Ende Dezember, passend zur Vorweihnachtszeit, schaffte es das Thema Crowdfunding sogar bis in die Abendnachrichten des Österreichischen Fernsehens. “Crowdfunding als neuer Trend” lautete der Titel, Wolfgang Gumpelmaier hat auf GumpelMEDIA darüber geschrieben. Auslöser war der Versuch des Louvre, die Anschaffung eines Gemäldes durch Crowdfunding zu finanzieren. “Das Web wird zur Kathedrale einer digitalen Kollekte” heißt es dazu in einer Reportage, die Ende November im Schweizer Fernsehen ausgestrahlt wurde, eine ziemlich kritische Sichtweise kommt dort nicht nur in diesem Zitat zum Ausdruck.
So ist es höchst einsichtig, dass Karin Janner in der aktuellen Runde der NPO-Blogparade nach den Chancen und Risiken von Crowdsourcing und Crowdfunding fragt. Die Chancen liegen klar auf der Hand. Während ich beim Crowdsourcing auf Wissen und Arbeitskraft der Masse setze, möchte ich beim Crowdfunding deren Geld. Gegenleistungen gibt es zwar auch, aber nicht immer entsprechen sie dem wirklichen Wert der eigenen Leistung. Während man beim Crowdsourcing, was die Risiken bzw. die Gefahren betrifft, schnell vor der Frage steht, ob es moralisch legitim ist, einzelne aus dieser Masse “auszubeuten”, stellt sich die Frage beim “Crowdfunding” nicht in dieser Form, schließlich kann man, auch wenn das zynisch klingen mag, argumentieren, dass jede/r selbst dafür verantwortlich ist, was er/sie mit dem eigenen Geld macht.
Wenn wir hier von den Risiken sprechen, dann wohl eher von der Gefahr, dass aus der Sicht der Kultureinrichtung das Geld nicht reinkommt. Ein Blick auf die diversen Plattformen bestätigt, dass die Gefahr im deutschsprachigen Raum eher groß als klein ist. Nur wenigen Projekten gelingt es, das angestrebte Ziel zu erreichen. Warum das so ist, habe ich in meinem Beitrag “Crowdfunding: mein Projekt ist online, wo bleiben die Unterstützer?” zu beschreiben versucht.
Mit der Darstellung des Vorhabens ist es nicht getan, denn wie erfahren denn all die potenziellen Crowdfunder von der guten Idee und der Möglichkeit, das Projekt finanziell zu unterstützen? Wer hier nicht über entsprechende Netzwerke verfügt, wird voraussichtlich keinen Erfolg haben und frustriert die Segel streichen. Aber es gibt noch einen anderen Grund, behaupte ich: Kultureinrichtungen, die auf Crowdfunding setzen, fehlt es an der entsprechenden Glaubwürdigkeit. Glaubwürdigkeit nicht im Hinblick auf ihr Projekt, sondern im Hinblick auf das Finanzierungsmodell.
Fragen Sie mal diejenigen, die auf den verschiedenen Plattformen Unterstützer für ihre Vorhaben suchen, ob und wenn ja, welche Projekte sie bis jetzt auf diese Weise unterstützt haben? Gut, man kann argumentieren, da ist bis jetzt noch kein Vorhaben dabei gewesen, das wirklich überzeugt hat. Und sonst? Da wird zum Beispiel von David Röthler und Wolfgang Gumpelmaier ein Webinar angeboten, das sich mit Crowdfunding im Kultur- und Sozialbereich beschäftigt und sich interessanterweise auch nach dem Crowdfunding-Modell finanziert.
Wenn alle schon ExpertInnen sind, dann ist das Angebot überflüssig, klar. Aber der Blick auf die Crowdfunding-Plattformen zeugt eher vom Gegenteil. Mit 10 Euro können Sie bereits bei diesem Webinar dabei sein, billiger kann man Wissen nicht erwerben. Wenn Sie wissen wollen, worum es konkret geht, hier finden Sie die Infos dazu.
Es gibt aber noch einen ganz egoistischen Grund: ich habe mich zu diesem Webinar angemeldet und würde mir wünschen, dass es stattfindet. Derzeit fehlen noch knapp 100 Euro, d.h. wenn sich noch 10 TeilnehmerInnen finden, dann findet das Webinar am nächsten Montag statt. Ansonsten bekomme ich dann zwar mein Geld zurück, mir wäre aber die Veranstaltung lieber. Das heißt, die Zeit ist knapp, Sie haben nur noch heute Zeit, um selbst einmal auszuprobieren, wie das ist, wenn man eine Crowdfunding-Aktion unterstützt. Ich hoffe, wir sehen uns am Montag. ;-)
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