Crowdfunding

Crowdfunding in 11 Schritten (Teil II)

Im ersten Teil meiner kleinen Serie “Crowdfunding in 11 Schritten” habe ich das Wissen darüber, was Crowdfunding ist, stillschweigend vorausgesetzt. Nachdem es aber mittlerweile ganz unterschiedliche Formen von Crowdfunding gibt und es immer wieder vorkommt, dass man bei diesem Thema aneinander vorbeiredet, möchte ich an dieser Stelle eine Definition nachreichen und kurz zeigen, welche Formen des Crowdfunding es eigentlich gibt. Definitionen existieren mittlerweile viele, das Team vom Institut für Kommunikation in den sozialen Medien (Ikosom) hat in einem Blogbeitrag einige zusammengetragen, unter anderem auch eine von mir:

“Als Ausprägung des Crowdsourcing verfolgt das Crowdfunding das Ziel, Vorhaben zu finanzieren, bei denen es um die Durchführung von Projekten, die Entwicklung von Produkten oder Dienstleistungen, aber auch die Gründung von Unternehmen gehen kann. Die Initiatoren setzen dabei auf das Prinzip “kleine Beträge von vielen Unterstützern” und bieten dafür entsprechende Gegenleistungen an, die neben aus dem Vorhaben heraus generierten Produkten auch ideeller oder finanzieller Natur sein können. Eine Crowdfunding-Kampagne ist nur dann erfolgreich, wenn sie ihr Finanzierungsziel erreicht (Alles-oder-Nichts-Prinzip) und wird meist auf den im Internet entstandenen Crowdfundingplattformen durchgeführt.”

Aus der Definition geht hervor, dass es ganz unterschiedliche Formen von Crowdfunding gibt. Durchgesetzt hat sich das folgende Schema (siehe dazu auch: “Die vier Arten von Crowdfunding (Infografik)“)

  • Equity based: Diese Variante wird oft auch als Crowdinvesting bezeichnet, bei der die Unterstützer zum Beispiel in ein Startup investieren, um später am finanziellen Erfolg des Unternehmens teilzuhaben.
  • Lending based: Bei dieser Form des Crowdfunding geht es um die Gewährung von (Mikro)-Krediten, die vom Empfänger zuzüglich Zinsen zurückgezahlt werden müssen.
  • Reward based: Die Unterstützer erhalten eine Gegenleistung, entweder auf Produktbasis oder rein ideell. Auf diese Form der Unterstützung, die dem Sponsoring ähnelt, setzen viele Kultureinrichtungen.
  • Donation based: Entspricht der klassischen Spende, bei der es keine materielle Gegenleistung gibt.

Diese Ausdifferenzierung ist ein Beleg dafür, dass sich das Crowdfunding ständig weiter entwickelt. Eine Bestätigung findet diese Behauptung in der ständig steigenden Zahl an Crowdfundingplattformen, die sich, um im Wettbewerb mit anderen Anbietern bestehen zu können, zunehmend auf einzelne Nischen spezialisieren. So existiert seit kurzem mit Trevolta zum Beispiel eine Plattform, über die sich Reisen finanzieren lassen. Eine Anfang November 2013 veröffentlichte Liste zählt alleine in Deutschland 66 Plattformen

Schritt 3: Planen Sie Ihr Vorhaben sorgfältig

Spätestens jetzt sollte uns klar sein, dass eine Crowdfundingkampagne nicht ein kleines Anhängsel eines “richtigen” Projektes ist, sondern als eigenständiges Vorhaben zu gelten hat.

Das bedeutet, eine solche Kampagne sollte auch entsprechend geplant werden (siehe dazu unter anderem: “Wie sieht ein richtiger Projektstrukturplan aus?“). Und budgetiert, denn beim Crowdfunding gibt es nicht nur Einnahmen, sondern es fallen auch Ausgaben an. Die sollten Sie in Ihre Kalkulation miteinbeziehen, ansonsten zahlen Sie bei Ihrer Kampagne am Ende drauf. Ob das die Kosten für die anfallende Arbeitszeit sind oder das Geld, das Sie für die Gegenleistungen in die Hand nehmen müssen, alle diese Beträge erhöhen die Kosten für das gesamte Projekt, was wiederum Auswirkungen auf die Zielsumme der Crowdfundingkampagne hat.

Vergessen Sie vor allem bei der Kalkulation die Portokosten nicht, so Sie Ihre Gegenleistungen verschicken müssen. Das kann schnell ins Geld gehen, vor allem wenn die UnterstützerInnen aus dem Ausland kommen. Nicht alle tun Ihnen den Gefallen und wohnen um die Ecke. ;-)

Am Ende ist der Aufwand vermutlich größer als gedacht, deshalb ist eine vorsichtige Planung sicher von Vorteil. Ich habe den Aufwand für die stART12-Kampagne damals auch unterschätzt und würde die Arbeitszeit heute wesentlich großzügiger kalkulieren.

Schritt 4: Setzen Sie den benötigten Betrag fest

Am Ende steht dann aber fest, wie hoch das Budget für Ihr gesamtes Vorhaben ist und was Sie Ihre Kampagne kostet. Nun geht es um die Frage, welche Summe Sie mit Hilfe Ihrer Crowdfundingkampagne hereinbekommen möchten? In meiner Definition von Crowdfunding habe ich geschrieben, dass dabei meist das Alles oder Nichts-Prinzip gilt. Nur wenige Plattformen weichen davon ab und erlauben es einem, auch mit einem geringeren Betrag das Vorhaben zu starten. Also ohne die eigentliche Zielsumme erreicht zu haben. In meinen Augen ist das ein gefährliches Modell, denn am Ende sind es wieder die Honorare, die nicht ausgezahlt werden. Insofern bin ich mit dem Modell, dass das Geld nur erhält, wer seine Zielsumme erreicht, ganz zufrieden, denn ich betrachte es als hilfreichen Ansatz im Kampf gegen Selbstausbeutung im Kunst- und Kulturbereich.

Allerdings ist bei diesem Modell die Gefahr des Scheiterns entsprechend groß. Unter Umständen investieren Sie Zeit und Geld in Ihre Crowdfundingkampagne und schaffen es am Ende nicht, Ihre angestrebte Zielsumme zu erreichen. Auf den angefallenen Kosten bleiben Sie sitzen und Ihr Projekt können Sie vergessen. Deshalb macht es Sinn, sich im Vorfeld Gedanken über das Risiko Ihres Vorhabens zu machen. Unter Umständen versuchen Sie mit Ihrer Kampagne nicht das gesamte Projekt zu finanzieren, sondern nur einen Teil. Schaffen Sie Ihre Zielsumme nicht, können Sie hoffentlich das Projekt selbst trotzdem noch durchführen, wenn auch vermutlich mit Einschränkungen. Vielleicht erinnern Sie sich noch an den Theater Sommer Klagenfurt, dessen Kampagne ich im ersten Teil dieser Serie erwähnt habe. Um das Risiko zu minimieren, sollten mit der Kampagne nur die Kostüme finanziert werden. Wäre sie gescheitert, hätte das Stück trotzdem noch produziert werden können, wenn auch ohne oder mit billigeren Kostümen.

Lassen sich Crowdfundingkampagnen mit öffentlichen Förderungen kombinieren? Diese Frage taucht immer wieder auf, ich würde sie generell mit einem Ja beantworten. Aber Sie sollten sich immer die Konsequenzen überlegen, wenn es mit dem Crowdfunding nicht klappt. Theoretisch lassen sich etwa auch die Fördergelder aus Brüssel mit einer Crowdfundingkampagne verbinden. Das Risiko resultiert aus der Tatsache, dass Sie sich, so die Kampagne nicht klappt, sehr schnell nach Alternativen umschauen müssen, denn beim neuen EU-Förderprogramm “Creative Europe”gilt wie bei den meisten EU-Programmen das Prinzip der Kofinanzierung. Das heißt, Sie müssen die restlichen 40 oder 50 Prozent auf alle Fälle auftreiben, sonst verlieren Sie das Geld aus Brüssel auch wieder. Wenn Sie also vor allem bei großen Projektvorhaben auf Crowdfunding setzen, sollten Sie auf alle Fälle einen Plan B haben. Sonst droht das völlige Scheitern Ihres Projektes. Passiert das vor dem Start der Arbeit, mag das gerade noch in Ordnung sein. Wenn Sie aber  schon mit der Arbeit begonnen und erste Gelder ausgegeben haben, können Sie sich ein Scheitern schlichtweg nicht leisten. Insofern spricht gerade bei längeren EU-Projekten viel dafür, das Risiko zu minimieren und nur einen kleinen Teil des Budgets auf diese Weise zu finanzieren.

Wenn diese Punkte geklärt sind, gilt es die Frage nach der richtigen Plattform zu beantworten. Darum geht es dann in Teil III dieser Serie. Außerdem beschäftige ich mich mit der Frage, wie lange eine Kampagne dauern sollte? Eher lang oder eher kurz? Die Antwort auf diese Fragen gibt es nächste Woche.

Bild von Tumisu auf Pixabay

Siehe auch:


Beitrag veröffentlicht

in

von

Kommentare

7 Antworten zu „Crowdfunding in 11 Schritten (Teil II)“

  1. […] Link: Crowdfunding in 11 Schritten (Teil II) […]

  2. Klasse, vielen Dank ! Genau nach der Liste habe ich gesucht !! Ich finde die Idee einfach genial, gerade für Ideenfindung ist sowas pefekt, ich habe schon einige Male das Portal Atizo benutzt und war wirklich überrascht was für super Sachen dabei rauskommen !!

    Danke für den Artikel

    Viele Grüße
    Petra

  3. […] der Suchmaschinen oder einem sozialen Netzwerk hierher gesprungen sind, hier finden Sie Teil I und Teil II. Nachdem Sie Ihr Vorhaben und die Crowdfunding-Kampagne sorgfältig geplant haben und auch wissen, […]

  4. […] von Portokosten beim Verschicken der Goodies an die UnterstützerInnen). Hier findet ihr Teil I, Teil II und Teil III. Der Beitrag ist ein super Einstieg in das Thema und bekommt diese Woche unser […]

  5. […] zweiten Teil dieser Serie hatte ich geschrieben, dass eine Crowdfunding-Kampagne nicht ein kleines Anhängsel eines […]

  6. […] Form des Crowd­fund­ing wird als reward based crowd­fund­ing […]

  7. Christian

    Ein sehr guter und informativer Artikel zum Thema Crowdfunding. In diesem Bereich treten ja doch immer wieder Fragen auf. Dieser Artikel ist eine gute Möglichkeit, um sich genauer über diese Form der Finanzierung zu informieren.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.