“fail better“; By All in One Training (CC BY-SA 2.0)
Ich weiß nicht, welche Erwartungen mit der Veröffentlichung des Kulturinfarkt seitens der vier Autoren verbunden waren und ob sie mit diesem Aufschrei und den teilweise ins Persönliche gehenden Beleidigungen gerechnet haben. Aber es scheint schon wieder Gras über die Sache zu wachsen und so tun wir mittlerweile alle das, was wir vor dem Erscheinen dieser “Polemik” auch schon getan haben, wir arrangieren uns mit der Realität, die für viele Kultureinrichtungen aus finanzieller Sicht recht trostlos aussieht, so dass man sich fragen muss, warum die Aufregung so groß war. Schließlich sind viele dem Infarkt schon sehr nahe, allerdings hat ihnen, so denke ich, die Lösung, die die Autoren Dieter Haselbach, Armin Klein, Pius Knüsel und Stephan Opitz vorgeschlagen haben, nicht wirklich gefallen.
Dass dabei alle auf ihren eigenen Vorteil schauen, ist nachvollziehbar. Zwar meint Thomas Trenkler das österreichische Kunst- und Kulturbudget, wenn er feststellt, dass die “Schere zwischen der Erhaltung der Infrastrukturen und der Förderung ‘lebender Kunst’ (.) immer weiter auseinander (klafft)”. Aber ich denke, diese Feststellung lässt sich auch auf Deutschland übertragen. So kämpft also jeder für sich ums nackte Überleben und dabei geht das verloren, was in meinen Augen mit das wichtigste ist, wenn wir über das künstlerische Gestalten sprechen, die Vision.
Karlsdialoge #012 “Kulturinfarkt oder Kulturvision?”
In den vielen Repliken auf das Buch habe ich zwar oft gelesen, dass das, was die Autoren da vorschlagen, nicht geht. Niemand hat das aber an den Zielen, an den Visionen der eigenen Arbeit festgemacht. Über dieses Manko, die fehlenden Visionen in Kunst und Kultur, habe ich mich vor einigen Tagen mit Patrick Breitenbach im Rahmen der Karlsdialoge unterhalten. In der 12. Ausgabe dieser Podcastreihe haben wir uns “zwischen Kulturinfarkt und Kulturvision” bewegt. Im Rückblick auf das Gespräch, für das ich mich bei Patrick Breitenbach sehr herzlich bedanken möchte, bleibt mir die Erkenntnis, dass die meisten Kultureinrichtungen ängstlich darauf bedacht sind, den Status Quo aufrecht zu erhalten, weil sie fürchten, sonst etwas zu verlieren. “Fail, fail again, fail better”, dieser Aufforderung Samuel Becketts möchte heute niemand (mehr) folgen, denn es könnte ja der letzte Fehler sein. Aber diese Angst lähmt und verhindert Innovation und auch Visionen.
Siehe dazu: “Deutschland: Kulturpolitik ohne Visionen“
Schreibe einen Kommentar Antworten abbrechen