© Paul-Georg Meister ; Pixelio
Früher, also so richtig früher, da gab es die reichen Unternehmer, die es sich leisten konnten, aus welchen Gründen auch immer, Kunst zu unterstützen. Idealerweise trug ihr Mäzenatentum dazu bei, den eigenen Ruf aufzuwerten, aber von Leistung und Gegenleistung war damals noch nicht unbedingt die Rede. Aus der Unterstützung wurde ein (professionelles) Miteinander, unter dem Begriff Sponsoring entstand eine Art Wissenschaft, die versuchte herauszufinden, worauf der Erfolg solcher Kooperationen fußt. Das Resultat waren und sind unter anderem die sogenannten Logofriedhöfe, über deren Sinn und Zweck man, so denke ich, streiten kann.
Sehr viel weiter geht da das, was vor einigen Jahren als Corporate Social Responsibility in Mode gekommen ist und häufig als die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung durch ein Unternehmen beschrieben wird. Eine eigene Unterform hat sich im Kunst- und Kulturbereich entwickelt, wir sprechen in diesem Fall von Corporate Cultural Responsibility. “Tue Gutes und rede darüber” beschreibt Anja Barth das Grundprinzip dieses Ansatzes in einem Blogpost, das sich mit der Frage beschäftigt, wie ein zukünftiges unternehmerisches Kulturengagement aussehen könnte?
Ihre Überschrift “Unternehmen + Kulturengagement + Crowdfunding = unternehmerisches Kulturengagement 2.0” macht deutlich, in welche Richtung sie dabei denkt. Barth, die bei der Crowdfundingplattform Startnext für die Unternehmenskooperation zuständig ist, ist davon überzeugt, dass Crowdfunding nicht nur für private UnterstützerInnen interessant ist, sondern auch Unternehmen von dieser Form der Projektfinanzierung profitieren können.
“Jenseits von klassischem Sponsoring und Mäzenatentum bietet Crowdfunding eine ganze Palette an Social Media Funktionen an, um (1) sein Engagement einer breiten Zielgruppe zu kommunizieren, (2) schnell, einfach und günstig passende Kulturkooperationen zu finden und (3) selbst Kulturprogramme zu entwickeln, um sich als innovativer Kulturförderer zu positionieren”,
so ihre Ansicht. Ich teile diese Ansicht und kann mir gut vorstellen, dass Crowdfunding für Unternehmen, die sich in Kunst und Kultur engagieren wollen, eine höchst interessant Alternative zu den mitunter nicht besonders aufregenden Sponsoringkooperationen darstellt. Die Gründe hat Anja Barth genannt.
Social Media statt Logofriedhof, so könnte man den Unterschied ein wenig polemisch beschreiben. Die Partnerschaft wird nicht mehr nur mit Hilfe von Logos auf Plakaten, Programmheften, etc. abgebildet, sondern wird im Social Web kommuniziert. Unternehmen können sich dabei die Kulturbetriebe als Partner aussuchen, die dort nicht nur vertreten, sondern auch entsprechend aktiv sind. Hinzu kommt: auf den Crowdfundingplattformen finden sich unzählige Projekte, die Wahrscheinlichkeit, dort kein zum eigenen Unternehmen passendes Vorhaben zu finden, ist relativ gering. Zumindest geringer als darauf zu warten, dass sich eine Kultureinrichtung mit dem passenden Projekt vorstellt.
Der vermutlich größte Vorteil liegt im finanziellen Bereich, denn im Unterschied zum Sponsoring kann ich bei Projekten, die über Crowdfunding finanziert werden sollen, mit eher kleinen Beträgen eine große Wirkung erzielen. Die ProjektinitiatorInnen haben in der Regel genau aufgelistet, welche Gegenleistungen es wofür gibt, sind aber vermutlich flexibel, wenn es z.B. um mehr als 500 Euro geht. Es mag zynisch klingen, aber ein Unternehmen, das sein Geld gezielt in Projekte steckt, die kurz vor der Finanzierung stehen, hat einen enorm großen Hebel. Nachdem auf den Crowdfundingplattformen das Alles-oder-Nichts-Prinzip gilt, ist der letzte Euro immer besonders viel wert.
Unternehmen haben so die Möglichkeit, im Social Web besonders aktive Kultureinrichtungen zu identifizieren und deren Projekte auf den Plattformen gezielt zu unterstützen, mit wenig Geld und großem Hebel. Nun mag mancher das als unmoralisch bezeichnen oder aus anderen Gründen als verwerflich betrachten. Der Kultureinrichtung sollte das egal sein, denn sie kann ihr Vorhaben dank der Unterstützung durch das Unternehmen realisieren. Hinzu kommt möglicherweise ein weiterer positiver Aspekt. Die Vorhaben sind auf den Plattformen ausführlich beschieben und ein Unternehmen kann schon im Vorfeld erkennen, ob ein Projekt gut ankommt oder nicht und so das Risiko eines Fehlschlags reduzieren. Bis jetzt halten sich die Unternehmen auf den Crowdfunding-Plattformen noch sehr stark zurück, aber das kann sich schnell ändern. Nicht unbedingt zum Nachteil von Kunst und Kultur.
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