Vielleicht erinnern Sie sich noch an den Vortrag, den Peter Kruse vor der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestags hielt. In drei Minuten legte er dar, warum wir gerade revolutionäre Zeiten erleben, mitverursacht durch das, was im Social Web passiert. Ein hoher Vernetzungsgrad, die Möglichkeit, spontan auf etwas zu reagieren und “kreisende Erregungen” führen zu Selbstaufschaukelungsprozessen, die wir nicht mehr steuern, sondern höchstens erspüren können. Wann diese Selbstaufschaukelungsprozesse stattfinden, lässt sich leider nicht vorhersagen, aber um die, wie es Kruse formuliert, “Resonanzmuster der Gesellschaft” erspüren zu können, braucht es jede Menge Empathie.
Warum ich Ihnen das erzähle? Das sind die Grundvoraussetzungen, um im Social Web (und auch darüber hinaus) erfolgreich zu kommunizieren, denn wenn wir ehrlich sind, träumen wir alle von diesen Selbstaufschaukelungsprozessen. Natürlich nur im positiven Sinn, den Shitstorm überlassen wir gerne den anderen. ;-) Dass sich mit der Ankündigung einer Veranstaltung nur schwerlich so ein (positiver) Aufschaukelungsprozess initiieren lässt, scheint klar. Begeisterung entsteht eher dort, wo Emotionen ins Spiel kommen, wo wir was zu erzählen haben. Wir können uns freuen, uns ärgern, wir leiden mit und erzählen anderen voller Enthusiasmus, was wir gerade erlebt haben.
So ähnlich ist es uns bis jetzt mit der stARTconference gegangen. Als wir 2008 eine kleine Runde organisieren wollten, gerieten wir schnell in eine Größenordnung, in der wir eigentlich ziemlich überfordert waren. Aber wir machten uns trotzdem voller Begeisterung an die Arbeit und so ein klein wenig wirkte die ansteckend auf andere, denn die Reaktionen auf die stART09 waren großartig, obwohl manches so gar nicht perfekt war. Die Wertschätzung, die wir dabei erfahren durften, hat uns ungeheuer motiviert und so fühlten wir uns immer wieder angetrieben, neue Themen aufzugreifen, neue SprecherInnen einzuladen und so all denen etwas zurückzugeben, von denen wir so viel bekommen haben.
Was also dieses Jahr anders machen? Uns kam die Idee, die Konferenz via Crowdfunding zu finanzieren. In Anlehnung an den 500. Geburtstag Gerhard Mercators, der einen Großteil seines Lebens in Duisburg verbracht hat und durch seine Weltkarte berühmt geworden ist, wählten wir die Seekarte als Metapher für das Erkunden des Social Web. Unser Ziel in Duisburg wird sein, eine Karte zu entwerfen, die uns das Navigieren im Netz erleichtert und uns zeigt, wohin die Reise gehen kann. Dass es eine Reise mit ungewissem Ausgang ist, hat Peter Kruse bereits klar gemacht. Das heißt aber nicht, sich völlig planlos auf die Reise zu begeben und alles dem Zufall (oder den Launen des Schicksals) zu überlassen. Wer ohne Ziel in See sticht, wird dasselbe nie erreichen können. So ähnlich ist es auch im Netz, denn viele Follower oder Fans sind zwar eine nette Sache, aber kein Ziel. Rechtliche Fragen haben seit dem Aufkommen von Pinterest weiter an Bedeutung gewonnen, was dürfen wir , was dürfen wir nicht? Coca Cola hat seine neue Kommunikationsstrategie vorgestellt, in der es heißt:
“We will move from creative excellence to content excellence.”
So wird deutlich, dass der Konzern nicht nur auf Storytelling setzt, sondern auch die Fans dabei miteinbeziehen möchte. Ob wir dabei auch auf Google+ setzen müssen, ist eine Frage, die es zu beantworten gilt. Und natürlich muss uns die Frage beschäftigen, in welcher Form wir auf das mobile Web setzen sollenmüssen? Macht es Sinn, das iPad in die strategischen Überlegungen miteinzubeziehen, reicht es, eine iPhone-App entwickeln zu lassen oder sind solche Fragen als Ausgangspunkt für die Beschäftigung mit dem mobilen Web der völlig falsche Ansatz?
Das sind so ein paar Klippen, die es zu umschiffen gilt, auf unserer Karte für die stART12 sind sie bereits eingezeichnet. Und es gilt natürlich der Frage nachzugehen, ob Crowdfunding ein möglicher Ansatz ist, um die fehlenden Gelder der öffentlichen Hand zu ersetzen? Im Fall der stARTconference handelt es sich um keinen Ersatz, denn wir haben noch nie öffentliche Förderungen erhalten. Wir haben viele UnterstützerInnen gefunden, große und vor allem viele kleine. Am Ende waren und sind wir immer auf die angewiesen, die bei der stARTconference dabei sind, die dazu beitragen, dass aus einer Konferenz mehr wird als eine Aneinanderreihung von Vorträgen. Die das Event zu einem Erlebnis machen.
Ob wir das auch dieses Jahr wieder hinbekommen? Ich weiß es nicht, denn in der ersten Hälfte unserer Crowdfunding.Kampagne haben wir weniger Unterstützung bekommen als erhofft. Von den angestrebten 25.000 Euro sind erst rund 5.000 Euro zusammen gekommen, 3.000 sind es auf der Plattform, der Rest ist dort noch nicht sichtbar, weil es eben etwas kompliziert ist, wenn jemand ein Ticket für die stART12 erwerben möchte und davor eine Rechnung braucht. Ich gebe es ehrlich zu, ich selbst habe Tage gebraucht, um die verschiedenen Abläufe zu kapieren und kann verstehen, dass viele nicht verstehen, was denn nun eigentlich der Unterschied zwischen einer Gegenleistung und einem Ticket ist.
Eigentlich ist es ganz einfach: wenn Sie bei der stART12 dabei sein wollen, dann besteht dazu noch genau 18 Tage die Möglichkeit, ein Ticket zu erwerben und gleichzeitig noch unsere Crowdfunding-Kampagne zu unterstützen. Sie müssen dazu nur dieses Formular ausfüllen (bei Frage 1 das “Lotsenpaket” ankreuzen) und für 150 Euro ein Ticket kaufen. Gelingt es uns auf diese Weise nicht, in den nächsten 18 Tagen, die Grenze von 25.000 Euro zu erreichen, dann wird es die stARTconference dieses Jahr nicht geben.
Vielleicht soll es die stARTconference aber auch gar nicht mehr geben? Vielleicht hat sich die Spirale der Begeisterung zu drehen aufgehört und Social Media ist bei uns allen soweit im Alltag angekommen, dass es dazu gar keiner Konferenz mehr bedarf? Vielleicht ist der Weg nach Duisburg zu weit, wo doch in Köln, München, Dresden, Frankfurt und Berlin stARTcamps organisiert werden, die zeigen, dass das stARTuniversum in den letzten Jahren gewaltig gewachsen ist? Vielleicht hat das klassische Konferenzformat ausgedient und wir alle finden viel mehr Gefallen an der Barcamp-Atmosphäre?
Peter Kruse hat von den Selbstaufschaukelungsprozessen gesprochen und in seinem Vortrag festgestellt, dass die Macht von den Anbietern zu den Nachfragern gewandert ist. Wir sind die Anbieter, Sie die Nachfrager. Ob es die stARTconference weiter geben wird, liegt in Ihren Händen. Ich bin gespannt!
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