Der nächste Treffpunkt KulturManagement im Spannungsverhältnis von Kunst, Kultur und Wirtschaft

Wenn wir auf das Miteinander von Wirtschaftsbetrieben und Kultureinrichtungen zu sprechen kommen, landen wir recht häufig beim Thema Sponsoring. Dabei kommt es zum Austausch von Leistung und Gegenleistung, wie es in den Lehrbüchern immer dezidiert heißt. Aber ist es nicht auffällig, dass wir den Austausch von Leistungen an dieser Stelle so betonen? Warum müssen wir darauf hinweisen, dass hier keine Geschenke verteilt werden?

Ich vermute, es hängt damit zusammen, dass eben doch oftmals Geschenke verteilt werden und das Prinzip Leistung – Gegenleistung nur unter Mühen aufrechterhalten werden kann. Und seien wir ehrlich, oftmals handelt es sich nicht um Sponsoring, sondern eher um Mäzenatentum. Das ist eigentlich nichts Schlechtes, denn warum soll jemand, dem etwas gefällt, dies nicht unterstützen.  Funktioniert nicht auch Crowdfunding großteils nach diesem Prinzip, was uns als Unterstützer von Projekten zu kleinen Mäzenen macht?

Der Nachteil: Kunst- und Kultureinrichtungen treten oftmals als Bittsteller auf. Sie sind es, die etwas brauchen, nämlich die Unterstützung durch die Wirtschaft. Zum Ausdruck kommt das, wenn ein Unternehmen berichtet, dass es hunderte von Sponsoringanfragen aus dem Kunst- und Kulturbereich bekommt. Andersherum ist das anscheinend nicht so, zumindest habe ich davon noch nie gehört.

Was aber muss getan werden, damit sich Kunst, Kultur und Wirtschaft auf Augenhöhe begegnen? Was muss sich ändern, damit auch Unternehmen die Leistungen von Kultureinrichtungen nachfragen? Der nächste Treffpunkt KulturManagement beschäftigt sich genau mit dieser Frage und hat mit Ingrid Weydemann und Elisabeth von Helldorff zwei Expertinnen eingeladen, die sich mit partizipativen Ansätzen zum Wohle beider Seiten beschäftigen.

Weydemann ist Leiterin des Museums Fronfeste Neumarkt am Wallersee und  begleitet als Ausstellungs- und Kulturmanagerin Kultur- und Nachhaltigkeitsprojekte. Sie ist zugleich Initiatorin der „Modellinitiative für Wirtschaft und Kultur“, die als EuRegio Projekt grenzüberschreitende  Partnerschaften zwischen Salzburg und Bayern, aber eben auch zwischen Wirtschaft und Kultur unterstützt. Ziel des Projektes ist es, über einen partizipativen Prozess  innovative Kooperationen zu schaffen, die synergetisch nachhaltige Projekte und Partnerschaften entstehen lassen. Auf diese Weise sollen die Wirtschaftsbetriebe nicht bloß als willkommene Förderer eines Projekts fungieren, sondern längerfristig auch selbst von den Kulturbetrieben profitieren.

Während im Rahmen der Modellinitiative vor allem die Frage im Vordergrund steht, wie sich Unternehmen zum eigenen Nutzen in Kunst und Kultur einbringen können, verfolgt Elisabeth von Helldorff einen etwas anderen Ansatz, der durch künstlerisches Denken unternehmerische Prozesse innovieren will. Von Helldorff, die 2009 das in Leipzig ansässige Büro für Kulturprojekte “Schwarz+Weiss” gegründet und seitdem die Geschäftsleitung innehat, studierte in Hildesheim erfolgreich Kukturwissenschaften und ästhetische Praxis. Seit Oktober 2011 ist sie nun Studentin der School of Design Thinking am Hasso-Plattner-Institut der Universität Potsdam.

Sie geht der Frage nach, in wieweit künstlerische Praxis das Wissensmanagement von Unternehmen befruchten kann. Von Helldorff bezieht sich dabei auf Frederick Taylor, der vor etwa 100 Jahren Arbeit erstmals als ein Aufeinanderfolgen von Prozessen beschrieb. Aus seinem Ansatz, diese Prozesse optimieren zu können, entwickelte sich eine Disziplin, die heute unter dem Wissensmanagement bekannt ist. Peter Drucker prägte später den Begriff des Wissensarbeiters und rief den mündigen Arbeiter aus, der selbst auf Ideen und Verbesserungen kommt. Heute geht man von einer Zwischenlösung aus, denn das Wissen und die Kompetenzen von Mitarbeitern können zwar durch Schulungen gefördert werden, ein Unternehmen muss aber vor allem Rahmenbedingungen schaffen, die den Mitarbeiter motivieren, sein Können auch anzuwenden. Es geht also um Vernetzung der Mitarbeiter untereinander, um anwendungsbezogene Schulungsmaßnahmen, um partizipative Innovationsprozesse und um ein gutes Kommunikationsklima. Für viele Unternehmen bedeutet diese Transformation zum “social business” eine Umstrukturierung der hierarchischen und organisatorischen Gegebenheiten, für die Instrumente entwickelt werden müssen.

Kunst kann in diesem Prozess eine interessante Rolle spielen. Denn anders als im Fall des traditionellen Sponsorings ist Ziel der Aktivitäten die Optimierung interner Prozesse. Ein Künstler kann in beratender Funktion diese Prozesse beobachten und mit seinem Blick neu ordnen. Er kann aber auch tiefer einsteigen und künstlerische Praxis als Mittel verwenden. Er kann sein Wissen und seine Arbeitsweise weitergeben, mit den Mitarbeitern praktizieren und somit im Personal selbst neues Denken implementieren.

Daraus ergeben sich zwei Fragen, die im nächsten Treffpunkt KulturManagement diskutiert werden sollen:

  • Wozu braucht ein Unternehmen gerade Kunst, wenn es um Wissensmanagement geht?
  • Wie kann sich ein Unternehmen absichern, dass sich die Investition auch „lohnt“?

Der Treffpunkt KulturManagement ist ein gemeinsames Onlineformat von Projektkompetenz.eu, Kulturmanagement Network und der stARTconference. Die Teilnahme ist kostenlos, die Installation einer Software nicht notwendig. Es ist zwar kein Nachteil, wenn Sie über eine Webcam und ein Headset verfügen, aber da die Adobe Connect-Plattform, die wir für diese Veranstaltung nutzen, über einen gut funktionierenden Chat verfügt, reicht es, am Mittwoch einfach diesen Link anzuklicken und dabei zu sein.

Wenn Sie sich über die bisherigen Veranstaltungen informieren wollen, können Sie das in unserem Treffpunkt KulturManagement-Wiki tun, dort finden Sie die Aufzeichnungen der bisherigen Online-Veranstaltungen. Der Treffpunkt KulturManagement ist darüber hinaus auch auf Facebook vertreten und wenn Sie schon vorab wissen wollen, wer alles dabei sein wird, dann können Sie im bereits angelegten Event nachsehen und sich auch gleich selbst dort registrieren.

Hier noch einmal die wichtigsten Infos:

Treffpunkt KulturManagement
Termin: 14.12.2011 von 9:30(!) bis 10:30
Thema: Kunst & Wirtschaft: auf der Suche nach neuen Allianzen
Impulsvortrag: Ingrid Weydemann & Elisabeth von Helldorff

Zugang: http://proj.emea.acrobat.com/treffpunktkulturmanagement


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Kommentare

Eine Antwort zu „Der nächste Treffpunkt KulturManagement im Spannungsverhältnis von Kunst, Kultur und Wirtschaft“

  1. Lässt sich die wissenschaftliche Arbeit von Frau von Helldorff einsehen? Der Aspekt künslerische Praxis für das Wissensmanagement zu nutzen ist sehr interessant und ich würde sehr gerne einen Blick in die Arbeit werfen.

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