denen gegen die Schließung einer Kultureinrichtung oder den Wegfall von Programmschienen protestiert wird, nimmt zu. Ich finde es immer bedauerlich, wenn ein Museum oder ein Theater zugesperrt wird bzw. zugesperrt werden soll. Noch schlimmer ist es, wenn es sich um ein Kinder- und Jugendtheater wie in diesem Fall handelt. Wer Kinder- und Jugendtheater schließt, ist mitverantwortlich für sinkende Besucherzahlen in der Zukunft.
Bedenklich ist dabei auch das Prozedere. Die Kulturpolitik hat sich mittlerweile ihrer Verantwortung entledigt und lässt es zu, dass ein Theater per Aufsichtsratsbeschluss geschlossen wird und die Schließung mit hohen Personalkosten und drohender Insolvenz begründet wird. Wenn der politische Wille da war, wurden schon ganz andere Unternehmungen mit sehr viel höherem Kapitalbedarf am Leben erhalten. Das heißt, hier handelt es sich um ein Versagen der Kulturpolitik, die nicht in der Lage ist, entsprechende Konzepte zu entwickeln (oder sie entwickeln zu lassen), in denen der entsprechende Bedarf geregelt wird.
Man kann durchaus Kulturbetriebe schließen, sollte das aber kulturpolitisch begründen. Man möge mir verzeihen, wenn ich hier schon wieder auf den Blogbeitrag verweise, in dem Pius Knüsel der Satz in den Mund gelegt wird, “(a)us kulturpolitischer Sicht spielt das einzelne Projekt, das einzelne Haus oft keine Rolle.” Mag sein, aber die Frage sei erlaubt: wo ist hier das kulturpolitische Konzept, wo ist hier die von Knüsel angesprochene Makro- und Mikroebene?
Sich gegen fehlende Konzepte und Schließungen zu wehren, ist legitim und wahrscheinlich auch berechtigt. Nur sind Petitionen auf Dauer nicht der richtige Weg. Sie können im besten Fall verhindern, dass ein einzelner Kulturbetrieb nicht geschlossen wird, das Problem an sich können sie nicht lösen. Hier ist die Kulturpolitik gefordert, die einen noch zu Beginn der Wirtschafts- und Finanzkrise Glauben machen wollte, die Förderungen für Kunst und Kultur seien sicher. Sie sind es nicht, wie wir mittlerweile wissen, aber zugegeben hat das bis jetzt noch niemand. Und entsprechende Konzepte, um darauf zu reagieren, gibt es auch noch nicht.
Wie können solche Konzepte aussehen? Wieviel Kunst und Kultur wollen wir als BürgerInnen eigentlich? Wahrscheinlich gar nicht so viele, wenn man nicht nur den kleinen exklusiven Kreis derer, die die kulturellen Angebote nutzt, befragt. Aber die Diskussion muss geführt werden, sonst wird uns jeden Monat eine neue Petition zur Unterschrift vorgelegt.
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