© Karin Wobig ; Pixelio
Wenn ich alte Bücher sehe, denke ich unweigerlich an Geschichten. An Geschichten, die sich vor langer Zeit zugetragen haben und uns Einblicke in längst vergangene Zeiten gewähren. Je größer die Faszination, desto schwerer fällt es uns, uns davon zu lösen, das Buch aus der Hand zu legen.
Aber Geschichten handeln nicht immer von längst vergangenen Zeiten und spielen in einer imaginären Welt, sondern finden in unserer realen Welt statt. Die Helden sind keine Ritter oder Prinzen, sondern die MitarbeiterInnen von Unternehmen, die uns ihre Produkte oder Dienstleistungen zu verkaufen versuchen. Konnten sie dabei früher auf die klassische Werbung setzen, haben sich mit dem Aufkommen des Social Web die Rahmenbedingungen verändert. Die Macht liegt nicht mehr in Händen der Anbieter, sondern es sind die Nachfrager, so Professor Peter Kruse, die heute bestimmen können, ob sich ein Produkt oder eine Dienstleistung etablieren können.
Viele Unternehmen, aber auch viele Kulturbetriebe sind mittlerweile im Social Web aktiv, haben aber noch nicht verstanden, dass sich die Zeiten geändert haben und die alten Methoden nicht mehr funktionieren. “Many organizations are not even aware that their message has lost all connection with their audience”, schreibt Raf Stevens in seinem Artikel “How to Give a Gift of Emotionally Engaging Content“, in dem er auf die Bedeutung des Storytelling verweist. Stevens, der letztes Jahr sein eBook “No Story, No Fans” veröffentlicht hat, betont, dass wir heute nur durch gute Inhalte Aufmerksamkeit erregen können und der einzig zielführende Weg sei es, Geschichten zu erzählen. Geschichten, die im Fall von Kultureinrichtungen deren Werte vermitteln, die ZuhörerInnen emotional berühren und es schaffen, Vertrauen entstehen zu lassen.
Es geht darum, die eigene Geschichte mit denen der ZuhörerInnen zu verbinden
Als erfahrener Storytelling-Experte fasst Raf Stevens seine Erfahrungen in einem Satz zusammen und schreibt: “Only create content that can be regarded as a little gift to your community.” Die Geschichte als ein Geschenk, das ist eine Herausforderung, wenn man weiß, welche Anforderungen Stevens daran stellt. Diese Inhalten, so schreibt er, müsse man kostenlos anbieten, man dürfe nicht nur nichts verkaufen wollen, sondern müsse versuchen, dass die eigene Geschichte Teil der Geschichten der ZuhörerInnen werde und sie sie emotional berühre.
In meinen Augen ist es vor allem die Herausforderung, die eigene Geschichte mit denen der ZuhörerInnen zu verknüpfen und sie so zu erreichen, vor denen viele Kultureinrichtungen stehen. Wer sich hierzu Gedanken macht, wird schnell erkennen, dass es sich dabei um eine viel größere Herausforderung handelt als das Ankündigen der nächsten Veranstaltung. Dazu müssen wir nicht nur wissen, welche Geschichten wir erzählen wollen, wir müssen auch wissen, wie man eine Geschichte erzählt.
Raf Stevens gibt in seinem Artikel jede Menge hilfreicher Tipps, die uns dabei helfen sollen, unsere Geschichten zu erzählen. Aber die Frage am Ende seines Artikels müssen wir ganz alleine beantworten: “So what’s your story?”
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